1528 - Im Schlund der Bestie
sie hin, weil ich sie hinnehmen muss. Aber ich verspreche Ihnen, dass ich sie jagen werde. Ich bleibe so lange hier, bis dieses Phantom nicht mehr existiert, denn ich gehe davon aus, dass es sich noch zeigen wird. Das hier war nicht sein letzter Auftritt, obwohl es sich uns hier nicht gezeigt hat. Es hat nur sein verdammtes Zeichen hinterlassen.«
»Bei Rico, meinen Sie?«
»Sicher, Stefanie, und jetzt würde mich interessieren, wie es überhaupt dazu gekommen ist.«
Sie stöhnte auf und presste für einen Moment beide Hände gegen ihre Schläfen. In dieser Haltung schüttelte sie auch den Kopf. Es fiel ihr schwer, ein Wort zu sagen. Als sie die Hände wieder sinken ließ, da sah ich ihr an, dass sie nachdachte, und schließlich erfuhr ich, was hier in der Wohnung vorgefallen war.
Beide hatten gedacht, in Sicherheit zu sein und das Grauen vergessen zu können, was sie allerdings nicht geschafft hatten. Das Phantom hatte hier erneut zugeschlagen, und es hatte Rico erwischt. Man konnte davon ausgehen, dass der Geist dieses Höllengeschöpfs ihn übernommen hatte. Er war innerlich verändert worden und hatte all das aufgeben müssen, was ihn zu einem Menschen gemacht hatte.
»Aber Sie beiden wohnen hier nicht in einem Haus?«
»Nein, ich lebe woanders. Ich habe nur eine Mini-Wohnung, deshalb sind wir zu Rico gegangen.«
»Das dachte ich mir.«
Stefanie legte mir eine Hand auf die Kniescheibe. Dabei schaute sie mich fast schon flehend an. »Können Sie mir sagen, Herr Sinclair, wie es weitergehen wird?«
»Nein, das kann ich nicht. Leider, muss ich sagen. Ich bin da wirklich überfragt.«
»Aber dieser Dämon ist nicht für immer verschwunden?«
»Das muss man leider so sehen. Ich gehe davon aus, dass er sich zurückgezogen hat. Ich will nicht sagen, dass er seine Wunden leckt, aber er wird darüber nachdenken, was er unternehmen soll, denn er weiß jetzt, dass ihm jemand auf den Fersen ist.«
»Aber das hält ihn nicht davon ab, etwas Böses zu tun?«
»Bestimmt nicht.«
»Und was passiert mit mir?«
»Darüber müssen wir noch reden. Im Moment sind Sie ja in Sicherheit. So kann ich mich um andere Dinge kümmern.«
»Gehen Sie weg?«
»Nein. Nur in ein anderes Zimmer.«
Sie sagte nichts darauf, obwohl sie sich sicher fragte, was ich in Rico Appelts Wohnung noch zu finden hoffte.
Ich ging in die Küche, weil ich in Ruhe telefonieren wollte.
In London würde man davon ausgehen, dass ich am heutigen Abend wieder zurückkehrte. Das würde nicht klappen. Es gab hier wichtigere Dinge zu erledigen.
Ich rief Sir James, meinen Chef, direkt an.
»Sie sind schon gelandet?«
»Nein, ich befinde mich noch immer in Deutschland und werde wohl noch bleiben müssen.«
»Probleme?«
»Leider.«
»Ich höre, John.«
Sir James erfuhr von mir, was Harry Stahl und ich erlebt hatten. Er unterbrach mich nicht, nur seine heftig gewordenen Atemzüge waren zu hören, und schließlich stöhnte er auf, wobei er sagte: »Nein, nicht schon wieder.«
»Doch, Sir, es ist leider so.«
»Sie sind wie ein Magnet, John, das muss ich Ihnen sagen. Sie ziehen die andere Seite an. Man lässt ihnen keine Zeit, um mal durchatmen zu können.«
»Stimmt.«
»Können Sie in etwa sagen, wie lange Sie noch bleiben müssen?«
»Nein, Sir. Ich kann hier nicht aufgeben, bevor das Phantom gestellt und vernichtet ist.«
»Gut, dann räumen Sie zusammen mit Harry Stahl auf.«
»Ich werde es versuchen.« Unser Telefonat war vorbei. Als ich mich umdrehte und das Handy wegsteckte, sah ich Harry Stahl in der Tür stehen.
»Du bleibst also, John?«
»Natürlich.«
»Ich bekam die letzten Sätze deines Gesprächs mit.« Er lächelte erleichtert. »Nichts anderes habe ich von dir erwartet. Die andere Seite wird sich bestimmt nicht zurückgezogen haben.«
»Davon kannst du ausgehen.«
»Aber was hat sie vor?«
Ich hob die Schultern an. »Sorry, da musst du mich was Leichteres fragen. Unser Freund wird sauer sein, weil wir ihm einiges vermasselt haben. Er denkt natürlich nicht an Aufgabe, das steht fest, aber wo er zuschlagen wird, weiß ich nicht. Er wird es uns auch nicht sagen.«
»Ich habe dieses Höllenloch an der Autobahn nicht vergessen.«
»Stimmt, Harry. Das war ja noch örtlich begrenzt, und deshalb steht zu befürchten, dass er noch ein größeres schaffen wird. Ich frage mich nur, warum er das tut. Was ist der Grund?«
»Keine Ahnung. Es muss was mit der Hölle zu tun haben. Mit dem Teufel, John, und dafür bist du
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