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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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erreichten die Mauern, kurz bevor das Wasser über ihnen zusammenschlug. Er hatte gerade noch Zeit, einen der beiden zu sich heranzuziehen. Nun waren sie mehr als ein Dutzend. Über ihren Köpfen rauschte die Welle hinweg.
    Ohrenbetäubender Lärm ließ Yeshki die Orientierung verlieren. Ein paar Sekunden lang stand alles unter Wasser, und er fühlte sich, als werde er in einen eiskalten Höhlenfluß geworfen.
    Schon kam der Sog; das Wasser zog ihm die Beine weg und wirbelte ihn gegen die rückwärtige Mauer. Yeshki bekam Unebenheiten im Stein zu fassen. Er krallte sich verzweifelt fest, bis alles vorbei war.
    Tropfnaß und unverletzt kam er auf die Beine.
    Von dreizehn Vyynyit hatten immerhin elf überlebt.
    Damit konnte er zufrieden sein. Dem Stamm standen fruchtbare Zeiten bevor.
     
    *
     
    Yeshki beobachtete aufmerksam Fulys Werdegang.
    Den entscheidenden Durchbruch, jedenfalls in den Augen des Protek, erzielte der junge Mann ebenfalls mit den Schutzmauern. „Ich habe eine Idee", wandte sich Fuly eines Tages an ihn.
    Natürlich hatte Yeshki noch gut die Erlebnisse an der Oberfläche in Erinnerung - und war deshalb mißtrauisch.
    Dennoch sagte er: „Sprich."
    „Dazu mußt du mir zu einer der Schutzmauern folgen."
    Gemeinsam suchten sie eines der niedrigen Bauwerke auf, das nur dreißig Meter vom Eingang der Nordsiedlung entfernt stand. „Ich habe mir etwas ausgedacht, Protek. Noch immer sterben während der Wassereinbrüche Vyynyit, selbst wenn sie die Schutzwälle erreicht haben. Sie werden seitlich weggeschwemmt, wenn der Sog einsetzt ..."
    „Das stimmt", entgegnete Yeshki abweisend. „Aber wir dürfen die Seiten nicht schließen. Niemand hat die Zeit, von oben hineinzuklettern."
    „Das will ich auch gar nicht. Ich möchte Türen an beiden Seiten."
    „Türen?" wiederholte Yeshki nachdenklich. Seine Worte hallten von der niedrigen Kavernendecke schrill zurück. „Unmöglich. Auch zum Öffnen und Schließen von Türen ist keine Zeit. Wenn das Wasser kommt, bleiben nur Sekunden."
    „Ich habe das bedacht!" Fulys Stimme kippte fast um vor Begeisterung. „Wir bauen Türen, die immer offenstehen. Die Angeln befinden sich an der Seite, von der Wasser zu erwarten ist. Kommt das Wasser, flieht jedermann in den Schutz der Mauern. Und ist das Wasser da, schlägt es durch seine Wucht die Türen zu."
    „Das ist gut ...", murmelte Yeshki. „Gut und einfach."
    „Unsere Schmiede sollen einfache Schlösser bauen, die von allein einrasten. Dann kann nichts mehr geschehen."
    Fulys Idee faszinierte ihn. Yeshki ließ den Stamm die Arbeit aufnehmen. Nun, da alle den Nutzen der Mauern gesehen hatten, murrte niemand mehr. Nicht zuletzt garantierte eine größere Zahl von Vyynyit auch vermehrte Sicherheit vor den Licüüt und Vecú.
    In den Toren steckte sehr viel Aufwand. Der Stamm war auf lange Zeit beschäftigt.
    Aber Yeshki dachte bereits sehr viel weiter. Irgendwann später nahm er Fuly beiseite und führte ihn an den vorderen Rand der Mirtizzgründe.
    Hundert Meter entfernt waren die Sammler des Stammes unterwegs, um Nahrung für den Tag zu besorgen. Mit Zurufen orientierten sie sich. In den Gründen wuchsen kaum cholidische Pilze, und Mirtizz war nicht leicht zu ernten.
    Aus der Kaverne selbst drang das Gehämmer der Schmiede zu ihnen. Außerdem das Knacken des Gesteins, das ferne Rauschen des leuchtenden Flusses. „Sieh dort drüben, Fuly. Die andere Seite, das Land hinter dem Weltenspalt. Was gäbe ich darum, könnte ich den Stamm der Vyynyit dort ansiedeln."
    „Und wie willst du das machen, Protek?"
    Er stieß ein schrilles Kichern aus. „Ich weiß es nicht. Deshalb habe ich dich ja hierher gebracht. Hör zu, Fuly: Ich hatte eine Vision!
    Ich habe eine Brücke aus Seilen gesehen, die auf die andere Seite führt ..."
    „Unmöglich, Protek! Wie sollte man eine solche Brücke bauen? Es gibt keinen Weg auf die andere Seite."
    „Das ist deine Aufgabe. Nimm dir Zeit, soviel du brauchst. Ich entbinde dich vom Wachdienst und vom Sammeln. Vielleicht fällt dir die Lösung ein."
    „Ich habe eine bessere Idee. Der Leuchtstab an deinem Gürtel; die Waffen, die Blitze verschießen; das, was in deinem Haus lagert, Protek ... Es stammt alles von den Lichtgöttern, nicht wahr?"
    „Ja", gab Yeshki unbehaglich zu. „Ich denke schon."
    „Vielleicht finden wir oben an der Oase auch etwas, womit man Brücken baut."
    „Unmöglich!"
    „Warum?"
    „Weil ... wir nicht imstande sind, den Sinn der Gerätschaften zu

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