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162 - Wer den Sturm sät...

162 - Wer den Sturm sät...

Titel: 162 - Wer den Sturm sät... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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irgendeinen Fettnapf. Die Marsianer waren einerseits genauso menschlich wie er, andererseits aber hatten sie eine für ihn fremde Kultur aufgebaut, die geprägt war von zahlreichen Ritualen und Umgangsformen. Vielleicht waren sie seinen Bemerkungen gegenüber auch besonders empfindlich, weil er zu Beginn sehr kritisch gewesen war. Überkritisch. Was ihm nun Leid tat, aber nicht mehr zu ändern war.
    Die marsianischen Luftschiffe, deren Erscheinungsbild auffällig geprägt war mit den großen Schrauben an Bug und Heck, waren für weite Transporte hervorragend geeignet; sie verbrauchten sehr viel weniger Energie als vergleichbare Flugzeuge der Erde vor fünfhundert Jahren und waren zudem bedeutend umweltfreundlicher. Gar so langsam waren sie auch nicht, wenn man die ohnehin geruhsame Lebensweise der Marsleute berücksichtigte. Aber wenn einem die Zeit unter den Nägeln brannte, konnte jemanden wie den Commander die eher gemächliche Flugfahrt schon einige Nerven kosten.
    Aber diese Vorgehensweise hatte sich als beste Möglichkeit erwiesen, um das ganze Personal und zudem die Goliaths sowie Rover unterzubringen. Die Goliaths waren eine neue Gattung Flugpanzer, die im Auftrag der Regierung nach dem Vorbild der archaischen Riesenkäfer gleichen Namens gestaltet worden waren. Dies war das Erbe von Lorres Gonzales, der den neuen Typ entwickelt und die Konstruktionspläne kurz vor seinem letzten Abflug zum Mond abgesegnet hatte. Acht Stück gab es bisher, die als Prototypen fungierten. Die nächste Bauserie sollte bereits Verbesserungen enthalten.
    Die Reichweite betrug derzeit allerdings nicht mehr als zweitausend Kilometer, weswegen die ganze Strecke zwischen dem Mie-Krater und dem Kronleuchter-Canyon nicht auf einmal bewältigt werden konnte, abgesehen vom Platzmangel für Personal und Ausrüstung.
    Noctis Labyrinthus war ein sagenumwobener Canyon auf der Südseite des Mars, dicht unterhalb des Äquators, um den sich viele düstere Legenden rankten – und nicht etwa nur spirituelle Geschichten der Waldleute, sondern ganz reale Begebenheiten. Expeditionen waren verschwunden oder nur wenige Überlebende zurückgekehrt, die nicht genug Auskunft geben konnten über das, was es dort gab. Bisher war noch niemand in die mindestens drei Kilometer tiefen und bis zu zwanzig Kilometer weiten Schluchten des Canyontals hinab gestiegen und wieder zurückgekehrt.
    Es gab nur Oberflächenbilder aus dem Marsorbit oder von einer der Mondstationen; automatische Flugsonden waren ebenfalls abgestürzt, bevor sie detaillierte Bilder senden konnten.
    Maya Joy Tsuyoshi, Leiterin der Expedition, wollte kein Risiko eingehen. Also wurden drei Goliaths, zwei schwere Überlandtransporter, Waffen und ausreichende medizinische Versorgung in ein Luftschiff des Hauses Tsuyoshi verfrachtet, das sie nahe genug ans Zielgebiet bringen sollte. Der Canyon selbst sollte mit den Goliaths aus der Luft und, wenn von der Bodenbeschaffenheit möglich, mit den Rovern vom Boden aus erkundet werden.
    Matt und die Marsleute hofften dort Ersatz für den Verteilerkristall zu finden, der die Anlage der Alten im Mie-Krater gesteuert hatte. Der Kristall war bei der vorschnellen Aktion eines Gonzales-Wissenschaftlers zerstört worden.
    [1] Der ins All zielende Strahl funktioniert zwar weiterhin, aber die überschüssige Energie aus dem Marsinneren wurde nicht mehr von dem Verteilerkristall in ein Kraftfeld abgeleitet, sondern in den Aggregaten unterhalb des Sees aufgestaut. Eine Möglichkeit, die Zapfanlagen abzustellen, war bisher nicht entdeckt worden. Wenn sie nicht rechtzeitig zurückkehrten, konnte das eine planetenweite Katastrophe zur Folge haben.
    Zumindest aber waren die Stadt Utopia und der Wald beim Krater äußerst gefährdet und über eine Viertel Million Menschen betroffen.
    Insofern war es verständlich, dass Matt ungeduldig war, denn während des Anfluges in dem komfortablen Luftschiff hatte er nichts zu tun, als ständig auf die Uhr zu schauen.
    Momentan ging man davon aus, dass die kritische Grenze in etwa vier Wochen erreicht wurde. Aber eine Garantie gab es dafür nicht. Utopia saß auf einem Pulverfass. Und auch die nur zwei- bis höchstens dreitausend Kilometer entfernten Städte und Farmen konnten in Mitleidenschaft gezogen werden.
    Matt, der in letzter Zeit genügend Katastrophen erlebt hatte, wollte dies nicht auch noch mit ansehen müssen. Von der Erde verbannt, vom Mars als Gast aufgenommen… wohin sollte er dann noch gehen? Zur Venus?

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