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1606 - Der Spieler und die Kartanin

Titel: 1606 - Der Spieler und die Kartanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Weise die Nackenhaare auf - doch Dao-Lin bemerkte die unbewußte Geste sehr wohl. Ihr Helfer war ein Mann. Wenn er diese Dinge zur Sprache brachte, tat er das nicht ohne Grund. Sie war mit einemmal überzeugt, daß sie die Unzufriedenheit im Volk besser ernst nähme. „Du hast teilweise recht", gestand Tes-Tui ein. „Das reine Matriarchat existiert nicht mehr.
    Dennoch sind die Zustände schlimm genug, um mir Sorge zu bereiten. Die Männer sehen das Patriarchat der Kartanin von Hangay. Das läßt sie neidisch werden."
    „Neid bedeutet noch lange nicht Aufruhr."
    „Gewiß nicht. Aber ich habe Kenntnis, daß männliche Kartanin eine geheime Organisation namens >Ntempo< gegründet haben. Ntempo versteht sich selbst als militant. Sie wollen für die Rechte der Männer kämpfen. Mitglieder aus allen Familien gehören dazu, ohne jede Einschränkung. Sie verzeichnen einen ungeheuren Zulauf."
    „Und?" fragte Dao-Lin provokant. „Bist auch du dabei?"
    Tes-Tui-H'ar reagierte mit einem aggressiven Fauchen. „Na schön." Dao-Lin-H'ay starrte aus dem Fenster auf das Chaos des über sie hinwegfegenden Sturms. „Du also nicht. Aber warum erzählst du mir das alles so ausführlich? Du weißt doch schon lange darüber Bescheid, nicht wahr? Warum erst jetzt?"
    „Das ist der zweite Punkt, von dem ich dir berichten will", erklärte Tes-Tui-H'ar kleinlaut. „Die Ntempo ist aktiv geworden, während du in Hangay warst. Sie haben begonnen, Attentate zu unternehmen. Es hat 69 Kartanin-Frauen getroffen, darunter zwei Hohe Frauen."
    Dao-Lin-H'ay musterte ihren Helfer mit starrem, beinahe drohendem Blick. „Und was hast du getan?"
    „Nichts. Mei-Mei-H'ar hat eine strenge Verfolgung angeordnet."
    „Mit welchem Ergebnis?"
    „Etwa zweihundert Ntempo-Anhänger wurden aufgespürt. Sie alle haben gestanden. Aber keiner kennt die Hintermänner; wir vermuten, daß irgendwelche Angehörigen von Familien-Geheimdiensten die Sache organisieren. Es ist völlig aussichtslos, die Ntempo zu zerschlagen."
    „Ja, das denke ich auch."
    Dao-Lin-H'ay hatte noch immer keinen Blick von ihm gelassen. Unter ihren forschenden Augen wand sich Tes-Tui-H'ay vor Verlegenheit, auch wenn er versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. Er sympathisierte mit der Ntempo ... Das spürte sie mit dem winzigen Rest der Parafähigkeiten, der ihr verblieben war.
    Ihr erster Impuls bestand darin, sich seiner zu entledigen. Sie würde einen anderen Helfer finden, er dagegen konnte genausogut auf einem Erzfrachter oder einem Wasserplaneten Dienst tun. Dann aber begriff sie, daß zur Rache kein Anlaß bestand. Tes-Tui hatte sie nicht verraten, sondern lediglich mit einem Interessenkonflikt gekämpft. Und gewonnen - sonst wäre er nicht mehr hier.
    Dao-Lin-H'ay kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und konzentrierte sich nach außen hin wieder auf das Toben des Sturmes, auf die Sand- und Schneemassen, die draußen in wilden Böen vorbeigetrieben wurden. Im Grunde, so dachte sie, konnte sie ein besseres Stimmungsbarometer als Tes-Tui-H'ar gar nicht finden. Wenn im Volk Aufruhr herrschte, so würde er es eher wissen als alle Hohen Frauen zusammen. „Ich danke dir für deine Auskunft", sagte sie also. „Bitte lasse mich jetzt allein!"
    Der andere erhob sich und ging unschlüssig zur Tür. „Stopp!" Dao-Lin ahnte plötzlich, daß sie immer noch nicht alles gehört hatte. „Was ist los?
    Du hast nicht die ganze Wahrheit gesagt."
    „Ja ... Eigentlich handelt es sich nur um ein Detail. Aber du solltest es wissen, meine ich. Unter den zweihundert Ntempo-Anhängern, die gefangen wurden, befanden sich mehrere Todeskommandos. Eines davon hatte einen besonderen Auftrag. Sie wollten dich töten, Dao-Lin.
    Du wärst das nächste Opfer gewesen."
    Stocksteif saß sie auf ihrem Stuhl; noch lange nachdem ihr Helfer gegangen war. Nun hatte sie also die Unterstützung des Volkes verloren, obwohl gerade die niedriggestellten Kartanin sie immer verehrt hatten. Es wurde Zeit, das Problem anzugehen.
     
    *
     
    In den kommenden Monaten setzte Dao-Lin alles daran, auf Kartan und den wichtigsten Stützpunktwelten einen gesellschaftlichen Neuerungsprozeß in Gang zu setzen.
    So wurde zwar das Problem der Ntempo nicht gelöst, jedenfalls nicht sofort - aber war es nicht ohnehin besser, an den Grundlagen zu arbeiten? Mei-Mei-H'ars Schergen machten weiterhin auf die Ntempo-Anhänger Jagd, und Dao-Lin hatte auch gar nichts dagegen. Doch sie wußte, daß alle Polizei der Welt ein solches

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