1518 - Das Cueleman-Debakel
laxe Ausdrucksweise noch immer nicht voll beherrschte. „Es wird heiß werden", erläuterte der Ilt und beobachtete, wie die Trägerschiffe zirka hundert Beiboote ausschleusten, ausnahmslos Raumjäger und gepanzerte Zerstörer zur Bodenzielbekämpfung. „Vier Raumjäger im Anflug auf uns", teilte Beodu mit, der ebenfalls die Ortungsanzeigen beobachtete. „Ich werde fliehen", sang der Ophaler. „Zwecklos", widersprach der Mausbiber. „Die sind viel schneller als deine Minnesängerschüssel.
Wenn du die nächsten Minuten überleben willst, mußt du singen."
„Das funktioniert nicht", meinte Salaam Siin. „Ich bin doch kein Friedensstifter, obwohl ich es gern wäre."
„Du sollst singen, damit die Blues merken, daß sie es mit einem neutralen Künstler zu tun haben.
Na, los schon! Du bist nicht ganz unbekannt. An deinen Liedern werden sie erkennen, wer in der Schüssel sitzt."
Salaam Siin reagierte zu langsam. Die vier Raumjäger waren heran und mit zirka viezigfacher Schallgeschwindigkeit in geringer Distanz an der HARMONIE vorbei. Da sich das Sängerschiff in den höchsten und dünnsten Schichten der Planetenatmosphäre befand, bekam es keine Schockwelle zu spüren. „Sing!" schrie Gucky den Ophaler an, der aussah, als wäre er vom Starrkrampf befallen.
Salaam riß sich gewaltsam zusammen.
Er blies seinen Membrankranz zum dreifachen Volumen auf und produzierte eine Art Kyrie, dem er mit den Anlagen der HARMONIE einen ganzen Chorgesang hinzufügte. Alles wurde vom Hyperkom aufgenommen und ungerichtet ins All abgestrahlt.
Die vier Raumjäger, die nach einem rasanten Kurvenmanöver zurückgekehrt waren, eröffneten das Feuer aus schweren Impulskanonen. Aber die scharfgebündelten und hochverdichteten Korpuskularstrahlen, für die der Schutzschirm des Sängerschiffs vermutlich kein Hindernis gewesen wäre, gingen mehrere hundert Meter an der 40-Meter-Schüssel vorbei, weil die Jäger Sekundenbruchteile vor der Feuereröffnung aus den starren Buggeschützen aus dem Kurs gerissen worden waren.
Gucky atmete auf und versuchte die Schweißrinnsale zu ignorieren, die seinen Nacken hinabliefen.
Salaam Siin brach seine Darbietung ab und reckte stolz den Kopf. „Es ist alles eine Frage der Kultur", stellte er fest. „Die Blues besitzen Kultur. Sie haben meine Darbietung als Kunstwerk erkannt und werden gleich anrufen und um mehr bitten." Der Hyperkommelder summte. Salaam schaltete das Gerät ein und musterte den Blue, der auf dem Holo erschien. „Admiral Ücbecööl Iitryyckeb an das Schiff des Ophalers!" zwitscherte der Blue. „Es ist gut, daß du mit dem nervtötenden Gejaule aufgehört hast, sonst hätte ich dich als Zumutung eingestuft und vernichten lassen.
Verhalte dich weiterhin ruhig und laß unsere Nerven in Ruhe, dann darfst du über Oytlok bleiben und dich davon überzeugen, wie wir Blues mit einem linguidischen Wortkünstler fertig werden. Ende."
Die Verbindung brach ab; das Holo erlosch.
Salaam Siin blies einen Klagelaut. „Hast du Gift bei dir, Gucky?" fragte er niedergeschlagen. „Ich bringe mich um. Meine Kunst hat versagt. Das Publikum hat mich ausgepfiffen."
„Unfug!" gab der Ilt belustigt zurück. „Wenn deine Kunst versagt hätte, wären wir jetzt tot. Störe dich nicht daran, daß Admiral Itzebühl oder so ein Kunstbanause ist. Die Blues haben nun einmal keine Sangeskultur, sondern nur eine Freßkultur.
Was meinst du, was bluessche Köche zusammenbrauen? Ich habe mal an einem Festmahl auf einen Bluesschiff teilgenommen, das der berühmte Koch Raühnär Zübülsch zusammengestellt hatte! Der Geschmack von dem Ylüttdarm-Gulasch liegt mir heute noch auf der Zunge."
„Kannst du mir erklären, wie das geschmeckt hat?" erkundigte sich Beodu. „Ja, aber ich schweige lieber", erklärte der Mausbiber. „Wie kann ein kleiner Attavenno nur eine so große Neugierde haben?" Er stieß einen schrillen Pfiff aus und zeigte auf verschiedene Holos. „Da, das sind Tausende Raumlandesoldaten und eine Menge Shifts der Blues, die aus den Transportern auf Oytlok regnen! Man bläst zur Treibjagd auf Bransor Manella. Das gefallt mir nicht. Ich traue ihm zwar nicht über den Weg, aber ein solches Schicksal habe ich ihm doch nicht gewünscht."
„Wir müssen ihm helfen!" sang Salaam Siin. „Versuchen sollten wir es", pflichtete Gucky ihm bei. „Da die Blues unsere Anwesenheit tolerieren und dieser Admiral uns ausdrücklich gestattet hat, der Jagd auf den Wortkünstler beizuwohnen, können wir
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