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0561 - Leichenwagen zur Hölle

0561 - Leichenwagen zur Hölle

Titel: 0561 - Leichenwagen zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Im Grau der Dämmerung wirkte er noch gespenstischer. Selbst abgefeimte Autoknacker würden sich hüten, ihn zu stehlen. Mit einem derartigen Gefährt rollte man nicht freiwillig in die Hölle.
    Er parkte nur selten in London. Wenn, dann stets vor Häusern, wo etwas Furchtbares passiert war.
    Ein Verbrechen oder auch ein normaler Sterbefall. Das allerdings höchst selten.
    An diesem späten Nachmittag in der Vorweihnachtszeit stand der Wagen auf einem Hof. Dicke Wände schützten ihn. Der lange Schatten der einen Mauer fiel wie ein Tuch über das düstere Fahrzeug und ließ es fast mit dem grauen Boden verschwimmen.
    Kein Licht durchdrang die fahle Dämmerung. Irgendwo in weiter Ferne erklang das Heulen eines Signals. Dort wälzten sich Schiffe durch das Strombett der Themse.
    Der Wagen wartete…
    Wer ihn von vorn sah, dem mußten seine Scheinwerfer vorkommen wie gewaltige Glotzaugen. Man hatte den Grill verstärkt, ebenfalls die Stoßdämpfer sowie die Achsen. Auch breitere Reifen hatte das Fahrzeug bekommen, so daß man es als eine tödliche Rakete bezeichnen konnte, denn mit mehr Pferdestärken war er sowieso versehen.
    Aus einem der Fenster im ersten Stock fiel gelber Lichtschein. Zuerst erschien ein Schatten hinter der Scheibe, Sekunden später ein zweiter. Von den Personen waren nur die Köpfe und Teile der Schultern zu sehen. Dann waren sie verschwunden.
    Nicht mehr lange, denn sie öffneten die hintere Tür des Hauses und betraten den Hof, auf dem der Wagen parkte. Zunächst waren nur ihre Schritte zu hören, dann schälten sie sich selbst aus dem Dunkel hervor wie schattenhafte Gespenster aus dem Reich der Toten.
    Zielsicher näherten sie sich dem Gefährt. Sie waren ebenfalls in Schwarz gekleidet und erinnerten an Totengräber. Einer von ihnen griff in die Tasche. Er holte ein kleines Gerät hervor, drückte auf einen Knopf und wußte, daß sich durch die Fernbedienung die Zentralverriegelung im Innern des Fahrzeugs gelöst hatte.
    Jetzt waren die Türen offen.
    Der Fahrer stieg zuerst ein. Er startete den Leichenwagen. Auf einmal zitterte der Schall zwischen den Hofmauern. Aus dem Auspuff drang eine schwarze Wolke. Sie verteilte sich, bekam Nachschub, als der Fahrer den Leichenwagen zurück rangierte, ihn dann von der Mauer wegfuhr und seinem Kollegen Gelegenheit gab, ebenfalls einzusteigen.
    Der zweite Mann nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Er schloß noch nicht die Tür, die Innenbeleuchtung brannte weiter und ließ die beiden Männer genau erkennen.
    Sie glichen sich fast wie Zwillinge. Nicht nur wegen ihrer dunklen Anzüge, es lag auch an den Gesichtern, die bleich wie skelettierte und gewaschene Schädel aus den hochgestellten Kragen der Anzugjacken hervorstachen.
    Die Haut der Männer glich einem dünnen Gummi, das über die Knochen gezogen war. Die Augen lagen tief in den Höhlen. Der Fahrer besaß eine Glatze, sein Kumpan brauchte auf Haare nicht zu verzichten, allerdings waren es sehr wenige, die sich glatt auf seinem Schädel verteilten.
    »Fertig?« fragte der Fahrer.
    Sein Kollege nickte. »Ja, du kannst starten!«
    »Gut, wir werden ihn holen!«
    Beide hoben synchron die Arme. Jetzt hätte zumindest eine Hand die Wagenschlüssel in das Schloß stecken müssen.
    Was da zum Vorschein kam, war keine Hand. Beide Männer besaßen von den Unterarmen ab Scheren aus Metall.
    Keine Hände – Mordwerkzeuge!
    ***
    Bis zum Lift war Suko mitgehumpelt. Von dort hatte er mich allein in den Weihnachtstrubel der Millionenstadt fahren lassen. Nicht weil es ihm keinen Spaß bereitet hätte – Suko hätte sicherlich gern getauscht –, er war einfach noch nicht in der Lage, sich normal zu bewegen. Die Stichverletzung in seiner Wade machte ihm noch immer zu schaffen. Zu verdanken hatte er die Verletzung den Zombie-Piraten von Kapitän Sensenmann, aber den gab es nicht mehr. Ebensowenig wie den Rattenmenschen, den ich vor einigen Tagen in Ungarn gestellt hatte. In einem Gefängnis hatte ich auch gehockt und dort einiges abbekommen. Den Fall wollte ich so rasch wie möglich abhaken und mich, das hatte ich mir vorgenommen, um schönere Dinge kümmern.
    Zum Beispiel um den Einkauf von Weihnachtsgeschenken. In Ungarn schon hatte ich mir dies vorgenommen und setzte den Vorsatz nun in die Tat um.
    Leider war es später geworden. Also tigerte ich wieder an einem Nachmittag los.
    Das heißt, ich fuhr in die City, wo das Einkaufsparadies der Londoner und auch der zahlreichen Touristen liegt. Wobei Harrod’s als Kaufhaus

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