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1572 - Der Menschenzoo

Titel: 1572 - Der Menschenzoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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für Situationen zu haben. Man könnte dich um sie beneiden."
    Atlan runzelte fragend die Stirn, und für einen Augenblick sahen sich die beiden Weggefährten so an wie in besseren, unbeschwerten Zeiten, in denen sie gemeinsam gelacht und gekämpft hatten. „Ich weiß zwar fast nicht, wie das von dir gemeint ist, alter terranischer Barbarenhäuptling. Aber man kann, und man darf."
    „Und wie ist das nun wieder gemeint, hochadliger Beuteterraner?" fragte Rhodan mit einem langen Blick auf die junge Arkonidin mit dem modischkurzen Silberhaar und den grünen Katzenaugen, ganz und gar untypisch für Angehörige ihres Volkes.
    Vielleicht glitt Rhodans Blick einen Moment länger als beabsichtigt über Thetas Figur, die einem Mann durchaus Blutdruckprobleme bescheren konnte. Jedenfalls stellte sich Kassian, Erbe der gewaltigen Orbanaschol-Werften und Mitkonstrukteur der ATLANTIS, beschützend vor die Arkonidin und hob mahnend den Zeigefinger.
    Perry verstand die Absicht und nickte hinüber. „Auch um ihn bist du zu beneiden, Atlan."
    Atlan winkte ab. „Du tust gerade so, als hättet ihr Terraner Probleme mit qualifiziertem Nachwuchs. Denke nicht zu deutlich an tüchtige junge Arkoniden, Perry. Jemand anders denkt mit, wenn du nicht aufpaßt."
    „Ich denke überhaupt nicht daran, bei euch mitzudenken, Euer hochwohlgeborene Imperiale Exzellenz!" kam da Guckys Stimme wie aus dem Nichts. „Auch wenn du gerade an mich gedacht hast! Ich denke, ich habe Wichtigeres zu tun, nämlich ..."
    „Viermal in einem Atemzug gedacht", unterbrach ihn der Arkonide, „das ist schlechter Sprachstil. Also was machst du, wenn du nicht spionierst und das Interkomnetz der ATLANTIS blockierst, Rübenfresser?"
    „Rüben ...!"
    Guckys erzürntes Gesicht erschien auf fast allen gerade freien Bildschirmen. Der Ilt drohte mit einer Faust. „Über solche Geschmacklosigkeiten gehe ich hinweg, König Silberhaar. Und damit deine Neugier befriedigt wird, sagte ich dir, daß ich nachdenke."
    „Schon wieder denkt er! Kann er das, Perry?"
    Rhodan drehte grinsend das Gesicht zur Seite und zuckte die Schultern. „Jawohl!" schrillte Gucky. „Wenn ein Ilt spürt, daß es langsam auf seine letzten Tage zugeht, dann sucht er nicht länger das Vergnügen im Abenteuer, sondern die Weisheit in der Meditation. Deshalb denk ... äh, philosophiere ich hier in der Abgeschiedenheit meiner Kabine."
    „Fein", sagte Atlan betont feierlichernst, während sich die Zentralebesatzung vor Lachen kaum halten konnte.
    Er machte eine tadelnde Geste zur Brücke hinüber. „Unser kleiner bepelzter Freund, ehemals Teilnehmer an vielen Risikoeinsätzen, ergründet die letzten Geheimnisse des Universums. Herrschaften, ich darf um mehr Respekt für ihn bitten. Wenn Gucky geistig wieder unter uns weilt, wird er seine gewonnenen Erkenntnisse öffentlich vortragen. Bis dahin keine Störungen, einschließlich so banaler Belästigungen wie Essensausgabe, und dergleichen."
    Gucky zuckte zusammen, schnappte nach Luft und setzte zu einer Retourkutsche an. Rechtzeitig besann er sich jedoch seiner Würde und unterbrach das Gespräch.
    Perry Rhodan schüttelte schmunzelnd den Kopf.
    Atlan ging voraus zu dem Vaku-Expreßaufzug, der direkt in seine prunkvoll ausgestattete Unterkunft drei Etagen über den Mannschaftsdecks führte - des Imperators würdig, als den ihn die meisten Arkoniden gerne gesehen hätten. „Wenn ich nicht großen Respekt vor dem Volk der Maahks hätte, die wahrhaftig viel durchmachen mußten in den letzten 50.000 Jahren", stellte Perry Rhodan fest und lehnte sich in einem Sessel der Sitzgruppe zurück, „dann würde ich sagen, sie sind allesamt verrückt geworden."
    Atlan kam und reichte ihm ein Glas mit einem rubinrot schimmernden Getränk. Den Servo, der ihm die „Arbeit" abnehmen wollte, scheuchte er mit einer Handbewegung zurück in seine Ecke. „Inhalt?" fragte Perry mit skeptischem Stirnrunzeln. „Nicht mehr als erlaubt, aber weniger, als du brauchtest."
    Bevor Rhodan fragen konnte, wie das nun wieder gemeint war, prostete Atlan ihm zu und warf sich ebenfalls in ein Polster. Er trank und starrte anschließend auf sein Glas. Fast eine Minute schwiegen sie sich gegenseitig an.
    Ihre Blicke begegneten sich.
    Unter diesen beiden Quasi-Unsterblichen war alles gesagt, was zu Perrys Schicksalsschlag anzumerken gewesen wäre. Gesagt ohne viele Worte. Die beiden Männer kannten sich viel zu lange und zu gut, um ihre Empfindungen noch laut zum Ausdruck bringen zu

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