160 - Die Mörderkette
Strafe für den arroganten Kettenwürger gewesen, deshalb trieb ihn Loxagons Mann in den Saugkreis des Jenseits-Monolithen und sah aus sicherer Entfernung zu, wie der Stein das willkommene Opfer an sich riß.
Ein einziger Fehler war Homer Sykes zum tödlichen Verhängnis geworden.
All seine Befreiungsversuche kosteten ihn nur Kraft und fesselten ihn noch stärker an den Stein der tausend Qualen. Ein langes, langsames und schmerzhaftes Sterben hatte an jenem Schicksalstag für Homer Sykes begonnen.
Sein Stolz war gebrochen wie ein morscher Stab. Nie mehr hätte er den Fehler gemacht, einen Gegner zu unterschätzen, wenn er eine zweite Chance bekommen hätte, aber wer hätte sie ihm geben sollen? Niemand war an ihm interessiert. Er war für die Hölle nicht so wichtig, wie er geglaubt hatte. Asmodis oder Loxagon, dessen Sohn, hätten ihn begnadigen können, doch in ihren Augen war er ersetzbar, deshalb befreiten sie ihn nicht.
***
Das Haus stand in Hampstead, wo sich auch das berühmte Londoner Fußballstadion befand. Es gehörte Jessica Bruce, einer jungen dunkelhaarigen Frau, die in Heimarbeit Amulette aus diversen Materialien und verschiedene Zaubertränke herstellte. Groß und alt war das Haus, und es stand an einer Stelle, die genau richtig für Jessica war. Aus dem Boden bezog sie eine geheimnisvolle Kraft, die ihr bei der Anfertigung ihrer magischen Artikel half.
Das Geschäft ging hervorragend. Eigentlich erstaunlich in einer so nüchternen Zeit, die von Computern und Microchips geprägt und beherrscht wurde. Es war ein Geschäft mit dem Aberglauben das Jessica Bruce viel Geld einbrachte.
Ab und zu wurde behauptet, sie wäre eine Hexe. Sie bestritt es - wenn überhaupt - nur halbherzig. Sie war etwas Besonderes, ragte aus der Masse heraus und verfügte über übersinnliche Kräfte. Häufig bediente sie sich dieser Fähigkeiten.
Angeblich waren ihre Talismane Glücksbringer besonderer Art. Sie machten ihre Träger erfolgreich - aber auch rücksichtslos, skrupellos, hartherzig und unfair. Sie schufen die besten Voraussetzungen für einen raschen Aufstieg, deckten Warmherzigkeit und Mitgefühl so komplett zu, daß alles, was sich an Gutem darunter befand, erstickte und abstarb.
Genau genommen war Jessica Bruce ihren Mitmenschen nichts Gutes, doch das beunruhigte sie nicht. Sie deckte einen Bedarf und machte damit Geld.
Seit Monaten fühlte sie sich von einer Baufirma namens »Giant City Project« belästigt. GCP war an ihrem Haus interessiert, doch Jessica wollte sich davon nicht trennen. Die Leitung von GCP dachte, das wäre nur eine Geldfrage -obwohl Jessica bereits beim ersten Gespräch klargestellt hatte, daß dies nicht der Fall sei -, und so erhöhte GCP sein Angebot von Woche zu Woche.
Die Firmenleitung bestand aus vier Personen - aus drei Männern und einer Frau. Joshua Mackendrick, Jerry Howard und James Tandy hatten ihr Glück bei Jessica Bruce bereits ohne Erfolg versucht. Nun war Tammy Duvall an der Reihe, eine herbe Schönheit mit weißblondem Haar und nüchternem Blick. Man behauptete von ihr, sie trüge da, wo andere ihr Herz hätten, eine Registrierkasse. Geld war für sie ein Götze, den sie anbetete, für den sie alles zu tun bereit war.
Jessica Bruce hatte sich informiert. Sie wußte, daß die Firma »Giant City Project« nur ein hauchdünnes Mäntelchen der Seriosität trug, unter dem es sehr häßlich aussah. Rücksichtslos riß GCP aus rein spekulativen Gründen Häuser ab. Gefährliche, manchmal sogar tödliche Machenschaften prägten das Geschäftsgebaren des Erfolgsunternehmens, dem eine eiskalte, rücksichtslose Profitsucht nachgesagt wurde, was von der Firmenleitung selbstverständlich entschieden zurückgewiesen wurde.
GCP gehörte der durchtriebenen Städtebau-Mafia an, war undurchsichtig verwoben und verflochten mit anderen Firmen, umging öffentliche Ausschreibungen, verschaffte sich Aufträge mit Bestechung und Erpréssung, war in Bauskandale verwickelt und schreckte angeblich auch vor einem Mord nicht zurück, wenn sich ein Hindernis nicht anders aus dem Weg schaffen ließ. Man schacherte mit Grundstücken, erwarb sie billig, nachdem man dafür gesorgt hatte, daß sie wertlos waren, und verkaufte sie zu Höchstpreisen.
GCP hatte schon etliche Menschen in den Tod getrieben. Untersuchungsausschüsse, die sich mit diesem verbrecherischen Unternehmen befassen wollten, wurden torpediert und kaltgestellt. Eingeleitete Verfahren gegen die Firma wurden zumeist nach kurzer
Weitere Kostenlose Bücher