1634 - Strigen-Terror
die berühmten Sterne aufblitzen, geriet ins Taumeln, und dann riss es mir die Füße weg. Ich spürte noch, dass ich hart aufschlug, wurde aber nicht bewusstlos, nur war ich nicht mehr fähig, mich zu wehren, und genau das hatte die andere Seite gewollt.
Jetzt war ich in ihrer Hand!
***
Kirsten Lund konnte ihren Triumph nicht verbergen. Sie ließ die Steinschleuder sinken, drängte sich an Strigus vorbei und starrte auf den am Boden liegenden Sinclair. Das war ihr Triumph, das war ihr Sieg. Den Todfeind der Strigen am Boden zu wissen. Besser hätte es für sie gar nicht laufen können.
Sie schaute sich um. Sie wollte auf Nummer sicher gehen.
Möglicherweise war er nicht allein gekommen, sodass sich irgendwelche Helfer im Hintergrund aufhielten. Doch danach sah es nicht aus, und auch ihre Strigen hatten nichts entdeckt.
Sie ging an der toten Bluteule vorbei. Sinclair lag auf dem Rücken.
Seine Augen waren geschlossen, die Lider zuckten ein wenig, und sie packte ihn an den Schultern, um ihn auf die Hütte zuzuschleifen.
Strigus blieb in ihrer Nähe. Er war der Aufpasser. Mit schwachen Flügelschlägen hob er vom Boden ab, um danach seine Kreise vor der Hütte zu ziehen. Er war bereit, einzugreifen, aber das brauchte er nicht.
Es ließ sich niemand blicken, und so konnte Kirsten Lund den Geisterjäger in ihre Hütte zerren.
Genau das hatte auch Strigus gewollt. Kaum waren beide in der Hütte verschwunden, da war auch seine Wache vorbei. Er flog dem Erdboden entgegen und landete vor der Tür. Dort drehte er sich noch mal um und beobachtete mit seinen scharfen Eulenaugen die nahe Umgebung, ohne etwas zu entdecken, was ihn gestört hätte.
Sekunden später war auch er in der Hütte verschwunden…
***
Carlotta hatte das Gefühl, dass ihr Körper im Innern zu Eis geworden war. Sie hatte sich einen guten Platz ausgesucht. Sie hockte dicht unter der Baumkrone in einer Astgabel und hatte von dort einen guten Blick bis zum Boden.
Ihr war nichts entgangen. Auch nicht John Sinclairs Niederlage.
Er war auf die gleiche Weise ausgeschaltet worden wie sie. Durch den Treffer am Kopf. Der Stein war mit einer so großen Wucht geschleudert worden, dass er nicht hatte ausweichen können und zu Boden gefallen war. Jetzt lag er da wie tot, und Carlotta befürchtete schon das Schlimmste.
Sie wollte zu ihm, aber da löste sich eine Frau aus dem Haus. Sie hielt ihre Steinschleuder noch in der Hand, die sie dann rasch wegsteckte.
Carlotta erkannte die Person mit den dunklen Haaren sofort.
Nichts war zu hören. Keine Triumphgeschrei, kein Lachen, die Frau ging eiskalt vor, denn sie wusste genau, was sie wollte. Sie hob den Oberkörper des Geisterjägers an und schleifte ihn rückwärts gehend auf das Haus zu. Die Tür stand weit offen. Es war kein Problem für sie, die Hütte mit ihrer Beute zu betreten.
Strigus hielt Wache. Carlotta sah ihn. Das Licht reichte aus, diese Gestalt deutlich zu sehen. Sie hob sich von den anderen Strigen ab, weil ihr Schädel nur zur Hälfte skelettiert war und die andere ein normaler Eulenkopf war.
Carlotta hatte den Anführer der Strigen gesehen. Umgekehrt war das nicht der Fall. So schaute sie zu, wie er ebenfalls in der Hütte verschwand und auch nicht mehr herauskam.
Was tun?
Carlotta saß in einer recht sicheren Deckung. Sie schämte sich beinahe dafür, wenn sie daran dachte, was die andere Seite mit John Sinclair anstellen konnte. Eine innere Stimme machte ihr klar, dass sie ihren Platz verlassen musste, um John zu helfen.
Eine andere Stimme allerdings warnte sie. Sie durfte nicht unvorsichtig werden und sich selbst nicht überschätzen.
Sie musste abwarten. Sie dachte dabei an Maxine und Suko. Sie hatte auch damit gerechnet, dass die beiden schon nahe an die Hütte herangekommen wären, aber es war von ihnen noch nichts zu sehen.
Carlotta wollte nicht mehr in ihrem Versteck bleiben. Sie wollte, sie musste helfen, und sie musste zumindest einen Blick durch das Fenster in die Hütte werfen.
Die gefährlichen Strigen hatte sie nicht vergessen. Aber sie wusste auch, dass diese sich in der letzten Zeit nicht gezeigt hatten. Dass sie die Umgebung der Hütte nicht aus den Augen ließen, war klar. Doch darauf konnte das Vogelmädchen keine Rücksicht nehmen. Von hier oben bekam sie nicht mit, was sich in der Hütte abspielte.
Sie kletterte nach unten, wo das Laub nicht mehr so dicht war, und suchte sich einen Platz aus, an dem sie starten konnte.
Sie ließ sich fallen.
Erst dicht über
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