1599 - So rächt sich eine Horror-Braut
Dazu gehören auch tote Körper. Egal, ob es sich dabei um Tiere oder Menschen handelt. Da nimmt die See keine Rücksicht. Muss ich Ihnen das alles noch weiter erklären?«
»Natürlich nicht. Sie denken, dass sich das Meer Ihre tote Frau geholt hat?«
»So muss es gewesen sein.«
»Das ist nicht auszuschließen. Aber es ist auch nicht der Beweis, den wir brauchen. Das muss ich Ihnen leider sagen, auch wenn das nicht in Ihren Kram passt, was ich gut verstehen kann. Aber es ist nun mal so, Mr. Foster.«
»Ja.« Er nickte. »Es ist nun mal so. Und ich muss mich damit abfinden, nicht wahr?«
»Leider.«
Tony Foster glaubte dem Typ kein Wort. Und Coltraine glaubte ihm nicht, das lag auf der Hand. Etwas dagegen unternehmen konnte er nicht, dieser blasse Typ saß leider am längeren Hebel. Er fuhr auch nicht aus der Haut. Er blieb gelassen, sodass man sich fragen musste, ob er überhaupt Emotionen zeigen konnte.
»Ich muss also noch warten?«
Coltraine nickte. »Es deutet alles darauf hin, Mr. Foster. Manchmal hat man Glück.«
»Wie meinen Sie das?«
»Dass das Meer seine Beute wieder freigibt.« Coltraine lächelte dünn.
Genau diese Reaktion bewies Tony Foster, dass er daran nicht glaubte.
Dann schlug er die Hände zusammen und sagte mit leiser Stimme: »Das ist es dann wohl gewesen, Mr. Foster. Ich kann wirklich nichts mehr für Sie tun.«
»Das haben Sie mir deutlich genug gesagt.«
Coltraine schaute auf die Uhr. »Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen, ich habe noch einen weiteren Termin wahrzunehmen.«
Er stand auf, um seinem Klienten die Hand zu reichen, was dieser ignorierte.
Auch Foster erhob sich. Er fühlte die Wut in seinem Körper wie eine Flamme. Am liebsten hätte er die gesamte Einrichtung zerhackt, aber er riss sich zusammen.
»Wir hören dann bestimmt wieder voneinander«, sagte Mike Coltraine.
»Ansonsten wünsche ich Ihnen noch einen schönen Tag.«
Leck mich!, Tony Foster sprach diese Wörter nicht aus, er fraß sie in sich hinein.
Sekunden später rannte er wutentbrannt aus dem Haus und schaute weder nach links noch nach rechts.
***
Ich hatte Glenda Perkins schon angerufen und ihr erklärt, dass ich später kommen würde. Der Grund war einfach: Ich wollte an diesem Morgen noch einen Bankbesuch hinter mich bringen und erst danach zum Dienst erscheinen.
Der letzte Fall lag drei Tage zurück. Mit dem französischen Kommissar Voltaire hatte es mich in ein einsames Bergdorf in den Pyrenäen verschlagen, in dem die Bewohner von Zombies bedroht wurden. Wir hatten den Spuk stoppen können, und danach war ich wieder so schnell wie möglich nach London gereist.
Es war ein böser Fall gewesen, der mir auch deshalb nicht aus dem Kopf wollte, weil wieder einmal Luzifer indirekt eine Rolle gespielt hatte. Er hatte tief in einem alten Kloster ein Erbe hinterlassen, von dem die dort ansässigen Mönche, abgesehen von einem, nichts ahnten.
Doch der Fall war vorbei und ich bewegte mich wieder in einer normaleren Gegend wie dem Bankhaus.
Ich hatte mir bewusst diese Zeit ausgesucht, weil ich davon ausging, dass nicht zu viel Betrieb herrschte. Das war auch der Fall. Ich musste noch nicht in einer Schlange anstehen und konnte sofort an den Schalter treten.
Viele Menschen machen ja dieses Online-Banking. Ich gehörte nicht dazu, weil mir die Risiken einfach zu hoch waren. Da blieb ich lieber konservativ.
Es war ein Wintermorgen, der einem Menschen richtig Freude bereiten konnte. Vom fast klaren Himmel schickte die Sonne ihre Strahlen, auch wenn sie nicht eben für viel Wärme sorgten. Aber man fühlte sich gleich besser.
Im Vorraum der Bank wiesen zwei erleuchtete Tannenbäume auf das bevorstehende Weihnachtsfest hin. Für mich war es mehr Makulatur, denn in den Banken hatte man aufgrund der allgemeinen Wirtschaftskrise andere Probleme. Aber nach außen hin gab man sich ganz den lockeren Anschein.
Ich überprüfte meine Konten. Ich holte auch etwas Bargeld ab und war recht zufrieden. Verloren hatte ich in den letzten Wochen kein Geld. Als Yard-Beamter gehört man nicht zu den großen Anlegern. Das Gehalt ist einfach zu klein.
»Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«, fragte der Mann hinter dem Schalter, als er mir die Scheine überreichte.
»Nein, das wäre im Moment alles«, erwiderte ich. »Vielen Dank.«
Der Bankmensch nickte freundlich. »Dann wünsche ich Ihnen noch ein ruhiges Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr, falls wir uns nicht mehr sehen.«
»Danke, Ihnen
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