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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wieder aufbauen?"
    „Eigentlich wollte ich dich bitten, die Sache in die Hand zu nehmen."
    „Ich?"
    „Ja. Du verfügst über großen Einfluß. Notfalls wäre die Kosmische Hanse sogar allein dazu imstande."
    „Tut mir leid, Dao-Lin. Aber das werde ich nicht tun. Für mich gelten dieselben wirtschaftlichen Argumente wie für die Kommission. Ich kann dir keine Hoffnung machen."
    „Die habe ich auch gar nicht gehabt."
    Sie konnte sehen, wie sehr ihre Antwort bei ihm auf Verblüffung stieß. Doch sie war in der Tat ohne die geringsten Illusionen in dieses Gespräch gegangen. Im Grunde hatte es nur als Vorwand gedient, weil sie sich selbst etwas beweisen wollte. Dieser Beweis war nun erbracht. Ihre Anwesenheit im Humanidrom machte keinen Sinn mehr. Es gab nicht den geringsten Grund, den Aufbruch mit der DENGAI länger zu verschieben.
    Oder doch - einen Grund gab es auf jeden Fall. „Ich danke dir für dieses Gespräch", erklärte sie in fast gelöster Stimmung. „Du hast mir sehr geholfen, Homer."
    „Habe ich das?"
    Sie störte sich nicht an seiner Verwirrung. Statt dessen verließ sie ohne ein weiteres Wort der Erklärung den Raum und ließ sich von einem Vertigo-Robot zur nächsten Hyperfunkstation führen.
    Nun würde Adams wieder denken, sie habe einen ihrer geheimnisvollen Auftritte gehabt; er würde den Kopf schütteln und zur Tagesordnung übergehen. Für sie jedoch war dies alles andere als Tagesordnung.
    Ein paar Minuten später erreichte sie durch das unüberschaubare Labyrinth des Humanidroms die Funkkabinen. Dao-Lin-H'ay ließ sich oberste Priorität einräumen. „Wohin soll die Verbindung geschaltet werden?" fragte der Funksyntron. „Terra", sagte sie. „HQ Hanse."
    „Es wird ein paar Minuten dauern, bis die Satellitenstrecke steht."
    „Ich warte."
    Die Kartanin setzte sich in eine der Kabinen und überlegte sorgfältig, was sie sagen sollte.
    Schneller als erwartet kam die Verbindung zustande. Auf dem Bildschirm erschien das Symbol des Hanse-Hauptquartiers; ein Syntron stand als Gesprächspartner zur Verfügung. „Ich möchte Ronald Tekener sprechen."
    „Ronald Tekener befindet sich nicht in Reichweite."
    „Wo kann ich ihn erreichen?"
    „Das ist mir nicht bekannt. Es gibt keinen Vermerk darüber."
    „In dem Fall möchte ich eine Nachricht hinterlassen."
    „Du kannst ab sofort sprechen. Sobald Ronald Tekener zurück ist, erhält er die Nachricht zugestellt."
    Wiederum saß sie eine Weile wortlos da, obwohl sie schon vorher länge nachgedacht hatte.
    Lieber Tek, formulierte sie am Ende, ich habe eine Entscheidung getroffen. Es ist 9 Uhr morgens Terra-Zeit. Morgen um dieselbe Stunde besteige ich das kartanische Fernraumschiff DENGAI und verlasse die Milchstraße. Es wird ein Abschied auf lange Zeit sein. Ich werde nicht hier gebraucht, sondern in Hangay und Pinwheel. Als ES uns die Zellaktivatoren übergab, war damit ein Auftrag verbunden. Die Geschicke der gesamten Mächtigkeitsballung sollten in geordnete Bahnen gelenkt werden. Nicht nur die der Milchstraße. Ich habe nicht die Absicht, mich dieser Verantwortung länger zu entziehen.
    Wenn du noch mit mir reden willst - ich stehe bis morgen zur Verfügung.
    Es war eine kurze, schmerzlose Nachricht. Anschließend führte der Vertigo sie in ihre Kabine.
    Sie wartete den ganzen Tag lang.
    Die Nacht über schlief sie nicht.
    Und am Morgen des folgenden Tages war Tekener noch immer nicht eingetroffen. Nicht mit einem Raumschiff und auch nicht per Transmitter. Die Wahrscheinlichkeit dafür war auch nicht besonders groß gewesen angesichts der Tatsache, daß man nicht einmal seinen Aufenthaltsort kannte. Also packte sie die wenigen persönlichen Gegenstände zusammen und hinterließ für die Galaktischen Räte eine Aktennotiz. Die Rätin der Völker Hangays hatte von diesem Augenblick an den Dienst aufgekündigt.
    Eine halbe Stunde später öffnete sich vor ihr das Schott zum Hangar. Dort stand der 310-Meter-Diskus, ein vertrauter Anblick in der fremden Umgebung des Humanidroms. Heimisch war sie hier nie geworden. Sie weinte dem Galaktikum und dieser ganzen Milchstraße keine Träne nach. Nur...
    Aber daran wollte sie nicht denken.
    Dao-Lin-H'ay meldete sich am Antigravschacht. Die Protektorin kam persönlich, um sie in Empfang zu nehmen. Eine luxuriöse Kabine mit schweren Vorhängen und eigenem Hyperkomanschluß war vorbereitet und bezugsfertig, als Adjutant stand Tes-Tui-H'ar rund um die Uhr zur Verfügung.
    In wenigen Minuten wurde es 9 Uhr

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