1606 - Der Spieler und die Kartanin
es, dort die Kriegsgegner von früher im Frieden zusammenzuführen. So weit war Tekener immerhin gekommen: Konflikte wurden am Konferenztisch ausgeräumt, nicht mit Waffen.
Nichtsdestotrotz gediehen die Beziehungen zum Galaktikum.
Die Kartanin beider Galaxien bildeten eine feste Koalition. Als gesamtes Volk nahmen sie eine Sonderstellung ein. Ausgerechnet sie, die Kartanin, waren es, die den Frieden zwischen den Galaxien stabilisierten. Pinwheel wurde im Galaktikum von der Frau Noa-Sia-Ghau repräsentiert, Hangay von dem Mann Goang-Dau-Pohn. Beide waren Kartanin.
Im Lauf der Jahre wurde die Freundschaft zwischen Tekener und Dao-Lin immer mehr offenbar.
Sie gaben sich keine Mühe mehr, ihre Zuneigung füreinander zu verbergen. Zwar kannte niemand außer ihnen intime Details; mit Sicherheit wußte die Öffentlichkeit nicht einmal, daß ein intimes Verhältnis bestand. Doch das mußte auch keiner wissen. An diesem Punkt zogen sie die Grenze.
Immer öfter fanden sie in den folgenden Jahren für sich selber Zeit. Manchmal lebte Tekener mit ihr in den Canyons von Tozinkartan, manchmal zog sie zu ihm auf den Planeten Vinau.
Obwohl es dort, direkt am Meer, für ihre Begriffe eigentlich zu feucht war ... Aber Kleinigkeiten dieser Art nahm sie gern in Kauf.
Als die Botschaft aus der Milchstraße sie erreichte, weilte Ronald Tekener gerade bei ihr in Ardustaar. Man schrieb das Jahr 1200 NGZ. Eine riesenhafte Tote Zone sollte aufgetaucht sein, eine Bedrohung für jede Zivilisation. Unter dem Begriff allein vermochten sich weder Dao-Lin noch Tekener etwas vorzustellen. Doch für beide war im selben Augenblick klar, daß sie keine Wahl hatten, daß sie auf dem schnellsten Wege in die Milchstraße mußten.
Tes-Tui-H'ar übernahm ihre Stellvertretung. Tekener hatte ebenfalls Vertrauensleute in Hangay zurückgelassen.
Und die Entscheidung, mit welchem Schiff sie die Reise antreten wollten, fiel leicht. Vor etwas weniger als einem Vierteljahr hatten vennische Rebellen Tekeners LEPSO aufgelauert und zu Schrott geschossen. Der Trimaran war in Hangay im Trockendock zurückgeblieben. Deshalb nahmen sie Dao-Lins NJALA mit ihrer Besatzung aus kartanischen Forschern. Als Begleiteinheit wählte sie den 300-Meter-Diskus GUNAU, und zur Protektorin dieses Schiffes bestimmte sie Maia-Sro-Than. Mit dieser Kartanin war sie damals aus der Milchstraße fortgegangen, und mit ihr kehrte sie auch zurück.
Ein gutes Omen, dachte die ehemalige Wissende. Vielleicht brachte Maia-Sro-Than auch diesmal Glück. Jedenfalls, wenn sie ihre Aufmüpfigkeit beherrschen konnte
8.
Tekener wanderte stundenlang unruhig durch die Korridore der NJALA. Wo immer er Besatzungsmitgliedern begegnete, ließen sie ihn Ablehnung spüren. Das war auch heute noch so - obwohl die Kartanin ihn inzwischen kannten.
Dao-Lin war ihm keine große Hilfe.
Sicher, sie verstanden einander so gut, wie es zwischen zwei Wesen ihrer Art nur möglich war.
Aber es war nicht ihr Volk, das da in Gefahr schwebte, sondern es waren die Terraner. Und das, so dachte er, änderte doch einiges. Sie interessierte sich nicht aus persönlichen Gründen für das Phänomen, sondern aus allgemeiner Besorgnis. Immerhin lag M33 nicht weit von der Milchstraße entfernt. Ein Katastrophengebiet, das dem Hörensagen nach fast dreißigtausend Lichtjahre umfaßte, mochte eines Tages auch die Kartanin bedrohen.
Vielleicht gab es in der Toten Zone kein Leben mehr.
Ohne Vorwarnung durchzuckte ihn dieser Gedanke. In der Folge verlor Tekener noch mehr seiner inneren Ruhe, und nicht einmal die Tage und Nächte mit Dao-Lin vermochten daran etwas zu ändern.
Der Flug dauerte nur 17 Tage. Sie legten keinen Zwischenstopp ein und hielten nicht einmal an, um die Gravitraf-Speicher aufzuladen. Am 19. März erreichten die NJALA und die GUNAU mit fast aufgezehrten Energiereserven den Milchstraßenrand. Dem Hyperfunkverkehr entnahmen sie, daß das Katastrophengebiet keineswegs 30.000, sondern lediglich 10.000 Lichtjahre durchmaß.
So erhielten sie eine genaue Vorstellung, wohin der weitere Weg sie führen durfte und wohin nicht. Demnach lag das Solsystem mitten in der Toten Zone, ebenso das Wega-System und viele andere. „Tek..."
Er hatte Dao-Lin nicht kommen hören. Sie stand plötzlich neben ihm, und ihre Finger berührten mit eingezogenen Krallen sacht seinen Nacken. „Ich denke nach", sagte er. „Wirklich? Du hast Angst. Du starrst seit einer Stunde auf diesen Bildschirm, obwohl er leer ist.
Wohin
Weitere Kostenlose Bücher