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156 - Auf dem roten Planeten

156 - Auf dem roten Planeten

Titel: 156 - Auf dem roten Planeten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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richtete die Ratsdame ihre Rechte auf die Ratspräsidentin, während ihre Linke Halt an der Sessellehne suchte. »Wer hat denn den Erdmann entgegen des Ratsbeschlusses zur Luftschiffstation auf der Mittelterrasse geführt? Chandra Tsuyoshi!«
    Carter Loy traute seinen Ohren nicht. »Sie sind ja von allen guten Geistern…«
    »Die Tsuyoshis, nicht die Braxtons!« Voller Entrüstung blickte die dürre Frau in die Runde. »Eine Tsuyoshi verhilft diesem Halbbarbaren zur Flucht, meine verehrten Ratsmitglieder!« Carter Loy bemerkte, dass ihr blauer Haarturm bebte. »Folgt daraus nicht mit unausweichlicher Logik, dass ein ganz bestimmtes Haus, und nur dieses, hinter der Befreiung des Erdmannes stecken muss, verehrte Ratsmitglieder?«
    »Absurd!« Jetzt platzte auch Carter Loy der Kragen, jetzt sprang auch er auf. Sein Sessel knallte hinter ihm auf den Boden. »Empfinden Sie denn nicht selbst die Ungeheuerlichkeit Ihrer Behauptung?!« Die Fäuste auf den Tisch gestemmt, richtete er seinen Silberblick auf die erregte Frau. »Ich muss Sie auffordern, Ihre Worte abzuwägen, bevor Sie derartige Äußerungen tun, Dame Ephy Caleen!« Sein kräftiger Bass brachte das aufgescheuchte Stimmengewirr im Konferenzsaal endlich ein wenig zur Ruhe.
    »Sie haben mich zu überhaupt nichts aufzufordern, Carter Loy!« Die Ratsdame des Hauses Angelis gab den Armen ihres Beraters nach, der sie zurück auf den Sessel neben sich zog.
    »Ist denn meine These so viel ungeheuerlicher als Ihre Behauptung, das Haus Braxton hätte den Erdmann entführt, oder gar wir, die Angelis'…?!« Sie wollte noch mehr sagen, doch ihr Berater, ein engelhafter weißhaariger Mann namens Peer Rodrich Angelis, redete besänftigend auf sie ein.
    Carter Loy schluckte eine unfreundliche Bemerkung herunter, nutzte den gesunkenen Geräuschpegel und griff doch noch einmal zur Glocke. »Als Protokollführer und Moderator darf ich diese Forderung sehr wohl erheben!« Das Geläut verebbte, er blickte in die Runde. »Und die anderen Damen und Herren Ratsmitglieder fordere ich hiermit ebenfalls zu Mäßigung und Ruhe auf!« Es wurde ruhiger. »Stellen Sie sich vor, unsere Bürger müssten mit ansehen, wie wir uns hier verhalten! Einander auf solch barbarische Weise anzuschreien, sollte unter unserer Würde sein! Von den Gewaltandrohungen ganz zu schweigen!« Sein Silberblick traf den jungen Braxton.
    Fedor Lux murmelte etwas, das nach Zustimmung klang, Merú Viveca Saintdemar nickte beifällig und bedachte ihre Beraterin mit einem tadelnden Blick. Nach und nach verstummte auch das letzte Zischen.
    »Die Präsidentin hat das Wort!« Carter Loy blickte zu seiner Rechten, wo Cansu Alison Tsuyoshi saß. Er hoffte inständig, sie würde die richtigen Worte finden, um die außer Rand und Band geratene Regierung wieder hinter sich zu versammeln.
    »Bitte, Dame Cansu Alison.« Reglos und mit ausdruckslosem Gesicht, glich die Ratspräsidentin einer Statue ihrer selbst.
    Kaum einer kannte Cansu Alison so gut wie Carter Loy. Er kannte zum Beispiel die pulsierende Ader an ihrer rechten Schläfe, er kannte auch die leichte Rötung um die Pigmentstreifen am Haaransatz und jene kaum sichtbare Anspannung der Lippenmuskulatur, wenn der Vulkan, der in dieser jungen Frau kochte, an die Oberfläche drängte. Carter Loy Tsuyoshi bückte sich nach seinem Sessel, stellte ihn wieder auf und nahm Platz.
    »Merken Sie denn nicht, was hier geschieht?« Leise und rau klang die Stimme der Ratspräsidentin. »Meine verehrten Damen und Herren Ratsmitglieder – haben wir nicht soeben den schlagenden Beweis für die Gefährlichkeit dieses irdischen Halbbarbaren mit eigenen Augen gesehen, mit eigenen Ohren gehört und mit eigenem Herzen gefühlt?« Sie stand auf, beugte ihre schlanke Gestalt über den Tisch und stützte die Hände auf die Tafel. Einige Ratsmitglieder senkten betreten die Köpfe.
    »Wann je zuvor hat es einen derartigen Tumult im höchsten Gremium des Mars gegeben, meine verehrten Damen und Herren Ratsmitglieder?« Cansu Allison machte eine Pause.
    Schwer hing ihre Frage im Raum. »Niemals! Fragen Sie die Dame Merú Viveca Saintdemar, befragen Sie ihre Mütter und Großmütter und die gesammelten Protokolle der Ratssitzungen; nie…!«
    Was für eine Frau, dachte Carter Loy Tsuyoshi, was für ein Wille, was für ein Verstand! Ein verstohlener Blick in die Runde bestätigte ihn: Keiner, der jetzt nicht an ihren Lippen hing.
    »Es ist die zerstörerische Kraft der Zwietracht und des Hasses, die

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