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1651 - Höllenkreis

1651 - Höllenkreis

Titel: 1651 - Höllenkreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht mehr gekommen. Die fliegende Lichtgestalt war wie aus dem Nichts erschienen. Sie hatte den jungen Mann gepackt und zurück in den Regen gerissen. Er war auf den Boden geworfen worden und hatte so schrecklich geschrien, dass der Küster diese Laute nie vergessen würde.
    Ja, er war feige gewesen und hatte die Tür zugerammt. Nichts sehen und nichts hören.
    Erst Minuten später hatte er die Tür wieder geöffnet und den Mann vor dem Portal liegen sehen. Bewegungslos. Wie ein Toter im Regen, der auf seinen starren Körper geprasselt war.
    Frank Gruber war nicht hingelaufen, um sich zu überzeugen, ob er helfen konnte. Er hatte sofort die Polizei angerufen und einen Toten gemeldet. Der Instinkt hatte ihm dazu geraten.
    Durch seinen Anruf war die Maschinerie angelaufen. Die Mordkommission war eingetroffen, die Spurensicherung ebenfalls. Man hatte ihn als Zeugen vernommen und ihn dann gebeten, in der Sakristei zu warten, weil die Vernehmung noch nicht beendet war. Darüber war Frank Gruber einerseits froh gewesen, auf der anderen Seite fürchtete er sich vor der Einsamkeit in diesem Raum, dessen Heizung nicht richtig funktionierte und in dem es nicht nur äußerlich kalt war. Auch die Einrichtung vermittelte nicht eine Spur von Geborgenheit. Es hing zwar ein Kreuz an der Wand, es gab einen Tisch, zwei Stühle, einen Schrank für die Messgewänder und ein Regal, auf dessen Brettern zahlreiche Kerzen der unterschiedlichsten Größe lagen. Ein kleines Fensterviereck an der Wetterseite war auch noch vorhanden. Gegen das Glas waren die Wassermassen geschleudert worden und hatten so eine Sicht nach draußen unmöglich gemacht.
    Er wartete.
    Er saß auf dem Stuhl, starrte die braune Tischplatte an und fühlte sich wie ein Gefangener. Das lag an seiner Einsamkeit und daran, was er gesehen hatte.
    Das konnte er immer noch nicht begreifen. Er hatte den Pfarrer noch nicht angerufen, das sollten die Polizisten übernehmen, aber den Anblick der Mörderin konnte er nicht vergessen. Es war ein fliegendes Wesen gewesen, und so etwas wie eine sehr junge Frau, die keinen Faden am Körper trug, und so hatte er die kleinen Brüste sehen können.
    Eine Mörderin, die fliegen konnte!
    Andere hätten vielleicht darüber gelacht. Er nicht. Natürlich fragte er sich, wer diese Gestalt sein konnte, und es hatte nicht lange gedauert, bis ihm der Begriff Engel eingefallen war. Doch ein Engel, der grausam war und tötete?
    Nein, das entsprach ganz und gar nicht seinem Weltbild. Er war nicht eben jemand, der an Engel glaubte, überhaupt hatte er seinen Glauben im Laufe der Zeit relativiert und sah seine Aufgabe mehr als Job als eine Berufung an, und deshalb fehlte ihm auch der Sinn für diese Himmelsboten. Die gehörten ins Reich der Fabel. Und jetzt?
    Gruber dachte hin und her. Immer wieder lief die Szene vor seinem geistigen Auge ab, ohne dass er eine Lösung fand. Es gab einfach keine. Jede Erklärung wäre ihm mehr als fantastisch vorgekommen.
    Ein paar Mal hatte er überlegt, die Sakristei zu verlassen und vor die Kirche zu gehen, doch immer wieder hatte er es sich anders überlegt. Er wollte die Polizei nicht stören. Wenn sie etwas von ihm wollte, würde sie schon kommen.
    Plötzlich fiel ihm ein, dass in dem Schrank, in dem die Messgewänder hingen, eine Flasche Gin stand. Es war so etwas wie das kleine Geheimnis des Pfarrers, aber Gruber hatte es entdeckt. Genau jetzt war die Zeit, um einen Schluck zu nehmen. Frank Gruber stand auf. Er ärgerte sich darüber, dass er leicht zitterte. Seine Nerven waren eben nicht mehr die besten. Was er früher einfach weggesteckt hatte, das bereitete ihm heute Probleme. Es lag wohl am Alter.
    Der Schlüssel steckte. Er musste ihn einmal drehen, dann war die Schranktür offen. Für einen Moment schloss er die Augen. Röte stieg in sein Gesicht.
    Er kam sich wie ein Dieb vor, denn so etwas hatte er noch nie getan. Gruber bückte sich und schob die unteren Hälften der Messgewänder zur Seite. Mit den Händen tastete er den Boden ab und hatte das Gefühl, dass alter Staub zwischen seinen Fingern klebte. Um die hintersten Ecken zu erreichen, musste er sich strecken und stieß auf einen eckigen Widerstand. Es war die Flasche.
    Aus seinem Mund löste sich ein Kichern, als er sie zu sich heranzog. Zwar stand er nicht unbedingt auf Gin, in diesem Fall jedoch war ihm alles egal.
    Ächzend stemmte er sich hoch. Die Flasche stellte er auf den Tisch, nachdem er den Schrank wieder verschlossen hatte. Schnaufend

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