1519 - Das Symbol der Taube

vorbei war.
    Alaska beugt sich vorsichtig über sie. „Hallo, Goltmer!" Die Frau schlug die Augen auf. Unter ihrem haßerfüllten Blick zuckte Alaska unwillkürlich zusammen. Er wich einen Meter zurück und sagte: „Es tut mir leid, daß wir dich so behandelt haben. Aber wir glauben, daß alles auf einem Mißverständnis beruht."
    Goltmer strich die Decke beiseite und setzte sich auf. Ihre nackenlangen Haare waren zerzaust, das strenge Gesicht sah bleich aus. Sie strich mit beiden Händen über die Augen und Wangen, als wolle sie so den Schmerz beseitigen.
    Alaska folgte mißtrauisch ihren Bewegungen.
    Als sie ihre Massage beendet hatte, zeigte sie keine äußerliche Spur der vergangenen Stunde mehr. Goltmers Gesicht war eine Maske aus Beherrschung - nichtssagend und in seiner Leere bedrohlich. „Kann ich meinen Anzug wiederhaben?"
    „Leider nicht", antwortete Alaska. „Ich friere."
    „Nimm die Decke. Deinen Anzug bekommst du erst, wenn wir miteinander gesprochen haben."
    Erstmals zeigte sie wieder eine Regung. Goltmer schaute ihn verständnislos an. „Was gibt es zu reden?"
    „Sehr vieles. Wir werden dir unsere Geschichte erzählen. Damit du verstehst, weshalb wir auf Kembayan sind."
    „Kembayan?"
    „So nannte Barkon diesen Planeten, als er uns hierherbrachte. Er hatte Gedächtnislücken; daher konnte er sich an euren Namen nicht mehr erinnern."
    Goltmer stand auf und wickelte sich die Decke um den nackten Körper. Anschließend setzte sie sich wieder. „Ich sehe, daß es wirklich einiges zu erzählen gibt", meinte sie nachdenklich. „Fangt an damit.
    Und beeilt euch, bevor meine Leute eingreifen."
    Alaska durchschaute ihre leere Drohung. Dennoch tat er, als nehme er sie völlig ernst. Er wollte Goltmer nicht mehr demütigen, als er es durch die Entführung schon getan hatte.
    Den ersten Teil der Erzählung übernahm Ernst Ellert. Der Terraner setzte sich bequem in einen Sessel. Mit einer typisch terranischen Geste schlug er die Beine übereinander. „Vor langer Zeit trafen wir einen Mann, der sich Barkon nannte. Das heißt ich ..." Er zeigte auf den Cappin, der neben ihm stand, „und Testare. Zu diesem Zeitpunkt besaßen wir keinen Körper. Wir waren auf unseren Geist reduziert. Barkon versprach, uns Körper zu besorgen. Er sagte, er wisse einen Ort, an dem er uns helfen könne."
    „Warum nennst du diesen Mann Barkon?" fragte Goltmer. „Weil er selbst sich diesen Namen gab. An seinen wahren Namen erinnerte er sich nicht mehr.
    Aber er stammt aus demselben Reservoir wie ihr: Er hatte Kontakt mit den Querionen. Er zog durch die Bereiche des Kosmonukleotids DORIFER, um den Querionen Bericht zu erstatten."
    „Das alles ist nicht wahr", behauptete Goltmer ohne Überzeugungskraft. „Doch, das ist es", sagte Alaska nachdrücklich. „Ich weiß nicht, warum du die Realität leugnest.
    Wir wissen mehr, als du denkst."
    „Laß nur, Alaska", meinte Ellert milde. „Sie braucht etwas Zeit." Dann wandte er sich wieder Goltmer zu. „Gemeinsam mit Barkon zogen wir von einer kosmischen Station zur anderen, immer auf der Suche nach dem Ort der Erfüllung ... Den wir nicht finden konnten. Irgendwann aber hatten wir dennoch Erfolg.
    Wir erreichten die Station, aus der du stammst."
    „Und seitdem nennen wir diesen Planeten Kembayan", warf Testare ein. „Wenn du uns den wahren Namen sagst, Goltmer, verwenden wir ihn gern."
    Die Barkonidin blieb stumm. Ellert zeigte wieder das müde Lächeln, um das Alaska ihn im Augenblick beneidete. Er selbst hätte mit der Barkonidin wesentlich schlechter umgehen können. Er wäre zu plump gewesen, zu sehr auf die eigenen Probleme fixiert. „In der Station fanden wir 157 schlafende, unbeseelte Körper", fuhr Ellert fort. „Eine der Schlafladen war leer - die von Barkon nämlich. Zwei der Körper aus dem Reservoir gab Barkon uns. Er selbst blieb auf Kembayan zurück, während wir uns von ihm trennten." Er lachte. „Seitdem sind Testare und ich halbe Barkoniden."
    „Ihr seid Fremde. Nach wie vor."
    „Ja, Goltmer, du hast recht. Das erkennen wir an. Aber Feinde sind wir nicht."
    „Beweise, daß ihr diesen Mann namens Barkon wirklich getroffen habt."
    „Wie sollen wir das? Sind die Körper nicht Beweis genug?"
    „Nein."
    „Vielleicht können wir den Mann, den wir als Barkon kannten, aufwecken."
    „Drei Schlafstätten waren leer, als wir erwachten." Goltmer verzog sarkastisch das Gesicht. „Wahrscheinlich waren es gerade eure beiden und sein Fach. Das würde zu eurer