1518 - Sukos Albtraum
krächzend. »Ja, Shao und Suko gehören zusammen. Das ist bekannt, und ich freue mich, dass du mal wieder den Weg zu mir gefunden hast. Setz dich.«
»Danke.« Shao fand ihren Platz auf dem in der Nähe stehenden Hocker.
Sie fühlte sich gemustert und tat selbst völlig unbedarft, schaute sich um, nickte und lobte die Arbeiten des alten Hang.
»Ja, ich kann nicht klagen, Shao, ich habe gut zu tun. Manchmal wird es mir zu viel. Da überlege ich dann, ob es nicht besser wäre, aufzuhören. Aber man will meine Arbeiten haben, ich kann daran nichts ändern, und so mache ich weiter.«
»Hast du keinen Nachfolger?«
»Nein. Ich habe versucht, einen aufzutreiben, aber es hat nichts gebracht. Die jungen Leute, die Talent haben, sind nicht fähig, die nötige Geduld aufzubringen, die man bei dieser Arbeit haben muss. Und so bleibt alles an mir hängen. Schau dir die Figuren in den Regalen an. Meinst du, dass es viele sind?«
»Ja.«
Hang musste lachen. »Nein, das sind nicht viele. Es sind Auftragsarbeiten. Morgen wirst du von ihnen nichts mehr hier sehen. Dann werden sie ausgeliefert, und ich bin schon jetzt damit beschäftigt, wieder neue zu schaffen.« Er griff nach einer Holzschlange, die fast fertig war. Ihr fehlten nur noch die Augen. »Davon hat jemand zwölf bestellt.«
»Was will er damit?«
»Ich weiß es nicht. Aber es gibt Menschen, die einen Schlangenzauber durchführen. Vielleicht gehört er zu ihnen. Wer weiß.« Er lächelte Shao an und schob die gewundene Schlange aus Holz zur Seite. »Aber du bist nicht zu mir gekommen, um dir das anzuhören. Verzeih einem alten Mann, wenn er zu viel erzählt.«
»Das ist nicht schlimm, denn ich höre dir gern zu.«
»Danke. Und womit kann ich dir helfen? Ich glaube, dass du Probleme hast, und du brauchst mir auch nicht erklären, womit dein Freund sein Geld verdient. Suko ist hier bekannt, aber es wundert mich schon, dass du ihn nicht mitgebracht hast.«
»Um ihn geht es«, sagte Shao leise.
Hang legte seine Stirn in noch mehr Falten. »He, das hört sich aber nicht gut an.«
»Ich weiß, und ich bin auch nicht frohen Herzens zu dir gekommen. Bestimmt hätte Suko mich begleitet, wenn es ihm möglich gewesen wäre. Aber es war ihm leider nicht möglich, denn er ist verschwunden, und ich bin auf der Suche nach ihm.«
»Oh, ich habe ihn nicht gesehen.«
»Das kann ich mir denken. Ich möchte auch nicht von dir erfahren, ob du weißt, wo er steckt, nur - es ist alles nicht so einfach. Es ist nicht so, dass wir uns getrennt hätten. Sein Verschwinden hat einen anderen Grund, und der ist für mich nicht so einfach nachzuvollziehen.«
»Ist er freiwillig gegangen?«
»Mehr oder weniger.«
Hang lächelte und meinte: »Du musst dich schon deutlicher ausdrücken, meine schöne Blume.«
Jetzt lächelte Shao, und sie sprach davon, dass Suko von seiner Vergangenheit eingeholt worden war.
»Das muss nicht immer gut sein, Shao.«
»Genau dies ist mein Problem. Die Vergangenheit aus dem Kloster in China holte ihn ein, und er ist einfach gegangen, um gewisse Dinge zu bereinigen.«
»Gefährliche?«
»Ja. Ich fürchte um sein Leben und möchte ihm helfen.«
Hang nickte. »Das kann ich verstehen. Aber zuvor möchtest du einen Hinweis von mir erhalten.«
»Ja, darum bitte ich dich. Ich weiß, dass du dich in der Mythologie auskennst wie kein anderer. Götter, Dämonen, Wesen, die halb Mensch und halb Tier sind, das alles ist dir nicht unbekannt, und deshalb wende ich mich an dich, um von deinem Wissen zu profitieren.«
»Nein, Shao nein, du übertreibst. So gut bin ich nicht.«
»Darf ich es trotzdem versuchen?«
»Bitte.«
»Ich weiß nicht, ob er ein Mensch, ein Dämon oder ein Mittelding zwischen beiden ist, aber er war Suko bekannt, und fast hatte ich den Eindruck, dass er sogar Angst vor ihm gehabt hat, und das soll etwas heißen.«
»Dann sag mir bitte den Namen.«
»Ai Wei!«
Hang schwieg.
Man sagt den Chinesen nach, dass sie sich immer gut unter Kontrolle haben. Das traf bei Hang in diesem Fall nicht zu. Er zeigte sein Erschrecken nicht offen, nur ein kurzes Zucken umspielte seine Lippen, dann hatte er sich wieder in der Gewalt und wiederholte den Namen mit leiser Stimme.
»Kennst du ihn?«, fragte Shao.
Hang senkte den Blick.
»Ja, Shao, ich kenne ihn. Ich habe schon von ihm gehört.«
Die Chinesin atmete auf. »Das ist wunderbar. Dann kannst du mir sicherlich mehr über ihn sagen.«
»Musst du das wissen?«
»Ja, denn wo ich ihn finde, da muss
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