1535 - Der Satan von Soho
Gas und jagte mit quietschenden Reifen die Auffahrt hoch.
»Losfahren oder nicht?«, fragte Suko.
»Wir fahren.«
»Gut.«
Ich wusste nicht, ob er es wirklich so meinte, denn ich hatte dabei meine Probleme. Wohl fühlte ich mich nicht in meiner Haut. Hier lief einiges aus dem Ruder, und meine innere Anspannung verringerte sich ebenfalls nicht. Ich stieg trotzdem ein, zog die Tür zu und schnallte mich an. Suko tat auf der linken Seite das Gleiche.
Es war alles Routine, was wir taten. Dennoch kam es mir in diesem Fall wie Neuland vor. Ich hatte das Gefühl, auf einem feurigen Kohlehaufen zu hocken, der jeden Moment auflodern und mich fressen konnte. Ich wusste auch nicht, ob mir kalt oder heiß war, ich spürte beides, und als ich anfuhr, hoppelte der Rover etwas.
»He, du bist doch nicht nervös?«, fragte Suko.
»Kaum«, murmelte ich.
»Denk immer daran, dass ich bei dir bin«, machte Suko mir Mut.
»Danke.«
Nach dieser Antwort lenkte ich den Rover in den Mittelgang, der uns zur Ausfahrt brachte. Zu beiden Seiten reihten sich die Parktaschen aneinander, wobei die Hälfte von ihnen schon leer war.
Die kleinen Schweißperlen auf meiner Stirn vermehrten sich nicht. Je länger ich fuhr, umso cooler wurde ich. Als die Hälfte der Stecke hinter uns lag, atmete ich zum ersten Mal tief durch.
»Geht doch«, sagte Suko.
Ich war nicht so optimistisch. »Wir sind noch nicht draußen.«
»Aber bald.«
»Mal sehen.«
Vom Rücksitz her meldete sich Lucy Martin. »Ich habe nichts gesehen. Wenn er hier ist, dann muss er sich verdammt gut versteckt haben.«
Ich gab ihr keine Antwort. Auch Suko schwieg.
Vor uns lag das letzte Drittel der Strecke, und die Spannung bei mir stieg wieder an. Ich kannte den Grund dafür nicht, doch es konnte durchaus eine Vorwarnung auf das Kommende sein.
Noch ein Wagen fuhr rückwärts aus einer Parktasche. Der Fahrer nahm keine Rücksicht, ob sich jemand auf dem Mittelgang befand. Er fuhr einfach los und zwang mich, auf das Bremspedal zu treten.
»Idiot«, meldete sich Lucy vom Rücksitz her.
Wir ließen diesen Idioten fahren. Alles sah danach aus, als würde er die Garage normal verlassen.
Genau das täuschte!
Die andere Seite war da, und sie zeigte sich mit einer erschreckenden Brutalität. Der Henker von Soho huschte weder von rechts noch von links heran, er kam aus der Höhe, als hätte er dort gelauert. Doch so war es nicht. Wir sahen wieder die farbigen Bänder, die wie Luftschlangen zwischen Boden und Decke wirbelten, und einen Moment später war es schon passiert.
Der Satan von Soho hatte sich materialisiert. Er ließ sich als stoffliche Gestalt fallen und landete auf der Kühlerhaube des vor uns fahrenden Wagens, übrigens ein Volvo der neuen Baureihe.
Den Aufprall hörten wie alle. Der Wagen wurde abgebremst, die Kühlerhaube war eingedrückt, und das Fahrzeug rutschte etwas nach links.
Was wir sahen, das sah der Fahrer ebenfalls. Eine mächtige und düstere Gestalt, die mit einem Schwert bewaffnet war, dieses nur mal kurz anhob und dann auf das Autodach schlug. Dort zerteilte die Klinge das Metall wie Papier.
Wir hörten den gellenden Schrei des Fahrers, der im nächsten Moment verstummte.
Auch Lucy schrie auf, denn sie sah, dass sich Samson nicht mehr an seinem Platz befand. Er ging mit schweren Schritten über das Autodach hinweg, das er zudem noch eindrückte, um sein neues Ziel zu erreichen.
Das waren wir.
Den Raum zwischen den beiden Fahrzeugen schätzte ich auf gute fünf Meter. Die musste die Gestalt zurücklegen, um zu uns zu gelangen.
Auf keinen Fall wollten wir im Rover sitzen bleiben.
Suko und ich stießen zugleich die Türen auf. Wir wollten uns zwischen den beiden Fahrzeugen treffen, um uns Samson entgegenzustellen.
Aber der Satan von Soho machte uns einen Strich durch die Rechnung.
Es gelang uns auch nicht mehr, auf ihn zu schießen, denn wie ein Gummiball sprang er nach einer kurzen Berührung des Bodens in die Höhe, und noch im Sprung verwandelte er sich plötzlich in eine farbige Spirale.
Suko und ich hatten das Nachsehen. Beide spürten wir die Wut in uns aufsteigen. Verfolgen konnten wir ihn nicht.
Wir wollten sehen, was er angerichtet hatte.
Den Volvo hatten wir schnell erreicht. Ich war an der Fahrerseite.
Bevor ich die Tür aufriss, warf ich einen Blick durch das Fenster und sah den Fahrer in einer unnatürlichen Haltung schlaff auf seinem Sitz hocken.
Erst als ich die Tür aufgezerrt hatte, sah ich das Blut und den Spalt im
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