Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
161 - Vollmond über London

161 - Vollmond über London

Titel: 161 - Vollmond über London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
nackt zu tanzen, und wenn ihnen ein Gast einen Geldschein ins winzige Höschen schiebt, ist das okay - dann darf er sogar noch mehr. Und Ivan Kuby kassiert seine saftige Vermittlungsprovision. Er lebt nicht schlecht davon. Du ahnst ja nicht, wie viele naive Mädchen ihm schon auf den Leim gegangen sind. Wenn sie sjch im ›Pussy Cat‹ abgenützt haben, landen sie auf dem Straßenstrich, das ist dann nur noch ein ganz kleiner Schritt. Also sei auf der Hut, wenn sich Ivan Kuby an dich heranmacht.«
    »Vielen Dank für die Warnung«, erwiderte Rita. »Ich werde sie mir merken.«
    »Das wird dein Schaden nicht sein.«
    ***
    Der Boden schien zu rauchen oder… zu dampfen. Die Schwaden waren dünn und nebelhaft, stiegen hoch und rollten wie ein unförmiges, klumpiges Geisterwesen durch die Katakomben, auf die Treppe zu und diese hinauf; halb durchsichtig, an den Rändern ausgefranst. Ein Luftzug schien zu genügen, um dieses undefinierbare Etwas aufzulösen und zu zerstören.
    ***
    Ivan Kuby war nicht allein. Neben ihm saß Alan Burstyn, ein grober, unrasierter Klotz, der nichts anderes konnte als mit den Fäusten zuschlagen. Kuby nahm ihn häufig mit, denn wenn es Ärger gab, brauchte er sich selbst nicht anzustrengen und sich seinen weißen Seidenanzug schmutzig zu machen. So etwas erledigte Burstyn gern für ihn; ein geistloser Schläger, der auf jeden Wink Kubys aktiv wurde. Dafür durfte Burstyn hin und wieder mitnaschen, wenn Kuby ein Mädchen ins Netz ging, das nicht zimperlich war.
    Candice Lee beachtete Kuby nicht. Er hatte seine Krallen bereits mehrmals nach ihr ausgestreckt, doch sie hatte ihn stets abblitzen lassen. Er hätte sich bestimmt mehr angestrengt, wenn nicht Wallace Olson seine Hand schützend über Candice gehalten hätte. Mit Olson war nicht gut Kirschen essen, das wußte er.
    Candice und Rita setzten sich an die Bar.
    Ivan Kuby erhob sich. »Entschuldige mich«, murmelte er in Burstyns Richtung, als hätte er gute Manieren, dann rollte er die Schultern, richtete den Sitz seines Jacketts und die weiße Krawatte über dem schwarzen Hemd und nahm Kurs auf die Mädchen. Sein schwarzes Haar glänzte, als hätte jemand Frittieröl darübergeleert. »Hallo, Candice«, sagte er grinsend. »Ich muß dir ein Kompliment machen: Du warst noch nie so gut wie heute. Du bist Weltklasse, weißt du das? Ich verstehe nicht, warum du hier auftrittst.«
    »Es würde dir besser gefallen, wenn ich im ›Pussy Cat‹ tanzen würde, nicht wahr? Ohne einen Fadén am Leib.«
    »Oh, nein, nein«, wehrte Kuby ab. »Du bist eine Perle, die einen besonderen Rahmen braucht. Warum setzen wir uns nicht mal zusammen und reden miteinander? Was du brauchst, sind Kontakte, und ich kenne eine Menge Leute. Ich könnte so manche Tür für dich aufstoßen. Laß mich dich managen.«
    »Vergiß es, Ivan.«
    »Willst du denn nicht Karriere machen?«
    »Nicht auf diese Weise, nicht mit deiner Hilfe.«
    »Du möchtest es aus eigener Kraft schaffen, wie? Aber das klappt nicht. Man kann nicht alles allein machen. Es wäre wichtiger für dich, daß du dich aufs Tanzen konzentrierst, nur darauf, verstehst du? Und alles andere überläßt du deinem Manager, der die besten Angebote für dich an Land zieht. Ich würde 25 Prozent nehmen, das ist üblich.«
    »Tut mir leid«, antwortete Candice abweisend. »Kein Interesse.«
    »Mädchen, du trittst dein Glück mit Füßen.«
    »Gib dir keine Mühe, Ivan, ich brauche keinen Manager. Ich komme gut zurecht.«
    »Na schön«, brummte Kuby, weil ihn Wallace Olson argwöhnisch musterte. »Dann eben nicht.« Sein Blick saugte sich an Rita fest. »Würdest du mir deine Freundin vorstellen?«
    »Sie heißt Rita Owen und braucht ebenfalls keinen Agenten«, bemerkte Candice kühl.
    »Kann sie nicht selbst für sich sprechen?« fragte Ivan Kuby. »Ein neues Gesicht in Olsons Bar, das kann man als Gast nur begrüßen. Weißt du, daß du fast genauso gut wie Candice bist, Rita?«
    »Vielen Dank.«
    »Oh, das war kein Kompliment, sondern eine Feststellung. Ich war von deiner Darbietung begeistert. Wie war’s? Mein Wagen steht draußen, drehen wir eine Runde? Hier kann man sich schlecht unterhalten.«
    »Ich möchte hierbleiben«, gab Rita leise zurück. »Ich habe Candice zu einem Drink eingeladen.«
    »Nicht doch, hübsche Mädchen bezahlen niemals für sich selbst, die finden immer jemanden, der einen für sie ausgibt. Heute übernehme ich das.« Er zog einen großen Geldschein aus der Tasche, klatschte ihn auf

Weitere Kostenlose Bücher