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Patty Janes Frisörsalon

Patty Janes Frisörsalon

Titel: Patty Janes Frisörsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lorna Landvik
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Prolog
    PATTY Jane hatte eine ganze Schublade voll bunter Baumwolltücher, die mit Billigparfum besprüht waren – Tabu und Soir de Paris und, gelegentlich, My Sin , für mich der Inbegriff des Schicks. Ich half nach der Schule und samstags in der Flotten Locke aus. Immer, wenn jemand den Laden mit Dauerwellengestank verpestete, mußte ich die Tücher verteilen und sie unseren Kundinnen so sorgfältig, wie eine Krankenschwester dem Arzt den Mundschutz umbindet, über Mund und Nase legen. Alle im Salon trugen sie (außer Clyde Chuka, dem Handpfleger, der behauptete, er bekäme von Tabu schlimmere Kopfschmerzen als von der Dauerwellenlösung), so daß es aussah, als wäre eine Horde Western-Banditen zum großen Goldraub eingefallen.
    Â»Dufttücher sind nur eines der netten kleinen Extras, durch die sich unser Geschäft von anderen unterscheidet«, sagte Patty Jane oft. Zu den anderen netten kleinen Extras gehörten hausgebackenes Bananenbrot, das den unter der Trockenhaube schmorenden Frauen mit Kaffee serviert wurde; blaßgrüne Kittel mit den Monogrammen unserer Stammkundinnen (wir hatten auch einen Vorrat neutraler Kittel – mit »VIP« und »First Lady« – für die Laufkundschaft zur Hand); und Harfenkonzerte, dargeboten von meiner Tante Harriet, die mich bei der Verteilung der Tücher stets mit der Wilhelm-Tell-Ouvertüre begleitete.
    Patty Jane, meine Mutter, stand auf nette kleine Extras.
    Â»Ja, Himmelherrgott«, sagte sie, »wenn schon, denn schon!«
    Sie studierte alles, was an Gesellschaftsklatsch im Minneapolis Star zu finden war, als wollte sie sich zur High-Society-Spezialistin ausbilden; sie kurvte in ihrem klapprigen alten DeSoto um den Lake of the Isles herum und suchte sich Herrenhäuser aus, in die sie eingezogen wäre, hätte ihr Erbe sich auf mehr belaufen als ein Paar Türkismanschettenknöpfe und eine unvollständige Sammlung der World Books von 1947; sie probierte in Dayton’s Oval Room und bei Powers Modellkleider an und ließ sich dann von meiner Großmutter auf ihrer schweren schwarzen Pfaff-Nähmaschine Kopien anfertigen.
    Â»Mein Leben hat vielleicht in der Ramschabteilung angefangen«, erklärte sie, »aber das heißt noch lange nicht, daß ich nicht mit der Rolltreppe zu den feinen Kristallwaren rauffahren kann.«
    Ganz ehrlich, wäre meine Mutter bei den feinen Kristallwaren gelandet, es hätte garantiert Scherben gegeben.
    Einmal, als wir in der Stadt bei Kresges Hot dogs aßen, versetzte sie mir plötzlich einen so heftigen Stoß, daß die Chemie-Schoko, die ich trank, umkippte und mir quer über den Pulli lief. Sie langte rüber, riß ein paar Papierservietten aus dem Halter und drückte sie mir in die Hand, ohne auch nur einen Moment das Objekt ihres Interesses – irgendein Kerl, der bei den Schallplatten stand und die Singles durchging – aus den Augen zu lassen. Sie machte ein Geräusch wie jemand, der gerade beschlossen hat, nicht mehr zu fasten, und nun in der Schlange am Smörgasbord ganz vorn steht.
    Â»Ich sag’s ja, ein gutaussehender Mann in einem gutgeschnittenen Anzug – da kann man doch an Gottes Existenz gar nicht mehr zweifeln, oder?«
    Ich seufzte. »Mama! Ich bin ein Kind !«
    Â»Kinder sind wir alle. Manche sind nur ein bißchen größer.«
    Ich machte mich wieder daran, meinen Busen abzutupfen. Ich war eine Anhängerin der Siebtkläßlerparole, die da lautete: »Auf der Brust ein bißchen schwach, hilf einfach mit Watte nach«, und warf meiner Mutter jetzt einen giftigen Blick zu, weil sie meinen Vorbau aufgeweicht hatte. Aber sie war viel zu sehr damit beschäftigt, dem Kerl bei den Schallplatten zuzuzwinkern, um es zu bemerken.
    Mir schoß das Blut ins Gesicht, als der Mann zur Theke geschlendert kam. Er klopfte auf die Resopalplatte und deponierte mit einer schwungvollen Handbewegung wie ein Zauberkünstler seine Visitenkarte auf dem Tresen.
    Â»Ich bin verheiratet«, sagte er zu meiner Mutter und senkte den Kopf, um das Panorama zu bewundern, das ihr Minirock bot, »aber ich genieße es immer, von einer hübschen Frau gewürdigt zu werden.«
    Er gab ein kleines Brummen von sich, zuckte mit den Augenbrauen und stolzierte dann durch die Drehtür hinaus.
    Â»So ein Affe«, sagte Patty Jane. Ohne die Karte zu lesen, riß sie sie in kleine Fetzen,

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