1580 - Das Zombie-Schiff
Wand hinaufgeklettert.
Juri hatte hinten keine Augen, und Robby bemerkte das Verhängnis viel zu spät.
Die halbe Drehung schaffte sein Killerheld noch, dann blitzte es an beiden Fenstern auf, als würde dort mit futuristischen Laserkanonen geschossen Es erwischte den virtuellen Killer mitten in der Bewegung.
Und diesmal half ihm nichts. Keine Waffe, kein Reaktionsvermögen, das Licht war stärker.
Ein Schrei hallte durch das normale Zimmer. Nicht Juri hatte ihn ausgestoßen. Robby sah, dass sein Held durch das Licht atomisiert wurde und musste sich eingestehen, dass er und Juri verloren hatten.
Bei Juri floss kein Blut. Licht blitzte auf, und dann war von Juri nichts mehr zu sehen.
Das Spiel konnte von vorn beginnen, aber dazu hatte Robby keine Lust mehr.
Vor dem Bildschirm sackte er zusammen und vergrub sein Gesicht in beide Hände. Er fühlte sich nicht nur als Verlierer, er war auch einer, und er fluchte leise vor sich hin.
Er gab sich die Schuld. Er schimpfte sich aus, und vor Wut hatte er die Hände zu Fäusten geballt. Schweiß perlte von seiner Stirn. Er bekam sogar Herzklopfen, denn derartige Niederlagen nahm er stets persönlich.
Er wusste nicht, ob er das Spiel noch mal von vorn beginnen sollte. Es war möglich, doch dazu brauchte man den richtigen Drive, und den hatte er nicht mehr.
Robby richtete sich irgendwann wieder auf. Er sagte etwas und wusste nicht, was da über seine Lippen drang. Unverständliche Worte, in denen die Wut mitschwang, die er empfand.
Nach Minuten nahm er die Hände vom Gesicht und griff zur Wasserflasche, die neben dem Bildschirm stand. Noch immer war er nass geschwitzt. Das Hemd klebte auf der Haut, und durch das geöffnete Fenster drang auch keine Kühle, obwohl es geregnet hatte. Die Luft draußen war feucht und schon übersättigt. Der Tag war sehr warm gewesen, und am Abend hatte es den großen Starkregen gegeben.
Jetzt lagen dicke Nebelbänke über dem Gebiet, und Abkühlung gab es nicht.
»Verloren! Scheiße, ich habe verloren!«
Er schüttelte den Kopf, schob seinen Stuhl auf den fünf Rollen zurück und starrte leblos vor sich hin.
Dabei war er so siegessicher gewesen. Er hatte geglaubt, gewinnen zu können. Dann wäre er bei seinen Freunden der King gewesen, denn bisher hatte es keiner von ihnen geschafft, am Ende der Sieger zu sein.
Er ging zum Fenster. Das Haus seiner Eltern stand auf einem recht großen Grundstück und war von einem Garten umgeben. Viel davon war nicht zu sehen, weil der Nebel alles verdeckte. Gespenster schienen dort zu lauern, verborgen hinter dicken Schwaden.
Er ging wieder zurück und ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. Dabei warf er einen Blick auf seine Uhr.
Es war kurz vor Mitternacht, und Robby dachte darüber nach, ob er nicht doch noch mal spielen sollte, allerdings auf einem niedrigeren Level. Die höchste Gefahrenstufe hatte er doch nicht schaffen können.
Aber auch in der unteren würde es recht lange dauern, bis er sich als Sieger fühlen konnte.
Es war ein beschissener Abend gewesen, und voller Ärger schaute der Junge auf den grauen Bildschirm. Da gab es nichts mehr, was sich bewegte. Kein Leben.
Er musste sich entscheiden und musste sich schließlich eingestehen, dass allmählich die Müdigkeit in seinen Körper kroch. Eigentlich hätte er sich ins Bett fallen lassen müssen, aber das wollte er auch nicht. Nie vor Mitternacht die Matratze küssen! So lautete seine Devise. Also noch abwarten.
Im Garten war es still. Er wohnte sowieso in einer ruhigen Gegend. Vor dem Haus führte zwar eine Straße entlang, doch die hatte man nur für die Leute angelegt, die hier wohnten, denn Durchgangsverkehr gab es hier nicht.
Der Nebel bewegte sich.
Es war Robby nicht sofort aufgefallen, doch als er den Kopf bewegte, da sah er ihn auch im Zimmer. Draußen musste Wind aufgekommen sein, der die Schwaden durch das offene Fenster trieb.
Er drehte den Kopf und wunderte sich.
Nein, nicht durch das offene Fenster drangen sie. Es gab eine andere Erklärung. Sie waren einfach vorhanden. Er wollte seinen eigenen Augen nicht trauen, als er sah, dass die Wolken bereits seinen Monitor umhüllt hatten. Und wenn ihn nicht alles täuschte, drangen sie sogar daraus hervor.
Robby verstand die Welt nicht mehr. Er blieb auf seinem Stuhl sitzen und kam sich wie vereist vor.
Es gab keine Erklärung für das, was er hier erlebte.
Warum produzierte das Ding auf seinem Schreibtisch plötzlich einen Nebel? Brannte dort was? War etwas zerstört
Weitere Kostenlose Bücher