16 Tante Dimity und das verhexte Haus (Aunt Dimity and the Family Tree)
Fairworth zu restaurieren, für die glorreichste Idee in der Geschichte der Zivilisation. Herzen, die schon lange vor sich hin geschlummert hatten, flatterten plötzlich bei der Aussicht, in Bälde einen wohlhabenden, weißhaarigen Witwer in der Nachbarschaft begrüßen zu dürfen.
Mein Mann nannte diese wackeren Damen » Vaters emsige Mägde«. Ihnen war es zu einem nicht unbeträchtlichen Teil zu verdanken, dass Fairworth House in schier atemberaubendem Tempo bewohnbar gemacht wurde. Alter und Erfahrung verliehen den emsigen Damen die nötige Autorität, der sich zu bedienen sie keinen Augenblick zögerten. Jeden Morgen, gleich ob es stürmte oder schneite, passierten sie die Buckelbrücke am Ortsrand von Finch und marschierten entschlossen die alleeartige Auffahrt zu Willis seniors Anwesen hinauf, um die jeweiligen Bauarbeiten zu beaufsichtigen.
Jene Arbeiter, die pünktlich erschienen und auf ausgedehnte Pausen und Pubbesuche verzichteten, wurden mit frisch gebackenen Plätzchen und selbstgekochtem Mittagessen belohnt– und mit der seligen Stille, die sich breitmacht, wenn Harpyien ihr Gezänk einstellen. Faulpelze hingegen wurden mit lauwarmem Tee, eisigen Blicken und, falls nötig, einer gehörigen Standpauke abgespeist.
Nachdem sie in drei Monaten vollbracht hatten, wofür sechs Monate veranschlagt worden waren, konnten die armen Bauarbeiter es kaum mehr erwarten, in eine Welt zurückzukehren, wo sie in Frieden ein Bier genießen durften. Und so war Fairworth House Mitte August bezugsfertig. Die Bibliothek wartete noch auf den letzten Schliff, ebenso der Billardraum und der Wintergarten, aber die Wohnräume waren fertig renoviert und möbliert. Willis senior zog am Donnerstag, dem 12. August ein, und ich hatte mich bereit erklärt, für Samstag, den 14. August eine Einzugsparty zu organisieren.
Das einzige Haar in der Suppe war, dass es noch keine Hausangestellten gab. Obwohl Willis senior mit meiner Unterstützung etliche Kandidaten zu einem Vorstellungsgespräch empfangen hatte, war bislang noch niemand gefunden worden, der den Anforderungen entsprechen konnte. Meinem Schwiegervater schwebte ein älteres Paar vor, und das machte die Suche zehn Mal schwieriger, als sie ohnehin schon war.
Wie nicht anders zu erwarten, hatten sich die » emsigen Mägde« erboten, das Kochen, die Haushaltsführung und das Gärtnern zu übernehmen, aber mein Schwiegervater hatte die Hilfsangebote freundlich ausgeschlagen. Er wusste genau, wenn er ein Angebot annahm und dafür ein anderes ausschlug, würde das die erbittertsten Grabenkämpfe auslösen, deren Erschütterungen auf Jahre hin im ganzen Dorf zu spüren wären. Die andere Lösung – die Damen alle gleichzeitig im Haus zu haben, während sie hitzig, wenn nicht gar gewalttätig um seine Gunst buhlten – kam ebenso wenig in Frage. Sein Plan stand also fest: Er wünschte sich als zukünftige Hausangestellte ein zuverlässiges, älteres Paar, das keinerlei Verbindungen nach Finch hatte. Nur dass ein solches Paar weit und breit nicht in Sicht war.
Wie schon viele vor ihm musste auch mein Schwiegervater feststellen, wie schwer es ist, gutes Hauspersonal zu finden.
Immerhin wohnte ja nur wenige Kilometer entfernt eine tüchtige Schwiegertochter. Mir war klar, dass, wenn nicht bald geeignetes Personal am Horizont auftauchte, ich neben meinem eigenen Haushalt einen zweiten zu bewältigen hätte.
Das Kochen war kein Problem– ich beherrschte die Kunst, rasch ein nahrhaftes Essen auf den Tisch zu stellen. Außerdem konnte ich mich auf meine beste Freundin Emma Harris verlassen, die dafür sorgen würde, dass die frisch angelegten Gärten nicht frühzeitig dahinsiechten. Aber allein bei der Aussicht, neben meiner Aufgabe, zwei äußerst lebhafte Jungen zu bändigen, auch noch den Wollmäusen auf den weitläufigen Fluren von Fairworth House hinterherjagen zu müssen, löste in mir den Wunsch aus, mich mit einer kalten Kompresse auf der Stirn in ein dunkles Zimmer zu legen.
Insgeheim betete ich innbrünstig, dass die renommierte Londoner Personalagentur, die wir mit der Suche betraut hatten, in Kürze zwei Kandidaten finden würde, die nicht zu alt waren und nicht zu jung, nicht zu überheblich, zu flatterhaft, zu derb oder zu dumm für die gutdotierten Positionen. Doch als der 14. August bedrohlich näher rückte und noch immer keine geeigneten Kandidaten in Sicht waren, begann meine Hoffnung zu schwinden.
Am Tag der Party stand ich bei Sonnenaufgang auf, fuhr Will und
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