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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Ranges die Interessen der Hangay-Völker vertrat? Oder konnte diese Arbeit nicht auch jemand anders tun, jemand mit mehr Geduld für unnötige Zeitverschwendung?
    Zehn Minuten kostete sie der Weg.
    Und am Ziel tat sich vor ihr eine künstliche Hangarblase auf, eine Art luftgefüllter Vorhang aus Plastikmaterial, der sich wie eine Schutzhülle um das Schiff gelegt hatte. Eine Außenschleuse des Humanidroms bildete gleichzeitig den Zugang zur Hangarblase.
    Dao-Lin-H'ay spürte die angenehm kalte Luft, den typischen feinen Ozongeruch eines Schiffes, das aus dem Vakuum in Atmosphäre eintauchte.
    Die DENGAI durchmaß 310 Meter und war eine Diskuskonstruktion. Mikrometeoriten hatten Millionen kleinster Schrunde in die Außenhaut geschlagen. Antennenförmige Auswüchse zeigten die Position von Bewaffnung und Ortungsgerät an, und ein ausgefahrener Schacht diente als Verbindung zwischen Schiff und Hangar.
    Dieser Schacht öffnete sich nun.
    Ein männlicher Kartanin schwebte von dort aus die paar Meter zu Boden. Seine Kleidung war die traditionelle, hochgeschlossene Kombination mit einem grauen Rangabzeichen an der Schulter.
    Demnach war er nicht der Kommandant, sondern ein rangniederer Parlamentär. „Mein Name ist Tes-Tui-H'ar", erklärte er. „Ich bringe für dich eine Botschaft von Kartan."
    „Komm mit!" befahl Dao-Lin. „Wir reden in meiner Kabine."
    Sie wollte sich schon umdrehen und gehen; doch der Kartanin mit den Parlamentärsabzeichen bewegte sich nicht. Erstaunt sah ihn Dao-Lin an. Widerstand war sie von einem ihres eigenen Volkes nicht gewohnt. Zumindest nicht, wenn er wie Tes-Tui-H'ar einer niederen Schicht angehörte.
    Ihr Fell sträubte sich ansatzweise.
    Der andere sah es - und beeilte sich hinzuzufügen: „Ich würde es vorziehen, an Bord der DENGAI zu sprechen."
    „Aus welchem Grund?"
    „Es handelt sich um eine Botschaft von Mei-Mei-H'ar."
    Er tat so, als sei damit alles gesagt.
    Und das war es auch. Mei-Mei-H'ar war die Höchste Frau von Kartan, eine der einflußreichsten Persönlichkeiten der Galaxis Pinwheel. Dao-Lin und Mei-Mei waren nicht gerade Freundinnen, ihre Beziehung hatte lange am Rande offener Feindschaft vor sich hin geschwelt. Wenn dieselbe Mei-Mei-H'ar nun ein Schiff auf die weite Reise zum Humanidrom schickte, war etwas vorgefallen. Etwas, dem sie sich selbst nicht gewachsen fühlte. Und etwas, von dem kein Galaktiker auch nur ein Sterbenswörtchen erfahren durfte. Kartanin mochten sich untereinander spinnefeind sein, doch Außenstehenden gegenüber hielten sie zusammen.
    Wortlos folgte sie Tes-Tui-H'ar ins Schiff. Natürlich gab es in ihrer Kabine keine Abhörgeräte.
    Aber konnte sie dessen wirklich sicher sein? Hier, im Humanidrom von Lokvorth, wo man nicht einmal den Weg zur nächsten Kantine ohne Führer ging?
    Nein, dachte sie, der Parlamentär hatte völlig recht.
    Durch den Antigravschacht ließen sich die beiden nacheinander ins Schiff ziehen. Drinnen warteten bereits die junge Protektorin Maia-Sro-Than und ihre Stellvertreter; doch die Begrüßungszeremonie fiel erfreulich knapp aus. Tes-Tui-H'ar gab trotz seines niederen Ranges das Tempo an. Er wirkte ungeduldig, also beschränkte sich die Protektorin auf die nötigsten Worte.
    Sie war wirklich sehr jung; eine Kartanin mit großem Potential.
    Aber auch Tes-Tui-H'ar fand durchaus ihr Wohlwollen. Mei-Mei-H'ar hatte einen Boten mit starker Persönlichkeit geschickt. Dieser Tes-Tui wußte sich durchzusetzen. Und auch daraus zog die Kartanin ihre Schlüsse: Hätte Mei-Mei sie nur wegen einer Kleinigkeit oder gegen ihren Willen kontaktiert, sie hätte einen möglichst unfähigen Botschafter gewählt. Das allein schon, um Dao-Lin versteckt zu kränken.
    Die Person des Tes-Tui-H'ar bedeutete das genaue Gegenteil. Mei-Mei-H'ar war in Not. Sie erwies Dao-Lin Ehrerbietung.
    Der Bote führte sie in seine Kabine. Dort setzte er sich auf einen harten Stuhl und bot gleichzeitig ihr den bequemeren Sessel an.
    Dao-Lin nahm Platz.
    Verlegen strich Tes-Tui-H'ar über den blütenweißen Stoff seiner Kombination. Für kartanische Ohren war das sachte Kratzen der Krallenspitzen deutlich hörbar, ebenso das Scharren seiner Füße auf dem Kunststoff boden. Vielleicht wurde ihm erst jetzt bewußt, wem er eigentlich gegenübersaß, nämlich einer lebenden Legende seines Volkes. Auch wenn Dao-Lin auf dieses Attribut gern verzichtet hätte. Es hinderte sie eher, als daß sie stolz gewesen wäre. „Nun, was hast du mir zu sagen?"
    „Zunächst einmal

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