1634 - Strigen-Terror
dem Boden breitete sie die Schwingen aus und stoppte ihren Fall, Sie setzte auf, die Flügel falteten sich zusammen, und den Rest der Strecke lief sie.
Da sie keine verdächtigen Laute gehört hatte, schaute sie sich erst gar nicht um. Sie wollte keine Zeit verlieren und huschte geduckt auf eines der beiden Fenster zu. Dabei lief sie so, dass sie durch die offene Tür nicht gesehen werden konnte.
Carlotta erreichte das Fenster und duckte sich unter ihm. Sie war schon aufgeregt, dass sie ihre Deckung verlassen hatte. Sie hörte ihren eigenen Herzschlag überlaut.
Vorsichtig schob sie sich in die Höhe. Im Innern der Hütte hörte sie die leicht zischende Stimme der Frau. Sie sprach wohl nur mit sich selbst, denn eine Antwort erhielt sie nicht.
Noch ein kleines Stück, ein paar Zentimeter, dann war der Blick für sie frei.
Dazu kam es nicht mehr.
Über sich hörte sie die Laute, wie sie sie selbst produzierte, wenn sie durch die Luft flog.
In diesem Fall waren das Alarmsignale.
Sie schnellte herum - und schaute den drei mörderischen Strigen entgegen, die genau in diesem Augenblick vor ihr auf dem Boden landeten…
***
Mir ging es schlecht!
Bewusstlos war ich nicht geworden, aber man hatte mich aus dem Verkehr gezogen. Der Kopftreffer war nicht von schlechten Eltern gewesen.
Ich wusste auch nicht genau, was mich dort erwischt hatte, glaubte allerdings an einen kleinen Stein. Er hatte mich an der rechten Stirnseite getroffen und für diesen kurzen Blackout gesorgt. Dann hatte man mich gepackt und in die Hütte geschleift, in der ich jetzt lag.
Dass ich auf dem Rücken lag, hatte ich längst festgestellt, aber mich normal bewegen konnte ich nicht. Noch immer war ich wie gelähmt.
Beine und Arme schienen mit Blei gefüllt zu sein.
Mein Hirn funktionierte noch. Allmählich wurde auch mein Blickfeld besser. Dieses graue Dämmerlicht war normal, ebenso die beiden Umrisse, die ich darin sah.
Zum einen den massigen Eulenkörper des Strigus. Er hielt sich mehr im Hintergrund auf. Direkt vor mir sah ich die dunkelhaarige Kirsten Lund.
Sie hielt den Blick gesenkt und schaute auf mich nieder. An ihrem Gesicht war nicht abzulesen, was sie mit mir vorhatte, bis sie plötzlich den rechten Fuß anhob und mich in die Seite trat.
Ich zuckte zusammen konnte einen Schmerzensschrei nicht zurückhalten. Daraufhin hörte ich das scharfe Lachen der Frau. Sie weidete sich an ihrem Triumph.
»Ich würde dich am liebsten zu Tode quälen, Sinclair!«, flüsterte sie mir zu und schwenkte die Beretta vor meinen Augen.
Ich hatte mich wieder einigermaßen gefangen und war in der Lage, etwas zu sagen.
»Willst du mich erschießen?«
»Ich würde es gern tun!«
»Aber…?«
Plötzlich kicherte sie und sagte: »Da gibt es jemanden, der noch ältere Rechte hat.«
»Strigus?«
»Ja, Sinclair. Er wartet darauf, dich zerhacken zu können. Sein Schnabel ist bereit, dir die Haut in Fetzen zu reißen, und dann wird er dein Blut trinken. Das Schicksal hat uns zusammengeführt, und diesmal wirst du nicht siegen. Diese Insel wird zu deinem Grab werden, das kann ich dir versprechen.«
Diese Art Drohungen waren mir nicht fremd. Ich nahm sie hin, ohne eine Antwort zu geben, was ihr nichts ausmachte. Sie drehte sich von mir weg und wandte sich Strigus zu.
Meine Beretta behielt sie bei sich. Da ging sie auf Nummer sicher. Ich war zu schwach, um sie ihr abzunehmen. Zugleich kämpfte ich gegen diese Schwäche an.
Die Schmerzen im Kopf blieben. Allerdings hatten sie sich abgeschwächt, ich fühlte mich auch besser, und bekam alles in meiner Umgebung sogar recht klar mit.
»Du kannst ihn haben, Strigus!«
Es waren Worte, die mir nicht gefallen konnten. Ich sah mich noch nicht als stark genug an, um mich gegen diese Monster-Eule wehren zu können.
Aber Strigus tat etwas anderes.
Er kümmerte sich nicht um mich. Er drehte sich sogar zur Seite und von mir weg.
Das gefiel Kirsten Lund nicht. Sie schüttelte leicht den Kopf und zeigte somit ihre Irritation. Und sie sah, dass Strigus sich dem Fenster näherte.
Sie schaute ihm nach.
Auch ich drehte den Kopf und blickte hin.
Was draußen ablief, konnte ich nicht sehen. Ich hörte nur etwas, und es waren fremde Geräusche, die die Stille durchbrachen. Etwas kratzte auf dem Boden, dann vernahm ich die leichten Heullaute, in die sich ein Knurren mischte.
Auch Kirsten Lund hatte sich bewegt. Sie war zu einem anderen Fenster gelaufen und schaute hinaus.
Dann sagte sie etwas, das auf meinem
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