1517 - Die Mondhexe
okay, Glenda, du bist in Sicherheit.«
»Sie kommen noch!«, flüsterte sie. »Ich bin der Mondhexe im letzten Augenblick entwischt.«
Bei uns standen die Signale auf Alarm.
»Wo sind sie?«, fragte ich.
»Hinter der Tür. Ich denke, ihr solltet auf die Mondhexe schießen. Nehmt keine Rücksicht. Sie ist eine Mörderin. Feuert die Kugeln sofort ab, wenn ihr sie seht.«
»Okay.«
Ich hielt die Beretta als Erster in der Hand, und das war auch gut so, denn plötzlich bewegte sich die Tür, um danach durch einen starken Druck aufgestoßen zu werden.
Zwei Frauen standen dort!
Eine war angezogen, die zweite fast nackt, und in ihren gelben Augen leuchtete die kalte Pracht des Mondlichts…
Ich wusste ja, was ich tun musste, aber ich ließ mir trotzdem Zeit, denn dieses Bild faszinierte mich. Es war normal und trotzdem anders, und ich sah, wie überrascht nicht nur Doreen Anderson war, sondern auch die Mondhexe.
Sie wollte Glenda immer noch.
Deshalb ging sie vor.
Wer immer sich als Passant hier auf der Straße aufhielt und Zeuge war, der hörte die Schüsse, die Suko und ich abgaben. Wir schauten zu, wie die geweihten Silberkugeln in den Körper der halb nackten Frau einschlugen und ihren Vorwärtsdrang stoppten.
Blieben die Kugeln stecken oder…?
Ja, sie steckten, und sie sorgten in diesem Körper für eine Veränderung.
Die Kraft des Mondes war nicht so groß, als dass sie unseren Silberkugeln hätte widerstehen können. Bei Luna trafen Grenzkräfte aufeinander, bei denen es nur einen Sieger geben konnte. Luna war ein schwarzmagisches Geschöpf. Möglicherweise hatte sie es noch aus ihrem alten Hexendasein mitgebracht, jedenfalls nahmen die Kugeln ihr das Leben.
Sie war ein Mensch mit einem normalen Körper, aber sie war noch etwas anderes, und das bekamen wir jetzt zu sehen, als sich plötzlich das Licht aus ihren Augen löste.
Es huschte einfach hinaus und an uns vorbei. Die Augen kehrten nicht wieder, und so schauten wir in zwei schwarze Höhlen. Trotz allem war noch genug Kraft in der Mondhexe, dass sie auf den Beinen blieb.
»Das ist verrückt«, flüsterte Suko. »Ein - ein Phänomen.«
»Luna!« Doreen brüllte den Namen und konnte nicht fassen, was hier geschehen war. Sie warf sich gegen die Mondhexe, umarmte sie und warf sie um, sodass sie mit ihr zusammen zu Boden ging. Dort ließ Doreen sie immer noch nicht los, sie wollte offenbar mit ihr gehen oder sterben, aber sie blieb am Leben, nur Luna verging.
Noch einmal strahlte sie in ihrem Innern auf, dann brach ihr Körper zusammen. Er wurde dabei weich und schwärzte auch ein. Was zurückblieb, war etwas, das Ähnlichkeit mit einem großen Flecken Teer hatte.
Doreen Anderson hockte auf dem Gehsteig neben ihr und konnte es nicht fassen. Sie weinte, und hinter ihr sahen wir die anderen Frauen, die sich der Tür näherten.
Glenda kam zu mir. »Das habt ihr toll gemacht.«
Ich winkte ab. »Wir haben kaum etwas getan. Das Wichtigste hast du doch erledigt.«
Ihr Gesicht war noch blass, aber sie lächelte schon wieder. »Oder das Serum«, meinte sie.
»Aha. Jetzt wirst du Saladin bestimmt dankbar sein.«
Der Blick, den sie mir zuwarf, ließ mich den Kopf einziehen.
Glenda sagte nichts mehr. Sie trat in die Turnhalle, um mit den anderen Frauen zu sprechen, während der Ring aus Neugierigen um uns herum immer größer wurde.
»Der Fall ist gelöst«, sagte Suko. »Wieder mal.«
»Ja, aber wir müssen uns immer wieder auf neue Überraschungen einstellen.«
Danach holte ich mein Handy hervor, um zu telefonieren. Ein Arzt sollte sich Doreen Anderson mal genauer anschauen.
Plötzlich waren auch zwei Bobbys da. Das bekam ich jedoch nur am Rande mit, denn ich telefonierte bereits mit meinem nächsten Gesprächspartner. Es war Sir James Powell, der ein Recht darauf hatte, die Neuigkeiten als Erster zu erfahren…
ENDE
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