Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1658 - Lyndaras Kämpfer

Titel: 1658 - Lyndaras Kämpfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Schritte, die sich durch den Korridor bewegten. Dann aber stutzte er, weil es sich um wirklich gewichtige Schritte handelte. Wie ein Stampfen, dachte der Springer, das den Korridor zum Schwanken brachte. Blitzschnell ließ er die Flasche unter seinem Stuhl verschwinden. Er schaute nach hinten, vergewisserte sich mit einem Blick des tadellosen Zustands all seiner Regale, Schutzschirme und Todeswaffen, und erhob sich halb. Konzu wußte, daß er stank. Aber dies war kein Schiff der Terraner, sondern eine Springerwalze. Es gab niemanden, dem er als moralisches Vorbild hätte dienen müssen.
    Hoffentlich stellte sich Kappar nicht so an - was Konzu angesichts dieser Schritte kaum zu hoffen wagte. Bestimmt, wuchtig, und voller Entschiedenheit. Verfluchter Sohn eines verfluchten, haarlosen Sippenoberhaupts!
    Kurze Zeit setzten die Schritte aus, direkt hinter der Biegung des Ganges. Das Abbild verschwamm vor Konzus Augen. Nicht einschlafen, sagte er sich, nicht ausgerechnet jetzt!
    Kappar würde ihn ins Gefängnis werfen und dort verhungern lassen. Oder, was noch schlimmer war, er bekäme nichts zu trinken außer Wasser.
    Als jedoch der Verursacher der Schritte um die Ecke bog, sah Konzu all seine Gedanken mit einem Schlag widerlegt. Es war nicht Kappar. Verflucht, hätte er nicht hinhören können? Es handelte sich nicht einmal um einen Springer. Vor ihm stand, gewaltig wie ein lebendes Gebirge, einer der Riesen von Ertrus. Der Kerl präsentierte sich in voller Kampfmontur, als gelte es, ein Nest von bewaffneten Widerstandskämpfern auszuräuchern. „Wa... Ich weiß nicht, was du willst... Aber hier bist du falsch. Ich darf dir keine Waffen geben."
    Der Riese mit dem schwarzen Sichelkamm lachte brüllend, als habe Konzu einen Scherz gemacht. „Wenn du denkst, daß ich auf dein Kinderspielzeug scharf wäre, hast du dich gründlich getäuscht."
    Nounser, so hieß der Ertruser, baute sich direkt vor Konzu auf. Zweieinhalb Meter und 800 Kilogramm umweltangepaßtes Muskelfleisch schnitten ihm den letzten Fluchtweg ab. Konzu hob instinktiv beide Arme vor das Gesicht; wohl wissend, daß er nicht mehr als eine Fliege war, die der andere nach Belieben zerdrücken konnte. Hätte Nounser ihn töten wollen, hätte er dazu keine Sekunde gebraucht. „Hör zu, Ertruser! Was willst du? Wir reden über alles, okay?"
    „Kein Gerede, Schwächling." Die Kraterlandschaft des ertrusischen Gesichtes verzerrte sich zu einer Grimasse der Verachtung. „Konzu, du bist verhaftet. Leiste keinen Widerstand."
    Konzu ließ die Arme sinken. Widerstand? Der Springer dachte nicht einmal daran. Auch nicht, als er die Faust dieses Giganten auf sich zurasen sah. Er fiel zu Boden, ohne die Hände um einen Zentimeter erhoben zu haben.
     
    *
     
    Ein Geräusch schreckte ihn auf.
    Durch die handfesten Flüche und schlüpfrigen Witze überall war es kaum zu hören; doch irgend etwas bewegte sich, was sich eigentlich nicht bewegen konnte.
    Seffer war mit 23 Jahren der jüngste Sproß der Haitabu-Familie. Und daß gerade er es war, der sich als einziger Verwandter des Sippenoberhaupts in den Mannschaftsmessen aufhielt, war reiner Zufall. An Bord der Walze diente er als Laufbursche. Weiter hatte er es nicht gebracht, denn es gab viele, die der Meinung waren, daß er eine solche Schule nötig hatte.
    Respekt mußte erarbeitet werden. Besonders an Bord der HAITABU: Nur die Abstammung reichte nicht, auch wenn sie vieles erleichterte. Mordrer Keyn Haitabu sorgte für die eigene Familie. Wie viele Dreckarbeiten er auch immer verrichten mußte, Seffer konnte sicher sein, daß er irgendwann eine verantwortliche Position in der HAITABU erreichen würde. Vielleicht nicht dieses Jahr, auch nicht im nächsten. Aber in zehn Jahren, mit ein bißchen Glück ... Daß all seine Brüder älter waren als er, wirkte sich zum Nachteil aus. Sie alle standen in der Rangordnung über ihm. Selbst Liverus, der auch nichts anderes tat, als in der Bordküche für die Mahlzeiten zu sorgen ... Aber Seffer war nicht neidisch. Er spürte keinen Zorn über die Ungerechtigkeit des Lebens, die ihn als letzten aus dem Leib seiner Mutter hatte entspringen lassen. 23 Jahre lang der Willkür seiner dreimal verdammten Brüder ausgeliefert... Welch ein Leben!
    Deshalb sehnte er sich nach Beachtung. Etwas mußte es ja geben, was ihm Wert verschaffte.
    Wenn er am Tisch saß und erzählte, was in Mordrer Keyn Haitabus Gemächern des Nachts geschah - so wie jetzt - dann hingen die Leute an seinen

Weitere Kostenlose Bücher