1510 - Ein blinder Passagier
wir keine Auskunft geben. Das ist eine strikte Anordnung der Behörden."
„Interessant. Und warum nicht?"
„Das entzieht sich unserer Kenntnis", lautete die lakonische Auskunft.
Alaska verabschiedete sich und kehrte ins Hotel zurück. Ganz sicher war er sich nicht, ob er mit seinem Ausflug zufrieden sein sollte oder nicht. Seltsam schien es ihm auf jeden Fall zu sein, daß man einen Schleier des Geheimnisses um das alte Schiff legte.
Doch gerade diese Tatsache erschien Alaska bedeutungsvoll.
Testare gesellte sich zu ihm und berichtete, daß er zwar mit einigen Gästen gesprochen, aber nichts von Bedeutung erfahren hatte.
Gespannt warteten sie auf Ellerts Rückkehr aus der Stadt.
*
Abu Kasanski erweckte ganz den Eindruck, als habe er ihn erwartet. Er strahlte über das ganze Gesicht. „Ich glaube, Ernst, daß ich euch helfen kann", begrüßte er seinen Besucher und bat ihn Platz zu nehmen. „Es gäbe da ein Schiff, von dem sich sein Besitzer trennen möchte, weil er Geld benötigt - oder aus welchen Gründen auch immer. Jedenfalls ist ihm seine gesamte Mannschaft weggelaufen. Und eine neue bringt er - eben aus Geldmangel - nicht mehr zusammen. Ich kenne ihn nicht persönlich, er möchte im Hintergrund bleiben. Die Verhandlung führt ein Vertreter für ihn. Den wiederum kenne ich, ein recht zuverlässiger Arkonide."
Ellert genehmigte sich erst einmal einen Schluck. „Ein echtes Angebot also?" vergewisserte er sich, denn seine Skepsis war nicht so schnell zu überwinden. „Wann können wir mit dem Mann reden?"
„Das wird kaum nötig sein, ich habe schon alles in die Wege geleitet, aber da ihr wahrscheinlich doch einiges über das Schiff wissen möchtet, wäre ein Zusammentreffen vielleicht doch angebracht."
„So ist es. Um was für ein Schiff handelt es sich überhaupt?"
„Um einen terranischen Hundert-Meter-Kugelraumer."
Ellert zeigte sich nicht im geringsten erstaunt. Er hatte es geahnt. „Er steht auf dem Landefeld, ziemlich am Rand, wo die Hallen sind. Ich habe ihn gesehen. Macht einen recht guten Eindruck."
„Älterer Typ zwar, aber zuverlässig, wurde mir versichert. Der Preis ..."
„Warte! Das ist Alaskas Revier."
„Gut. Und wann treffen wir uns mit dem Agenten des Besitzers?"
„So bald wie möglich. Heute abend im Hotel bei uns?"
„Wird sich machen lassen. Also - bis dann."
Ellert verließ das Geschäftshaus Kasanskis und fuhr zurück ins Hotel, um den anderen die frohe Botschaft zu überbringen.
*
„Ist ja wunderbar", lautete Alaskas Kommentar, als Ellert seinen Bericht beendete. „Eigentlich merkwürdig, daß wir beide unabhängig voneinander den Kugelraumer ins Visier genommen hatten. Aber schließlich ist er auch das einzige Schiff, das unbeschäftigt wirkt. Wird Kasanski sich melden?"
Ellert deutete auf den Bildschirm des Visiphons. „Wir brauchen nur zu warten."
„Ich bin froh", meldete sich Testare von seinem Zimmer, dessen Tür weit offenstand, „daß wir nicht auf diesen verdammten Malaudi angewiesen sind. Ich hörte in der Bar einiges über ihn. Scheint ein ziemliches Früchtchen zu sein und hat allerhand auf dem Kerbholz. Ein Wunder, daß er noch frei herumläuft."
„Ich erwähnte seinen Namen bei Kasanski", sagte Ellert. „Auch der hält den Kiemen für einen gerissenen Gauner. Ein Glück, daß wir nichts mehr mit ihm zu tun haben."
Draußen begann es langsam zu dämmern, als das Visiphon eine Verbindung ankündigte. Der Bildschirm leuchtete auf. Das Gesicht Abu Kasanskis erschien darauf. „Ich bin mit dem Agenten in einer halben Stunde bei euch. Einverstanden?"
„Alles klar!" teilte Alaska ihm mit. „Wir erwarten euch."
Dreißig Minuten später betraten Abu Kasanski und ein Fremder die Suite. Der Agent war offensichtlich ein Nachfahre von terranischen Siedlern, der Terra noch nie gesehen hatte. Er stellte sich als Fedral vor und kam sofort zur Sache: „Mein Auftraggeber verlangt drei Millionen Galax und ist nicht bereit, über den Preis zu verhandeln. Ich glaube, daß die Summe nicht zu hoch gegriffen ist. Ihr könnt den Raumer jederzeit besichtigen."
„Ein faires Angebot", stimmte Alaska ohne Zögern zu. „Bist du mit morgen vormittag einverstanden?"
„Natürlich."
„Gut. Ist die Bezahlung per Syntronic Funds Transfer in Ordnung?"
„Ich denke schon. Wir regeln das morgen."
Abu Kasanski verbarg seine Zufriedenheit keineswegs, als sie nach der extrem kurzen Verhandlung zur Bar hinabfuhren, um den Handel zu begie-,ßen. Es
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