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1541 - Das himmlische Stück

Titel: 1541 - Das himmlische Stück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einen weiten Bogen. Vorsichtig pirschte er sich von hinten an das himmlische Stück heran. Dabei wurde er unfreiwillig Zeuge der Schlacht; die Blues kämpften mit totalem Einsatz, als handle es sich um den letzten Kampf ihres Lebens. Und für viele stimmte das ja auch. „Gucky!" rief der Meistersänger per Funk. „Gucky, du mußt mir helfen! Sie stürzen das himmlische Stück in den Abgrund!"
    „Schon dabei!" lautete die Antwort des Ilts. „Ich hab’s gerade selbst entdeckt. Wir kommen von beiden Seiten gleichzeitig."
    „Aber Vorsicht, sie haben Strahler!"
    Salaam Siin flog im Schutz einer Mauer nahe an den Spalt - in nur einem Meter Höhe. Aus Zufall traf ein Schwerthieb seinen Schutzschirm.
    Der Blue schaute verblüfft zunächst ihn an, dann sein deformiertes Schwert. In der Sekunde darauf löschte ein anderes Schwert sein Leben aus. „Beodu ...", murmelte er. Die Töne drangen kaum aus seinem verkniffenen Membrankranz. „Beodu, komm ..."
    Gleichzeitig mit dem Mausbiber eröffnete er das Paralysefeuer. Doch die Vecú schossen zurück, kaum daß sie den Angriff bemerkt hatten. Salaam Siin ging in Deckung. Er sah nur noch, daß der Führer des Trupps jetzt Wachen aufgestellt hatte. „Gucky! Kannst du telekinetisch nichts machen?"
    „Nein, Sänger!
    Abwarten!" Da. Er murmelte ein zaaturisches Schimpfwort. Über den Mauerrand hinweg sah er, daß sich das himmlische Stück neigte. Er lugte mit aller Vorsicht an der Seite vorbei; die Vecú hatten ihren Hebel verankert und zogen nun. „Das himmlische Stück ist ein ziemliches Leichtgewicht!" piepste der Mausbiber überrascht. „Los, Siin!
    Frontalangriff!"
    Der Meistersänger nahm seinen ganzen Mut zusammen.
    Wo blieb Beodu? Zwanzig Minuten jetzt schon.
    Er schoß aus der Deckung hervor und eröffnete das Feuer. Sein Pikosyn steuerte einen wilden Schlenkerkurs, mitten unter die Vecú. Mit dem Schirm streifte er zwei Hebelstangen und riß sie aus der Verankerung, und bevor die anderen noch reagieren konnten, war er bereits vorbei.
    Zehn Meter weiter ereilte ihn die Antwort.
    Mindestens fünf Strahlbahnen kreuzten sich auf seinem Schirm. Aus Energiemangel fiel der Antigrav aus; Salaam Siin stürzte wie ein Stein ab und schlitterte auf dem glatten Boden zwanzig Meter weiter.
    Rasch brachte er sich kriechend in Sicherheit. „Beodu!" schrie er über Funk. Die Vecú waren kurz davor, blindwütig das Feuer auf alles und jeden zu eröffnen. „Wo bleibst du, Beodu?"
    „Bin schon da!" ertönte die triumphierende Antwort. „Dieses Gestein ist wie Watte! Mehr Höhlen als feste Schicht!" Aus der Decke brach loses Geröll. Und plötzlich fiel Tageslicht in die Kaverne Xiim.
    Von einer Sekunde zur ändern hörten die Kämpfe auf. Die Blues hatten die Hände vor ihre Augenpaare geschlagen und krümmten sich am Boden. „Die Lichtgötter!" ertönte es von überall.
    Aber Salaam Siin wußte es besser. Durch das Loch in der Decke schwebte gemächlich und mit aller Vorsicht die HARMONIE.
     
    *
     
    Die Kaverne Xiim bot ein Bild der Verwüstung.
    Salaam Siin schätzte, daß allein in seinem Blickfeld mindestens hundert Leichen lagen. Und die Großen Sänger mochten wissen, wie viele Blues die Wassereinbrüche in den Weltenspalt gespült hatten.
    Im Mittelpunkt der Kavernendecke klaffte ein rechteckiger Schnitt von dreißig Metern Breite.
    Beodu hatte mit Desintegratorfeuer einen regelrechten Schacht ins Gestein hindurchzwängen müssen ... und nun schwebte das ehemalige Netzgängerschiff hier. Überall regten sich jetzt die Blues. Etwa die Hälfte von ihnen trat den Rückzug an, der klägliche Rest blieb abwartend in der Kaverne zurück. Manche wimmerten, andere sahen aus, als wollten sie im nächsten Augenblick den Verstand verlieren. Nur Yeshki und seine Leute kannten ja die HARMONIE. Für alle anderen war das bisherige, festgefügte Weltbild zerstört. Der Sänger beneidete die Vyynyit nicht. „Gut gemacht, Beodu", lobte Salaam Siin über Funk.
    Gucky schien weniger zufrieden. „Das wurde aber Zeit!" empörte sich der Ilt. „Du hast deine Freunde warten lassen!"
    „Mir scheint", gab der Attavenno zurück, „bei euch ist alles in Ordnung. Sonst hätte Gucky nicht schon wieder so ein großes Mundwerk."
    Salaam Siin und der Ilt lachten nicht. Sie waren außerstande, angesichts des Gemetzels besondere Fröhlichkeit zu empfinden. Doch immerhin konnten sie froh sein, daß es vorbei war. „Sehen wir uns dieses himmlische Stück endlich an." Salaam Siin ging voraus und

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