161 - Vollmond über London
für die Girls. Was sie tranken oder nicht tranken, war ihre Privatsache.
Die beiden jungen Männer, die in der Nahe der T-förmigen Bühne saßen, hatten sich erst in Olsons Bar kennengelernt. Da kein Tisch frei gewesen war, hatte Mike Rogers gefragt, ob er sich zu dem kräftigen Burschen setzen dürfe, der von Ritas Tanznummer hellauf begeistert war und nicht aufhörte zu applaudieren. Dankbar strahlend sah sie ihn an, und ein Funke sprang zwischen ihnen hin und her.
Sie verließ die Bühne, und Mike Rogers meinte: »Ein sehr talentiertes Ding.«
»Sie tanzt phantastisch. Ich kann mich an ihrer Show einfach nicht satt sehen. Verstehen Sie etwas von der Tanzkunst?«
Mike Rogers schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich bin kein Experte. Entweder gefällt mir eine Darbietung, oder sie sagt mir nicht zu. Bei Rita läßt sich unschwer das hohe Niveau ihres Talents erkennen. Hören Sie, wir scheinen dieselbe Wellenlänge zu haben. Was halten Sie davon, wenn ich Sie zu einem Drink einlade?«
»Gute Idee, aber der nächste ght dann auf meine Rechnung.«
»Einverstanden«, sagte Rogers. »Scotch?«
»Okay.«
Rogers orderte bei der Kellnerin die Drinks und streckte dem anderen die Hand über den Tisch entgegen. »Ich heiße übrigens Mike Rogers.«
»Sehr erfreut«, gab sein Gegenüber zurück und schlug ein.
»Und wie ist Ihr Name?«
»Oh, Bruce… Bruce O’Hara.«
***
»Draußen sitzt ein junger Mann, der mir gefällt«, sagte Rita in der Garderobe.
»Den muß ich mir ansehen«, gab Candice zurück. Sie bereitete sich auf ihren Auftritt vor. Rita mußte ihr den Mann genau beschreiben und ihr die Tischnummer nennen.
Das Erlebnis von gestern nacht hatte Candice inzwischen überwunden und verdrängt. Sie dachte absichtlich nicht mehr daran und bewahrte strengstes Stillschweigen über diesen wahr gewordenen Alptraum.
»Ich würde ihn gern kennenlernen«, bemerkte Rita.
»Kann für ein Mädchen, das so toll aussieht wie du, doch kein Problem sein.«
Rita betrachtete sich gedankenverloren im Spiegel. »Er ist etwas Besonderes, das habe ich sofort gespürt. In seinen Augen ist ein Ausdruck, der sich nicht definieren läßt. Merkwürdig. Irgendwie habe ich das Gefühl, daß er und ich zusammengehören.«
Candice lachte. »Dich scheint es ganz schön erwischt zu haben.«
»Zwischen uns besteht eine geheimnisvolle Verbindung«, behauptete Rita. »So etwas habe ich noch nie erlebt.«
Candice wiegte den Kopf. »Du verstehst es, einen neugierig zu machen. Ich kann es kaum erwarten, auf die Bühne zu kommen.« Sie erhob sich und verließ die Garderobe.
Sobald sie auf die Bühne trat, überflutete sie grelles Scheinwerferlicht. Sie hatte Mühe, es mit ihrem Blick zu durchdringen. Sie sah Bruce O’Hara und mußte zugeben, daß Rita einen guten Geschmack hatte. Außerdem spürte sie, daß der junge Mann tatsächlich über eine besondere Ausstrahlung verfügte. Aber auch der Mann neben ihm sah nicht übel aus. Candice hatte den Eindruck, daß sie ihn nicht zum erstenmal sah, und zwar nicht in Wallace Olsons Bar.
Wo habe ich ihn schon mal gesehen? fragte sie sich, aber dann setzte die Musik ein, und Candice konzentrierte sich auf ihren Tanz. Noch nie hatte sie ihre Nummer perfekter dargeboten. Es hatte den Anschein, als würde sie nur für Mike Rogers tanzen und ihm besonders gefallen wollen.
»Was sagen Sie zu der?« fragte Rogers seinen Tischnachbarn. »Nichts gegen die Blonde von vorhin, aber ist die Schwarzhaarige in ihrer Ausdruckskraft nicht noch reifer, vollkommener?«
Bruce O’Hara mußte das zugeben.
»Sie tanzt tatsächlich noch besser, aber wenn ich zwischen den beiden Mädchen wählen müßte, würde ich mich trotzdem für die Blonde entscheiden.«
»Das freut mich, dann kommen wir einander wenigstens nicht ins Gehege, denn ich bin für dieses Mädchen entflammt.«
Bruce grinste. »Ja, ich kann das Feuer in Ihren Augen lodern sehen.«
»Wissen Sie was? Wir holen die Mädchen an unseren Tisch. Vielleicht wird das noch ein ganz toller Abend.«
»Fragt sich nur, ob sie sich einladen lassen.«
»Probieren geht über Studieren«, entgegnete Mike und winkte Wallace Olson herbei. Er fragte nach den Namen der Mädchen und wollte anschließend wissen: »Haben Sie etwas dagegen, wenn wir den beiden einen ausgeben?«
»Dagegen habe ich nichts«, antwortete Olson, »aber darauf, ob Rita und Candice Ihre Einladung annehmen, habe ich keinen Einfluß. Ich kann ihnen Ihren Vorschlag lediglich
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