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1596 - Abgrund der Zeit

Titel: 1596 - Abgrund der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wußte nicht einmal, wie er hier hereingekommen war. Und das offensichtlich mitten in der Nacht.
    Er hörte Geräusche, die sich näherten. Irgendwo weiter hinten befand sich ein zweiter Schacht, und Augenblicke später entdeckte Myles die hellgrünen Uniformen der Sicherheitsbeamten. Sie hatten sich in Schutzschirme gehüllt und musterten ihn eingehend, ehe sie sich näherten. „Folgt mir hinein", forderte Myles sie auf und deutete auf den Eingang zur Steueranlage. „Ich brauche Gewißheit."
    „Das wäre uns ganz recht", sagte der Anführer der Gruppe. Sein Brustschildchen wies ihn als Offizier des Ordnungsamts aus. Der Name lautete Chin Chen.
    Myles schwebte zum Eingang und schob mit der Hand die Tür zur Seite. Er glitt zur Hauptkonsole hinüber und warf einen raschen Blick auf das Display eines optischen Zwischenspeichers. „Anlage am 17. Februar 1174 NGZ um 02.38.44,06 desaktiviert durch Myles Kantor", lautete die Anzeige. „Da haben wir es." Der Terraner schüttelte den Kopf. „Und dabei weiß ich nicht einmal, wie ich hierhergekommen bin und was ich hier wollte."
    Er legte die Hand auf die Sensorfläche des Hauptschalters und sagte: „Anlage in Betrieb nehmen."
    Augenblicklich wurde es hell, und die Notlampen erloschen. Ein Holofeld baute sich auf und meldete, daß das gesamte Kühlhaus in vollem Umfang funktionierte. Der Syntron verlangte von Myles eine Erklärung, weshalb die Anlage ohne Grund und von einem Inhaber einer der höchsten Stufen des Autorisierungskodes desaktiviert worden war. Es bedeutete, daß die Notautomatik nicht ansprang, wie es etwa im Fall eines versehentlichen Abschaltens geschah. „Es war ein Test. Nähere Einzelheiten folgen später", erwiderte er. Er ließ den Körper herumschwenken und sah die Ordnungshüter eindringlich an. Sie hatten die Paralysatoren abgeschaltet und die Mündungen der Waffen gesenkt. „Dies gilt auch für eure Behörde. Nehmt meinetwegen Fingerabdrücke, wenn euch die Feststellungen der Anlage nicht reichen. Ich werde versuchen, meine Erinnerung zu aktivieren und herauszufinden, warum ich hierhergekommen bin."
    Chin Chen gab sich damit zufrieden und bedeutete ihm, daß kein Grund bestand, ihn festzuhalten.
    Myles bedankte sich und machte sich auf den Weg zum Ausgang.
    Es ist völlig verrückt, dachte er. Wozu benutze ich meine Vollmachten und Befugnisse, den Kode der Kategorie zwei aller führenden Wissenschaftler, um so etwas Unsinniges zu tun? Warum habe ich das Kühlhaus abgeschaltet?
    Er war zu verwirrt, um sich die Frage sofort beantworten zu können. Er rief einen Gleiter und machte sich auf den Weg nach Hause.
    Wieder entstand der Satz in seinem Bewußtsein, der ihm um so mehr angst machte, je klarer sein Bewußtsein wurde.
    Die Uhr ist abgelaufen!
    Es hielt Myles kaum in den Polstern des Gleiters. Mehrmals aktivierte er das Antigravaggregat seines Gürtels und schwebte den schmalen Gang zwischen den Sitzreihen entlang. „Es kann nicht sein", murmelte er verstört. „Noch ist es nicht zu spät. Es darf nicht zu spät sein!"
    In diesem Augenblick brach die Erinnerung an den Traum über ihn herein.
     
    *
     
     
     
    *
     
    Der Servo weckte sie ganz vorsichtig, und Enza Mansoor blinzelte und wischte sich den Schlaf aus den Augen. Sie kam sich wenig ausgeruht vor und befeuchtete mit der Zunge die Lippen. „Wieviel Uhr?" flüsterte sie. „Viertel nach drei", hauchte der Syntron im oberen Ende des Nachttisches. „Ich störe dich nur ungern, aber es ist dringend."
    Sie schüttelte unwillig den Kopf und drehte sich auf die andere Seite. „Es ist gut. Wer?" Sie murmelte es kaum hörbar vor sich hin und fragte sich, was geschehen sein mochte. War etwas mit den Nakken, oder handelte es sich gar um ES? Übergangslos war sie hellwach und setzte sich ruckartig im Bett auf. Ihre Finger fuhren erfolglos durch die kurzen weißen Haare, die Tag wie Nacht nach allen Seiten abstanden und ihr das Aussehen eines stachelbewehrten Igels verliehen. „Kallia möchte dich sprechen", fuhr der Syntron fort und lenkte ihre Gedanken von den äußeren Ereignissen der letzten Wochen und Monate zurück in die Nähe ihrer Angehörigen. „Stelle sie zu mir durch", seufzte Enza. „Sie ist persönlich gekommen. Sie wartet im Wohnzimmer. Du hast doch nichts dagegen, daß ich sie eingelassen habe?"
    „Nein, nein, natürlich nicht." Schließlich gehörte Kallia so gut wie zur Familie.
    Enza schlüpfte unter der warmen, luftgefüllten Decke hervor und in den Bademantel, der

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