1591 - Beschützer aus dem Jenseits
Wirklichkeit, in der sich nichts verändert hatte.
Nach wie vor gab es die beiden Toten. Die eine der beiden Leichen schaukelte fast über seinem Kopf.
Über Johnnys Haut lief ein Schauer. Er wusste, was er zu tun hatte. Die Polizei musste alarmiert werden. Natürlich auch seine Eltern, und dann gab es da noch John Sinclair, seinen Patenonkel.
Johnny wusste auch, dass viele Fragen auf ihn einströmen würden.
Dass es Probleme geben und dass man ihm kaum glauben würde.
Drei Geister, die eine junge Frau im Rollstuhl beschützt und zwei Tote hinterlassen hatten.
Das war nicht zu fassen. Normalerweise nicht.
Aber was war in seinem Leben schon normal?
Mit diesem Gedanken holte Johnny das Handy hervor und setzte sich mit der Polizei in Verbindung….
***
Ich hatte noch mit Suko zusammen gesessen und über den letzten Fall gesprochen. Da war es um Damian, den Propheten der Hölle gegangen, wie er sich selbst genannt hatte. Auf seine Spur hatte uns unser gemeinsamer Freund Bill Conolly gebracht, und der war es auch, der mich anrief, als ich soeben meine Wohnung betreten hatte.
Wenn sich am sehr späten Abend oder in der frühen Nacht mein Telefon meldet, habe ich immer ein ungutes Gefühl. Das war auch jetzt nicht anders.
Bill Conolly war am Apparat, und schon beim Klang seiner Stimme erkannte ich, dass er Probleme hatte.
»Hi, Bill, was ist…«
Er ließ mich gar nicht erst ausreden.
»Du musst kommen. Johnny steckt in Schwierigkeiten. Eine böse Sache, die auch dich angehen wird, John.«
»Soll ich zu dir nach Hause kommen?«
»Nein, ich sage dir, wohin.« Ich hörte zu. Bills Stimme klang noch immer nicht normal. Sie zitterte weiter. Die Sache mit seinem Sohn musste ihn hart getroffen haben.
Einzelheiten erfuhr ich nicht. Ich wurde nur dahingehend eingeweiht, dass es um zwei Tote ging. »Alles andere später, John.« Und dieses Später hatte ich erreicht, als ich den Rover am Beginn einer nicht sehr breiten Straße stoppte, an der zwei Polizisten neben einem Absperrband standen.
Weiter vorn wurde die Dunkelheit durch gleißendes Licht zerrissen. Blaulichter drehten sich auf den Dächern der abgestellten Polizeifahrzeuge.
Es war ein großer Einsatz der Kollegen von der Metropolitan Police, aber auch die Spurensicherung war schon da. Man hätte meinen können, dass in dieser Straße, die in einem Wendehammer endete, ein Film gedreht wurde.
Wäre es Tag gewesen, hätten sich bestimmt mehr Neugierige eingefunden.
So aber hielt sich ihre Anzahl in Grenzen.
Als ich meinen Rover verließ, hörte ich die Flüsterstimmen, und ich sah einige Gesichter, die eine gewisse Fassungslosigkeit zeigten.
Man wollte mich aufhalten, doch ich ließ die Kollegen einen Blick auf meinen Ausweis werfen. Sie salutierten und gaben mir den Weg zum Tatort frei. Ich ging langsam, weil ich mehr Von der Umgebung aufnehmen wollte.
Vor allen Dingen suchte ich den Mann, der hier das Sagen hatte. Die meisten meiner Kollegen kannte ich, und auch hier wurde ich fündig. Es war leider nicht Chiefinspektor Tanner. Aber meinen Kollegen Murphy kannte ich ebenfalls recht gut. Wir wussten, was wir voneinander zu halten hatten.
Ich sah auch die beiden Blechwannen, in denen die Leichen lagen. Die Deckel waren bereits geschlossen. Wenn es wichtig war, würde ich mir die Toten später ansehen.
Murphy hatte mich noch nicht gesehen. Ich mogelte mich an den Leuten der Spurensicherung vorbei, die in ihren Schutzanzügen wie Gestalten von einem fremden Stern aussahen, und näherte mich dem Kollegen Murphy von hinten.
Er telefonierte und hörte in dem Augenblick auf, als ich hinter ihm stoppte.
Ich tippte ihm auf die Schulter. Ein kurzes Zusammenzucken, dann fuhr er herum.
»Hallo!«, sagte ich.
Er lachte. Sein Oberlippenbart zitterte leicht. Er war schon leicht angegraut.
»Da sind Sie ja, Kollege. Ich habe Sie schon erwartet, nachdem man mir sagte, dass ich Hilfe bekommen würde.«
»Ist das denn nicht toll?«
»Ihr Freund Conolly hat mich vorgewarnt.«
»So sollte es sein. Wo finde ich ihn?«
»Im Vernehmungswagen. Zusammen mit seinem Sohn.«
»Gut. Was ist genau passiert?«
Murphy überlegte kurz. Dann sagte er: »Es hat zwei Tote gegeben. Ein Mann hing im Baum und ist zwischen zwei Ästen erwürgt worden. Der zweite Tote lag auf der Straße. Ihm wurde das Genick gebrochen. Einfach so. Aber es gab noch einen Dritten, der ist allerdings in einem hellen Transporter geflohen. Das alles hat dieser junge Conolly mit ansehen müssen. Wir
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