Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
fassen. Sie würde es lösen, sobald sich ihre Nutzlosigkeit an diesem Ort erwiesen hatte. „Ich kann dir jetzt keine abschließende Antwort geben", erklärte sie. „Ich muß dich bitten, Tes-Tui-H'ar, hier mit der DENGAI auf mich zu warten."
    „Wie lange?"
    „Ich weiß es nicht."
    „Darf ich wissen, aus welchem Grund?"
    „Nein."
    Mit dieser barschen Antwort erhob sich Dao-Lin-H'ay. Sie stürmte mit langen Schritten aus dem Schiff. Der Gesandte von Mei-Mei-H'ar folgte ihr bis zur Schleuse, dann blieb er zurück. Sie dagegen behielt ihr Tempo bei, bis sie den nächsten Vertigo-Roboter gefunden hatte. Dann erst beruhigte sie sich. „Wohin kann ich dich bringen?" fragte die diskusförmige Maschine. „Ich will zu Homer G. Adams."
    „Du hast Glück. Er hält sich zur Zeit tatsächlich im Humanidrom auf."
    „Das war kein Glück", antwortete sie. „Ich habe es gewußt."
     
    *
     
    Adams residierte in einem eigenen Bürotrakt, der für den Chef der Kosmischen Hanse ständig zur Verfügung stand. Zwar hatte die Hanse aus den letzten Ereignissen gelernt, die die Linguiden-Krise mit sich gebracht hatte - sie durfte die Galaxis nicht für sich allein vereinnahmen. Man mußte auch den Springern und anderen Völkern ihre Marktanteile lassen, was ja auch geschehen war. Dennoch gehörte die Hanse zu den beherrschenden Wirtschaftsorganisationen der Milchstraße. Und als Chef dieser Organisation war Adams ein mächtiger Mann.
    Dao-Lin-H'ay störte die Machtfülle nicht. Sie kannte Adams gut genug, um nicht in Ehrfurcht zu erstarren. Schließlich hatte sie selbst einmal den Gipfel erklommen, wenn auch nur für kurze Zeit. Sie war eine Wissende geworden, eine Voica. Sie hatte das Volk der Pinwheel-Kartanin beherrscht. „Melde mich an!" befahl sie dem Vertigo.
    Sie setzte sich ungeduldig im Vorzimmer auf einen Stuhl, sprang aber kurz darauf wieder hoch und begann, ruhelos im Raum auf und ab zu schleichen. Wie eine Katze, hatte Tekener einmal gesagt. Aber nicht wie eines unserer possierlichen Tierchen. Eher wie eine Raubkatze, voller Energie und berechnend.
    Und das, so fand Dao-Lin, hatte ihr Wesen gar nicht einmal so schlecht beschrieben.
    Plötzlich sprang die Tür auf.
    Auf der Schwelle stand der kleine Terraner mit dem schütteren Haarkranz. Er sah aus wie alle Terraner, für die Augen einer Kartanin nackt und kraftlos. Wäre sie tatsächlich ein Raubtier ohne Intelligenz gewesen, sie hätte in ihm die schwächliche Beute gesehen, die nicht fliehen konnte.
    Woher diese schrecklichen Gedanken ?
    Was ging in ihr vor?
    Fühlte sie sich eingesperrt?
    Adams war ein Freund. Ein starker Freund, von dessen Äußerem man sich nicht täuschen lassen durfte.
    Adams führte sie in sein Büro. An der Wand neben einem riesigen, mit Kommunikationselektronik übersäten Schreibtisch hing ein Fensterhologramm. Es sah aus, als beginne dahinter ein weiter Park mit bewegter Luft und ohne Grenzen. Instinktiv bewegte sich Dao-Lin in diese Richtung.
    Sie blieb stehen und sah ihn kurz entschlossen an. „Ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen", begann sie. „Eine Sache, die für mich von größter Bedeutung ist. Ich habe vor einer Stunde eine Konferenz besucht. Es ging um das Projekt, über das ich vor ein paar Wochen mit dir gesprochen habe. Du erinnerst dich?"
    „Ja", entgegnete der kleine Mann, der im Sitzen hinter seinem überdimensionalen Schreibtisch noch kleiner wirkte. „Du wolltest ein Dreieck zwischen Pinwheel, Hangay und der Milchstraße bilden. Entlang diesem Dreieck sollte eine Reihe von Weltraumbahnhöfen entstehen. Ist es das?"
    „Richtig." Dao-Lin-H'ay hatte das unangenehme Gefühl, genau diese Situation schon einmal erlebt zu haben - und genau zu wissen, wie das Ende aussah. „Gestern habe ich das Projekt zum viertenmal einer Kommission vorgetragen. Gäbe es die Bahnhöfe, könnte endlich echter Verkehr entstehen. Dann erst bewältigen auch normale Raumschiffe die Strecke. Dann erst sind Handel und Verständigung in großem Umfang möglich."
    „Du hast recht."
    „Das haben die Mitglieder der Kommission auch gesagt."
    „Und?" Adams hob fragend die Augenbrauen.
    Sie hatte inzwischen gelernt, diese Geste richtig zu deuten. „Man lehnte meinen Plan ab", fuhr sie deshalb fort. „Der Bau solcher Bahnhöfe sei zu teuer, der wirtschaftliche Nutzen zu gering."
    „So ist es auch", erklärte Homer G. Adams unverblümt. „Ich bin derselben Ansicht. Was glaubst du, weshalb wir nicht einmal die Bahnhöfe nach Andromeda

Weitere Kostenlose Bücher