1633 - Dienerin des Bösen
geführt hat. Jetzt kommt die wichtigste Frage. Hast du denn eine Ahnung, wo wir es finden könnten?«
»Nein.«
»Dann wissen wir auch nicht, ob es heute noch existiert. Möglich ist es ja. Auch in dieser Gegend gibt es genügend alte Ruinen, von denen wir nicht wissen, was sie früher einmal beherbergt haben.«
»Das heißt, du willst das Kloster finden?«
»Ich denke schon.« Godwin nickte entschlossen. »Wir müssen es sogar finden, denn ich glaube nicht, dass dein Traum ein Zufall gewesen ist. Was in der Vergangenheit begann, ist noch nicht beendet. Das hat man dir zu verstehen gegeben. Man ist dir wieder auf die Spur gekommen.«
»Wie kannst du so etwas sagen?«
»Sei nicht böse. Aber diese seltsame Frau hat deinen Namen gewusst. Das sollte dich misstrauisch machen. Maria Magdalena scheint für sie sehr wichtig gewesen zu sein. Wer immer mit dir gesprochen haben mag, er ist dir auf der Spur.«
»Und warum? Denkst du, dass es nur um meinen Namen geht?«
»Ja. Zunächst mal. Die andere Seite weiß jetzt, dass du informiert bist, und sie rechnet damit, dass du nicht untätig sein wirst, sonst wäre dir dieser Traum nicht geschickt worden.«
»Ja, das könnte ein Anfang sein. Aber wofür?«
»Ich weiß es nicht. Wir werden es aber herausfinden, und dafür müssen wir das Kloster finden.«
»Und dann?«
Godwin lächelte. »Werden wir weitersehen. Du brauchst keine Angst zu haben. Ich bin und bleibe bei dir. So leicht wird man es mit dir bestimmt nicht haben. Wir werden uns zunächst auf die Recherche konzentrieren. Ich denke, dass wir herausfinden können, wo das Kloster einmal gestanden hat und ob es von ihm vielleicht noch Ruinen gibt.«
»Die Idee ist gut.«
Godwin stand auf. »Okay, ich…«
»Wieso? Was ist los? Willst du jetzt schon damit beginnen? Mitten in der Nacht?«
»Und ob. Ich verschwinde nur mal in mein Büro. Ich habe dort Informationen über unsere Gegend hier, ich denke nicht, dass man dieses Kloster vergessen hat.«
»Gute Idee.« Sophie lächelte ihrem Mann zu und schaute ihm nach, wie er das Zimmer verließ.
Sie war froh, sich ihm gegenüber offenbart zu haben. Er würde an ihrer Seite sein, koste es, was es wolle. Auf Godwin konnte sie sich verlassen.
Sie legte sich wieder hin, obwohl sie nicht vorhatte zu schlafen. Sie wurde einfach das Gesicht der Frau nicht los, das sich plötzlich anstelle der Fratze gezeigt hatte.
Wer war diese Frau gewesen? Zumindest keine einfache Person. Sie musste schon Einfluss haben, denn sie war nicht von den Schergen des Kardinals vernichtet worden und lebte. Möglicherweise sogar auf verschiedenen Ebenen. Sollte das der Fall sein, dann war sie sehr mächtig. Und sie musste auch eine Verbindung zu der historischen Gestalt Maria Magdalena haben, über die schon so viel geschrieben worden war.
Ausgerechnet diese geheimnisvolle Person war in Sophie Blanc wiedergeboren worden.
Schloss sich da der Kreis?
Nein!, dachte sie. Es schließt sich gar nichts. Es ist noch alles offen, und deshalb war es gut, wenn sie und ihr Mann Recherchen betrieben.
Dieser Traum war erst ein Anfang. Die Ouvertüre. Das Drama würde noch folgen.
Der leichte Druck, den sie im Kopf spürte, musste nicht unbedingt etwas mit ihrem Erlebnis zu tun haben. Das konnte auch am Wetter liegen.
Man hatte schwüle Luft vorausgesagt. Mit einem Wind aus Richtung Süden, und das konnte immer schlimm werden.
Sophie stand auf und ging abermals zum Fenster, das weiterhin bis zum Schlag offen stand. Wieder schaute sie in den Garten. Es hatte sich nichts verändert, abgesehen davon, dass sie diesmal keinen Menschen darin sah. Die Templer, die hier lebten, schliefen oder hielten Nachtwache. Das war so wie immer.
Es würde für Godwin nicht leicht sein, sich auf die Schnelle die richtigen Informationen zu beschaffen. So würde sie schon noch auf ihn warten müssen.
Der kühle Wind streichelte ihr Gesicht, und plötzlich erschien es Sophie, als hätte er etwas von ihrer Reise mitgebracht, denn jetzt sah sie, dass sich im Garten etwas bewegte.
Hundertprozentig sicher war sich Sophie nicht, aber immerhin so gewarnt, dass sie den Garten nicht mehr aus den Augen ließ. Sie glaubte, die Bewegung in einer Lücke zwischen zwei Buschreihen gesehen zu haben, und konzentrierte sich jetzt wieder auf diese Stelle.
Ja, da war etwas!
Ein Schatten, der nicht zu einem Tier gehörte, weil er von der Größe eines Menschen war. Bestimmt kein Templer, wenn es denn ein Mensch war. Das musste ein Fremder
Weitere Kostenlose Bücher