1591 - Beschützer aus dem Jenseits
zurück. »Da waren drei feinstoffliche Gestalten. Man kann auch Geister oder Gespenster dazu sagen, und nur durch ihr Eingreifen haben sie dich nicht entführen können. So war das.«
Alma war uneinsichtig. »Geht«, sagte sie. »Noch habt ihr die Chance dazu. Ihr müsst verschwinden.«
»Ach, dann stimmt es also«, stellte ich fest.
Alma beugte ihren Kopf leicht vor. Ihre Augen bekamen so etwas wie einen bösen Blick. Sie wollte etwas sagen, presste aber die Lippen zusammen und schüttelte nur den Kopf.
»Nicht?«, fragte Johnny.
Was Alma antwortete, bekam ich nicht mit. Ich achtete nicht darauf, weil mich etwas ablenkte, und das hing mit meinem Kreuz zusammen, denn es erwärmte sich leicht auf meiner Brust.
Eine Warnung!
Ich sah nichts, was uns hätte gefährlich werden können. Ich musste nur davon ausgehen, dass etwas im Anmarsch war und sich noch im Unsichtbaren aufhielt.
Natürlich dachte ich an Almas drei Beschützer, die ich bisher noch nicht zu Gesicht bekommen hatte, ganz im Gegenteil zu Johnny.
Auch jetzt waren sie nicht zu sehen, aber ich rechnete damit, dass sie sich auf dem Weg hierher befanden.
Ihre Aura musste bereits vorhanden sein, und die hatte das Kreuz alarmiert.
Dass es so reagiert hatte, ließ auf etwas Bestimmtes schließen. Wer immer diese drei Beschützer auch waren, als unbedingt gut oder positiv durfte ich sie nicht betrachten. Das Kreuz reagierte nur, wenn es etwas Negatives spürte.
Das war hier der Fall, und auch ich reagierte entsprechend. Da Johnny weiterhin mit Alma sprach, nahm ich die Gelegenheit wahr, zupfte im Nacken an der Kette und ließ das Kreuz an meiner Brust in die Höhe gleiten. Dabei hatte ich mich zur Seite gedreht, um nicht beobachtet zu werden. Es ging auch alles glatt, und ich war beruhigt, als das Kreuz auf meiner linken Handfläche lag.
Ja, es strömte eine gewisse Wärme ab. Getäuscht hatte ich mich nicht.
Nur war noch nichts von dem zu sehen, was diese Reaktion hervorgerufen hatte.
Das Andere musste auf dem Weg sein. Eine andere Erklärung gab es nicht für mich.
Ich drehte mich wieder um und sah Alma Davies’ Blick auf mich gerichtet. Das Kreuz sah sie nicht, das steckte inzwischen in meiner linken Jackentasche.
»Was hast du da gemacht?«, fuhr sie mich an.
»Nichts.«
»Doch, du hast…«
»Bitte, ich habe mich nur umgeschaut, aber ich weiß jetzt, dass hier bald etwas geschehen wird.«
»Ach? Und was?«
»Deine Beschützer sind unterwegs. Ich kann sie noch nicht sehen, dafür aber spüren.« Ich deutete in die Runde. »Ich möchte mit dir wetten, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie hier erscheinen. Und dann bin ich sehr gespannt.«
Alma atmete heftig. Ihr Blick wurde unruhig. Ich sah die Bewegungen ihrer Hände, wie sie über die Lehnen des Rollstuhls glitten.
Johnny war von den Vorgängen nicht unbeeindruckt geblieben. Er stieß mich an.
»Hast du sie wirklich gesehen?«
»Nein, nur gespürt.«
»Wie denn? Durch dein Kreuz?« Ich nickte.
»Dann sind sie - ich meine, dann stehen sie vielleicht auf der anderen Seite?«
»Davon gehe ich jetzt aus.«
Alma kreischte uns an. »Was habt ihr da zu flüstern? Was soll ich nicht hören?«
Johnny winkte ab. »Bitte, reiß dich zusammen. Es ist alles okay. Wir wollen dir nichts tun, Alma.«
Wir erhielten keine Antwort mehr. Alma Davies tat, als wären wir nicht mehr vorhanden. Sie saß in ihrem Rollstuhl und drehte den Kopf mal nach links, dann nach rechts, legte ihn auch zurück, um zur Decke schauen zu können.
Es war genau der richtige Zeitpunkt. Sie wusste mehr als ich. Sie war für gewisse Dinge sensibler, und als sich ihre Augen weiteten, da war mir klar, dass sie etwas gesehen hatte.
Nicht an der Decke, auch nicht vor ihr, die drei Gestalten materialisierten sich hinter ihrem Rollstuhl, und zum ersten Mal bekam auch ich sie zu Gesicht…
***
Alles geschah auf einmal. Sie schafften es, sich gleichzeitig aus einer Dimension zu lösen, in die wir keinen Einblick hatten. Es gab dafür den Oberbegriff Jenseits, aber ich wusste, wie vielschichtig diese Welt war.
Dass es fremde Dimensionen mit anderen Gesetzen gab, die nicht unbedingt etwas mit dem Jenseits zu tun haben mussten.
Die drei feinstofflichen Wesen faszinierten mich auch aufgrund ihres unterschiedlichen Aussehens. Links von mir stand eine Gestalt mit einem mächtigen Bart und wirrem Haarschopf, die nicht unbedingt aus unserer Zeit stammte.
Die Gestalt in der Mitte hatte durchaus den Ausdruck normal
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