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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hörte sie nicht bewußt; doch seine sängerischen Reflexe strukturierten ein Ensemble aus irdischen Flöten um die Worte. „Salaam Siin! Hörst du nicht?"
    Mit einem quäkenden Mißton verstummte der Akkord.
    Salaam Siin fand in die Wirklichkeit zurück.
    Durch den Mittelschacht hatte Gucky die Projektorschüssel betreten. Der Mausbiber wirkte ärgerlich, die Fäuste in die fülligen Hüften gestemmt. „Du hörst wohl nie zu, wenn man mit dir redet!" rief Gucky.
    Salaam Siin summte einen entschuldigenden Ton. Ein weiterer Impuls ließ die Illusion von weiter Landschaft verschwinden. Nackter Metalluntergrund erschien. „Manchmal bin ich weit weg", sang er, „Aber jetzt höre ich zu."
    „Wir haben eine Funkbotschaft von Reginald Bull erhalten ..."
    „Ich denke gern an den dicken Mann." Salaam Siins Worte bildeten eine fröhliche Melodie. „Wie geht es ihm?"
    „Gut. Mein Gott, der würde jetzt Leben in diese triste Bude bringen." Gucky seufzte und ließ sich neben dem Ophaler nieder. „Also: Bully sagt, er hätte sich mit dem Galaktischen Ortungssystem GALORS befaßt. Es gibt sonderbare Hinweise. Undefinierbare Impulse aus einem Sektor ganz in der Nähe."
    „Und?" fragte Salaam Siin zurück, plötzlich mißtrauisch. „Wir sind seit elf Monaten in der Eastside unterwegs.
    Und zwar auf deine Initiative hin! Jetzt steht die vergebliche Reise kurz vor ihrem Ende. Was sollen wir noch tun?"
    Gucky erhob sich ärgerlich. „Na was wohl? Wenn der ehemalige Staatsmarschall des Solaren Imperiums eine Bitte ausspricht ..."
    „Müssen wir noch lange nicht springen!" Die Worte kamen aus dem Antigravschacht.
    Soeben sprang Beodu hervor. Der kleine Kopfflügler aus dem Universum Tarkan gesellte sich zu den beiden Freunden. „Ihr habt ja noch gar nicht alles gehört!" empörte sich Gucky. „Das wollen wir auch nicht!" gab Beodu ebenso aufgeregt zurück. „Erst hast du gesagt, wir müßten unbedingt das Geheimnis der Linguiden untersuchen. Dem größten aller terranischen Mutanten könne man so eine Kleinigkeit nicht abschlagen. Deine Fähigkeiten sind doch angeboren! Und drittens ..."
    Salaam Siin schmetterte einen ungeduldigen Paukenschlag dazwischen. Gucky und Beodu verstummten. Beide wandten sich ihm zu. „Ich bitte euch um Ruhe, Freunde. Wir drei sind vielleicht schon zu lange allein. Vergeßt nicht, daß wir elf vergebliche Monate hinter uns haben. Du hast natürlich recht, Beodu, aber ich möchte hören, was Gucky zu sagen hat."
    Dabei legte er einen einschmeichelnden Psi-Klang in seine Worte. Beodu beruhigte sich sichtlich, ebenso der Ilt. „Es geht um sonderbare Impulse aus dem Psi-Spektrum", berichtete Gucky ruhig. „Sie stammen aus einem Gebiet, das nur 860 Lichtjahre von hier entfernt ist, an der Grenze zum Halo. Drei Systeme kommen als Ausgangspunkt in Frage. Bully will mit der CIMARRON bald nachkommen. Bis dahin sollen wir die Sache untersuchen."
    Salaam Siin überlegte eine Weile. „Warum nicht", sang er dann.
    Und Beodu setzte hinzu: „Wenn Gucky hinterher bereit ist, aus der Eastside zu verschwinden ...
    Ich bin es leid, den Linguiden nachzujagen."
    Rasch hob der Mausbiber beide Hände. Sein pelziges Gesicht zeigte die beste Unschuldsmiene, die ein Ilt überhaupt nur produzieren konnte. „Versprochen, Freunde! Wir sehen uns nur diese Impulse an, dann schauen wir weiter."
    Salaam Siin bemerkte wohl den Fallstrick in der Aussage. Aber er wollte seine Ruhe. Er hatte keine Lust auf Diskussionen. Deshalb stimmte er zu. In einem Wortgefecht wäre er doch nur versucht, den Mausbiber mit psionischen Gesängen zu beeinflussen - und darauf konnte der Ilt ausgesprochen böse reagieren. „So machen wir es", sang er abschließend. „Geht ihr in die Zentrale und legt den Kurs fest."
    Seine beiden Freunde verließen die Projektorschüssel, wieder einträchtig nebeneinander.
    Völlige Ruhe trat ein.
    Salaam Siin entspannte sich ein paar Sekunden, dann ließ er die Projektoren einen Akustikdom von fünfzig Metern Höhe erstellen. Erste, noch farblose Kadenzen verließen seinen Membrankranz. Dann aber blies er das Organ zu vollem Umfang auf und brachte die ersten voluminösen Töne hervor.
    Der Gesang der heraldischen Tore von Siom Som.
    So oft hatte er dieses Stück schon gesungen. Aber immer wieder brachte es eine melancholische Saite in ihm zum Klingen.
    Ein Meistersänger in der Fremde, Millionen Lichtjahre von der Heimatgalaxis entfernt. Unter Freunden, aber doch allein ... Er sehnte sich nach Mardakaan

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