1633 - Dienerin des Bösen
angedeuteten Lächeln.
»Ja, du kommst zu mir, Maria Magdalena…«
***
Etwas Weiches und Zartes strich durch Sophies Gesicht. Trotz der kaum zu spürenden Berührung erschrak sie und gab einen Laut des Erschreckens ab, bevor sie auf dem Bett in die Höhe fuhr und dabei mit der Stirn fast gegen das Gesicht ihres Mannes gestoßen wäre, hätte dieser nicht rechtzeitig den Kopf zur Seite genommen.
»He, was ist los mit dir?«
Sophie schüttelte den Kopf. Sie war noch immer verwirrt. Aus ihrem Mund drang ein leises Stöhnen, und sie schaute sich mit einem Blick um, als sähe sie das Zimmer hier zum ersten Mal.
»Bitte, Sophie, was…«
»Mein Gott«, flüsterte sie nur, »mein Gott…«
Der Templer begriff nichts. »Was ist denn passiert? Ich habe dich hier schlafend gefunden. Und zwar so tief und fest, dass ich mich schon erschreckt habe.«
»Tut mir leid, Godwin, aber…« Sie sprach nicht weiter und schüttelte den Kopf.
»Hast du fest geschlafen?«
»Ja, das hast du doch gesehen.«
»So meine ich das nicht. Du hast geschlafen, aber ich frage mich, ob es ein normaler Schlaf gewesen ist.«
»Nein, das war er nicht.«
»Sondern?«
Sie runzelte die Stirn und fasste dabei nach der rechten Hand ihres Mannes. »Es ist ein Tief schlaf gewesen, und dabei hat sich etwas von mir gelöst.«
»War es vielleicht ein Traum?«
Sophie stöhnte auf. »Ja, ein Wahr- und Albtraum. Ob du es glaubst oder nicht.«
»Und er war schrecklich - oder?«
»Sehr, sehr schlimm. Ich habe viele Tote gesehen und auch Unmengen von Blut.«
Godwin schwieg. Er wusste, dass seine Frau und er besondere Menschen waren. Sie beide hatten ein Schicksal hinter sich, das man als einmalig beschreiben konnte. Sie hatten schwer daran zu tragen, und sie konnten es nicht einfach abschütteln.
»Willst du mir den Traum erzählen, Sophie?«
»Ja, das möchte ich. Ich - ich - kann ihn einfach nicht für mich behalten.«
Der Templer strich zart über das verschwitzte Haar seiner Frau. »Bitte, ich höre.«
Sophie musste sich noch sammeln.
Es fiel ihr schwer, die richtigen Sätze zu finden, aber dann sprach sie leise und konzentriert und war auch gut zu verstehen.
Godwin de Salier hörte zu. Er durfte seine Frau nicht unterbrechen, und seine Augen weiteten sich, je länger Sophie redete. Dabei wurde sie immer hektischer. Ein Beweis, dass sie die Schrecken des Traums noch nicht überwunden hatte. Ihr Gesicht nahm eine leichte Rötung an.
Flecken malten sich darauf ab. Immer wieder kam sie auf das Blut zu sprechen, und dann musste sie einfach eine Pause einlegen.
»War das alles?«, fragte ihr Mann.
»Nein, das war es nicht. Das Finale kommt noch, und ich kann es noch immer nicht fassen.«
»Lass dir Zeit.«
Das tat Sophie nicht. Sie sprach sofort weiter und berichtete jetzt von der Statue. Dass sie einen Teufel oder einen mächtigen Dämon darstellen sollte, darüber hatte sie bereits mit ihren Mann gesprochen. Den Schlusspunkt setzte sie jetzt, und so erfuhr Godwin, dass die Statue ein anderes Gesicht angenommen hatte.
»Es war das einer Frau. Ein schönes Gesicht, so ebenmäßig. Und diese Frau hat mich angesprochen, obwohl ich nicht körperlich da war. Sie hat mich gespürt, und sie redete mich mit dem Namen Maria Magdalena an…«
***
Jetzt war es Godwin, der zusammenzuckte, seine Frau anschaute und den Kopf schüttelte.
»Hast du dich nicht getäuscht?«
»Das habe ich nicht. Ich weiß genau, was ich gehört habe. Das ist so gewesen. Ich wurde mit dem Namen der Person angesprochen, die ich einmal gewesen bin. Und jetzt weiß ich, dass auch andere Personen Bescheid wissen.«
Dagegen konnte der Templer nichts sagen. Durch seinen Kopf jagten die Gedanken. Es zeigte sich wieder, dass sie ein besonderes Leben führten, was auch an den Fähigkeiten seiner Frau lag.
»Ich denke, jetzt solltest du etwas sagen, Godwin.«
»Ja, das meine ich auch. Es ist natürlich nicht einfach. Zunächst möchte ich wissen, wie du das Erlebte siehst? Hat dein Geist vielleicht einen Trip in die Vergangenheit gemacht?«
»Auf jeden Fall«, erwiderte sie. »Ja, das ist so gewesen. Ich war in der Vergangenheit. Das hast du meinen Erzählungen ja entnehmen können.«
»Richtig. Ich wollte mich nur noch mal vergewissern. Hast du eine Ahnung, wer diese Männer waren?«
»Da der Anführer von einem Kardinal sprach, waren sie ihm wohl unterstellt.«
»Gut. Ich gehe mal davon aus, dass dich dein Traum um einige Jahrhunderte zurück in dieses Nonnenkloster
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