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Tränen im Regen

Tränen im Regen

Titel: Tränen im Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathilda Grace
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- Prolog -

    Gab es etwas Peinlicheres im Leben, als vom eigenen Vater beim Sex erwischt zu werden? Wohl kaum. Es sei denn, der Liebhaber war rein zufällig auch noch der Halbbruder des Vaters und genau das war Kilian gerade passiert. Wobei 'gerade' nicht das passende Wort war, denn mittlerweile war es früher Morgen und er saß jetzt schon seit Stunden nackt auf der Küchentheke und starrte vor sich hin.
    Wie hatte das bloß passieren können? Wie hatte er sich bloß dazu hinreißen lassen können, trotz seiner Verabredung mit Mikael, mit Alex in der Küche Sex zu haben? Es wäre vermutlich gutgegangen, wenn Mikael nicht eine Stunde früher als gedacht bei ihm im Haus gestanden und sie in flagranti erwischt hätte. Und als wäre das an sich nicht schon schlimm genug gewesen, hatte Alex, nachdem Mikael ohne ein Wort kehrtgemacht hatte und gegangen war, seine Sachen genommen und ihm erklärt, er würde heute für unbestimmte Zeit nach Europa fliegen. Was gleichbedeutend mit einem, 'Das war's mit uns' gewesen war.
    Kilian zuckte zusammen, als das Telefon zu klingeln begann, blieb aber auf der Theke sitzen. Sein Anrufbeantworter war eingeschaltet und er wollte jetzt mit niemandem reden. Nicht, bevor er nicht ein paar Tage Zeit gehabt hatte, das Ganze sacken zu lassen. Er konnte Mikael nie mehr unter die Augen treten. Wie er Alex und ihn letzte Nacht angesehen hatte. Diesen völlig überraschten und zugleich auch entsetzten Blick würde Kilian niemals vergessen.
    „Kilian? Geh' ans Telefon.“
    Colin. Auch das noch. Kilian verzog das Gesicht.
    „Mik hat es mir erzähl. Bitte geh' ans Telefon.“
    Kam nicht in Frage. Nicht in tausend Jahren. Colin seufzte leise, worauf Kilian niedergeschlagen den Kopf hängenließ. Seine Väter hatten nicht davon erfahren sollen. Niemand hatte erfahren sollen, was ihn mit Alex verband. Jedenfalls nicht so. Und vor allem nicht eher, als sie sich einig waren, was das zwischen ihnen überhaupt war. Tja, diese Frage hatte Alex letzte Nacht eindeutig beantwortet, als er gegangen war.
    „Wann immer du das abhörst, komm nach Hause. Wir lieben dich.“
    Bis vor ein paar Stunden war er sich dessen sicher gewesen, jetzt war er es nicht mehr. Nicht nach letzter Nacht. Kilian fuhr sich mit den Händen übers Gesicht und lehnte sich zurück, bis er mit dem Rücken gegen den Küchenschrank stieß. Warum hatten sie damit angefangen? Warum hatten sie nicht die Finger voneinander lassen können? Es war nicht verwerflich, was zwischen Alex und ihm die vergangenen sieben Monate gewesen war, immerhin waren sie nicht verwandt, trotzdem fühlte sich Kilian, als hätte er ein Verbrechen begannen. Als hätte er das Schlimmste getan, was man tun konnte, ohne dafür einen Namen zu haben.
    Er starrte wie betäubt vor sich hin, bis er irgendwann hörte, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde. Es dauerte etwas, bis er verstand, was das bedeutete, und da trat Niko gerade zu ihm in die Küche. Niko. Sein großer Bruder im Geiste und zudem der Einzige, der es gewusst hatte. Und Niko wusste bereits, was letzte Nacht passiert war, so wie er ihn ansah. Kein Wunder, die Brüder lebten seit drei Jahren in einer Wohngemeinschaft zusammen. Alex musste es ihm erzählt haben.
    „Er ist vor einer Stunde geflogen. Ich konnte ihn nicht aufhalten und er wollte mir nicht sagen, warum er geht.“ Niko sah ihn an und trat dabei auf ihn zu. „Was ist letzte Nacht hier abgelaufen? Hast du Alex endlich gesagt, dass du ihn liebst?“
    Kilian schaute Niko ungläubig an und brach in Tränen aus, als ihm schließlich bewusst wurde, wie Recht Niko hatte.

- 1. Kapitel -

    „Ich fass' es nicht, dass ich dabei tatsächlich mitgemacht habe“, murmelte Noah leise und stützte die Ellbogen auf die Knie, um dann stöhnend sein Gesicht in den Händen zu vergraben.
    „Dad bringt uns um“, sagte Liam und rieb sich übers Gesicht. „Und dann verbuddelt er uns hinten im Garten.“
    „Dito“, sagte Kilian leise und schämte sich gleichzeitig in Grund und Boden. Was hatte er sich bloß dabei gedacht, die Zwillinge in diese Sache reinzuziehen? War er nicht mehr ganz bei Trost?
    Um der Wahrheit die Ehre zu geben, war er schon seit einem Monat nicht mehr ganz bei Trost. Seit der Sache mit Alex und Mikael. Und dass er sich seitdem zu Hause verbarrikadiert hatte und von seinen Vätern fernhielt, half ihm auch nicht gerade dabei, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Kilian hatte gehofft, sich mit genügend Arbeit abzulenken, würde das Ganze

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