1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
aber er erwischte nur ihr Kinn.
Die Frau lachte auf. Dann drückte sie mit einer Hand seinen Hals in Höhe der Kehle zusammen, mit der anderen riss sie seinen Kopf nach links, stieß ihren eigenen vor, zielte genau auf den Hals des Mannes und biss zu.
Kosta Gavos stieß einen gellenden Schrei aus…
***
Ich war vor der Tür zum Schlafzimmer stehen geblieben und näherte mich mit dem linken Ohr der Tür, um zu lauschen.
Zu hören war nichts, und das machte mir schon Sorgen.
Das Kreuz hing vor meiner Brust.
Ich legte die linke Hand auf die Klinke, drückte sie geräuschlos nieder und riss die Tür auf.
Mit einem Satz sprang ich über die Schwelle hinweg und sah mit einem Blick, was sich da anbahnte.
Man konnte von einer klassischen Vampirpose sprechen. Da beugte sich der weibliche Blutsauger über sein Opfer, um sich satt zu trinken.
Ob noch etwas zu retten war, wusste ich nicht. Ich musste es jedenfalls versuchen und war froh darüber, dass die Zimmer in diesem Haus nicht sehr groß waren. So brauchte ich nur einen weiteren Sprung, um das Bett zu erreichen.
Ich schoss nicht, ich setzte nicht mein Kreuz ein, ich griff mit beiden Händen nach den Rundungen der nackten Schulter, hakte mich dort förmlich fest und riss den nicht eben leichten Frauenkörper in die Höhe.
Isana schrie vor Wut. Ihr Kopf ruckte nach hinten. Die Haare schlugen für einen Moment in mein Gesicht, dann konnte ich sie nach links zu Seite schleudern.
Sie fiel auf den Rücken, und zum ersten Mal sah ich sie in voller Größe.
Ja, sie war nackt, sie war auch tätowiert. Von der Figur her hätte man sie als ein Superweib einstufen können, das alles schoss mir wie nebenbei durch den Kopf, denn ich musste auch an Kosta Gavos denken, der auf dem Bett lag.
Isana gab mir die Zeit, mich um den jungen Griechen zu kümmern, und ich sah mit Schrecken, dass seine linke Halsseite voller Blut war. Sie hatte ihn also schon gebissen, denn Blut klebte auch noch an den Lippen der Atlanterin.
Die Blutbraut hatte sich ihren Bräutigam holen wollen. Jetzt würde sie es nicht mehr schaffen, denn ich war gerade noch rechtzeitig dazwischen gegangen und hatte es verhindern können.
Kosta blieb stöhnend auf dem Bett liegen. Im Moment konnte ich mich nicht weiter um ihn kümmern.
Es ging jetzt um Isana, die sich in eine sitzende Haltung aufrichtete und mich anschaute. Sie musste auch das Kreuz sehen, das offen vor meiner Brust hing.
In den folgenden Sekunden würde die Entscheidung fallen.
Kein Zeichen. Keine Wärme, kein Lichtblitz.
Das Kreuz reagierte nicht. Es blieb völlig neutral, und da wusste ich, dass ich mit meiner Vermutung richtig lag.
Diese Waffe konnte ich gegen eine Vampirin aus dem alten Atlantis nicht einsetzen.
Kugeln vielleicht?
Es war meine einzige Chance. Ich schnappte nach der Beretta, als sich Isana vom Boden abstieß und mich angriff…
***
Justine Cavallo wusste nicht, ob sie mit ihrer Zustimmung, vor dem Haus zu warten, das Richtige getan hatte.
Aber Sinclair war verschwunden, und sie nahm sich vor, die nächsten Minuten erst mal abzuwarten. Falls es überhaupt so lange dauern würde.
Denn es lag etwas in der Luft. Das spürte sie mit ihrem untrüglichen Instinkt. Auch wenn nichts zu sehen war, das Unheil konnte sich leise heranschleichen.
Dracula II!
Wer hätte gedacht, dass er mal wieder mitmischen würde. Niemand hatte ihn in der letzten Zeit auf der Rechnung gehabt. Aber man durfte ihn niemals unterschätzen, und eine Gestalt wie diese Isana würde gut zu ihm und zu seiner Welt passen.
Allmählich zog sich auch das restliche Tageslicht zurück. In der Straße standen drei Laternen, die jetzt ihr kaltes Licht abgaben. Auch die Fenster der Häuser waren jetzt hell geworden.
Im Haus hinter ihr geschah nichts. Wenigstens war nichts zu hören.
Justine traute dem Frieden jedoch nicht. Sie löste sich aus dem Schatten der Hauswand und blieb auf der Straßenmitte stehen. In ihrer dunklen Kleidung war sie nicht sofort zu erkennen, nur das blonde Haar schimmerte im Laternenlicht.
Eine leere Straße. Keine Bewegung. Nicht mal ein Tier huschte über das holprige Pflaster.
Die Vampirin war jetzt sicher, die schlechtere Karte gezogen zu haben. Sie vermutete, dass Sinclair näher am Geschehen war, und so setzte sich die Blutsaugerin ein Limit. Noch eine Minute warten, dann wollte sie ebenfalls ins Haus, dessen Tür Sinclair hinter sich wieder geschlossen hatte.
Es war still, und nur deshalb nahm sie ein bestimmtes Geräusch
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