1557 - Die Blutbraut aus Atlantis
uns auf der Dachterrasse gegenüber wie ein zwei Duellanten, wobei jeder auf einen Fehler des anderen lauerte.
»Du wirst sie jedenfalls nicht bekommen, John. Ich habe alles im Griff.« Er fügte nicht mehr hinzu, aber ich vergaß seine Worte nicht, und ich wusste auch, dass Mallmann nicht bluffte. Er wollte die Blutbraut unter allen Umständen haben, um sie in seine Welt entführen zu können.
Aber was wollte sie? Das war die große Frage. Wusste Isana überhaupt, was ihr bevorstand, wenn Mallmann sie mit in seine Vampirwelt nahm? Das war nicht sicher. Ihre Befreiung lag erst kurz zurück. Sie hatte sich noch längst nicht richtig orientieren können.
Aber Mallmann würde sie finden und ihr ein Ultimatum stellen.
Ob sie darauf eingehen würde, war die Frage. Ich schätzte sie so ein, dass sie sich selbst den Bräutigam aussuchte und ihn sich nicht aufzwingen ließ.
Mallmann zog sich zurück. Er kletterte auf die Mauer und nickte mir zu. »Diesmal bin ich an der Reihe. Denk daran.«
Dann ließ er sich fallen. Ich wusste, dass er nicht unten auf den Boden aufschlagen würde, und lief deshalb auch nicht zum Rand der Terrasse.
Sekunden später sah ich ihn wieder. Nur nicht als Vampir in einem menschlichen Körper. Er hatte sich in das schwarze Gebilde einer Riesenfledermaus verwandelt, die flatternd in die Höhe stieg und mich als Zuschauer zurückließ.
Mit einer derartigen Wendung des Falles hatte ich nicht rechnen können.
Ich wollte nicht sagen oder behaupten, dass Mallmann in eine Art von Panik gefallen war, aber Saladin war nicht mehr an seiner Seite. So musste er sich auf die Suche nach starken neuen Persönlichkeiten machen, die in seine Welt passten und seine Macht stärkten.
Ich hatte die Vampirwelt einige Male besucht. Ich wusste ungefähr, wie es dort aussah. Nur war ihre Infrastruktur damals noch im Entstehen begriffen.
Was sich in der Zwischenzeit alles verändert hatte, das war mir unbekannt. Ich konnte mir allerdings vorstellen, dass es nicht wenig war und der Hypnotiseur Saladin dabei stark mitgeholfen hatte.
Ich fühlte mich jetzt wie ein Fremdkörper auf dem Dach.
Einen letzten Blick warf ich noch zum Himmel, dessen Wolkendecke noch dichter geworden war. Es war um einiges dunkler geworden, aber immer noch hell genug, dass man im Freien lesen konnte.
Es war eine Entwicklung eingetreten, die mir nicht gefallen konnte.
Ich wusste auch nicht, ob Mallmann seine Welt allein verlassen hatte oder irgendwelche Unterstützung an seiner Seite wusste, die mir bisher nicht aufgefallen war.
Das konnte durchaus sein, denn auch Dracula II war jemand, der niemals seine Sicherheit außer Acht ließ.
Ich machte mich wieder auf den Rückweg.
Meine Verbündete blieb noch immer verschwunden.
Mallmann hatte nicht von Justine Cavallo gesprochen. Vielleicht wusste er nicht, dass die blonde Bestie hier mit von der Partie war, denn sonst hätte er sie bestimmt erwähnt, denn zwischen ihnen existierte ein starkes Band, das aus Hass bestand.
Sie waren mal Verbündete gewesen, doch das hatte sich zerschlagen. Eine Person wie Justine ließ sich nichts befehlen. Sie wollte stets ihren eigenen Weg gehen und selbst bestimmten, aber nicht bestimmt werden. Trotzdem wäre sie für Mallmanns Vampirwelt die ideale Bereicherung gewesen. Das hatte er sich inzwischen abgeschminkt.
An derselben Stelle, an der ich das Dach betreten hatte, kletterte ich auch wieder hinab.
In der kleinen Gasse war es bereits dunkel geworden. Der Boden war noch zu sehen, und den erreichte ich innerhalb der nächsten Sekunden.
Der kurze Wärmestoß auf meiner Brust ließ mich erstarren.
Mein Kreuz hatte sich gemeldet und mir eine Gefahr signalisiert!
Mallmann nicht, denn…
Ich dachte nicht mehr weiter.
Mein Blick glitt nach rechts und auch nach links. So sah ich das Ende und den Anfang der Gasse.
An beiden Seiten stand eine dunkle Gestalt. Sie sahen aus wie Menschen, waren es aber nicht.
Jetzt wusste ich, dass Dracula II nicht allein gekommen war!
***
Man konnte in dieser schmalen Gasse schon Panik bekommen.
Für einen normalen Menschen wäre es ein Albtraum gewesen, sich so eingekesselt zu sehen. Doch ich hatte genügend Erfahrungen im Kampf gegen die blutgierigen Bestien sammeln können.
Sie versperrten mir den Weg. Sie würden auch nicht zur Seite weichen. Sie rochen mein Blut, doch sie würden auch merken, dass ich nicht so harmlos war wie die anderen Bewohner hier im Ort.
Mein Kreuz strahlte etwas aus, das sich als
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