1659 - Die Totengöttin
jagten sich wieder die Gedanken hinter seiner Stirn. Das Erlebte vermischte sich mit der Frage, ob so etwas überhaupt möglich war. Im Prinzip nicht. Es gab keine fliegenden Menschen, das war Unsinn, und doch hatte er eine fliegende Frau gesehen, und er glaubte fest daran, dass es kein Trick war. Mit wem konnte er darüber reden?
Bestimmt nicht mit seiner Frau. Die hätte ihn nur ausgelacht und ihn einen Spinner genannt, was er ihr nicht mal hätte verübeln können, da er nicht anders reagiert hätte. Wer würde ihn nicht auslachen? Aber loswerden musste er dieses Erlebnis einfach. Er hatte einen Freund, der zudem nicht weit von ihm entfernt wohnte. Der Mann hießt Perneil Myers und war Polizist. Welchen Dienstrang er genau bei der Metropolitan Police bekleidete, war Adam nicht bekannt. Jedenfalls gehörte er nicht zu den unteren Chargen, und Adam wusste zudem, dass er sich mit Myers gut unterhalten konnte. Der würde ihn auch nicht auslachen.
Nachdem dies für ihn feststand, holte er das Handy hervor und telefonierte zunächst mit seiner Frau, um ihr zu sagen, dass es etwas später wurde. Er sagte ihr nicht, dass er Pernell besuchen wollte, sondern einen Kunden, den er zufällig getroffen hatte.
»Dann kann ich das Essen einfrieren.«
»Das denke ich auch.«
»Lohnt sich der Auftrag denn?«
»Das weiß ich noch nicht. Aber erste Andeutungen haben sich positiv angehört.«
»Dann drücke ich dir die Daumen.«
»Danke.«
Adam war erleichtert und gespannt auf seinen zweiten Anruf. Er hoffte, dass er seinen Freund zu Hause antraf, und lächelte knapp, als abgehoben wurde.
»Ich bin es, Pernell.«
»He, Adam, alter Knabe. Was ist los?«
»Ich wollte bei dir vorbeikommen.«
»Wann?«
Adam zögerte mit der Antwort. »Eigentlich jetzt. Aber wenn du keine Zeit hast, dann…«
»Doch, doch, ich bin allein. Lilian ist im Kino mit zwei Freundinnen. Wir haben Zeit.«
»Danke, dann bin ich gleich bei dir.« Goldman wollte das Gespräch beenden, doch dagegen hatte sein Freund etwas.
»Hör mal, hast du Probleme?«
»Wieso?«
»Deine Stimme klang etwas seltsam.«
»Mag sein.« Ihm fiel schnell eine Ausrede ein. »Ich bin leicht erkältet.«
»Ach, das ist es.«
»Stört es dich?«
»Quatsch, komm vorbei.«
»Danke, bis gleich.« Adam Goldman war wirklich erleichtert…
***
Ich war wieder in London!
Der letzte Fall hatte mich in die Schweiz geführt. Dort hatte eine junge Frau ein goldenes Kind geboren, nachdem sie neun Monate zuvor vergewaltigt worden war, und das von einem Mann, der dem Teufel und dem Gold zugetan war. Es war ein ziemlich böser Fall gewesen, und es hatte Tote gegeben. Das der Schweizer Polizei zu erklären hatte mich schon Nerven und zahlreiche Anrufe gekostet. Zudem Befragungen durch den Schweizer Geheimdienst. Ich hatte alles auf meine Kappe genommen und meinen Templer-Freund Godwin de Salier aus dem Spiel gelassen, denn er hatte mir bei diesem Fall zur Seite gestanden.
Nach zwei Tagen durfte ich schließlich ausreisen, wobei auch mein Chef, Sir James Powell, kräftig interveniert hatte.
Nun also wieder London. Da die Maschine in Zürich recht spät gestartet war, war ich erst am Abend in London eingetroffen und sofort in meine Wohnung gefahren. Ich hatte mich geduscht, umgezogen und noch mit Suko gesprochen, der nebenan mit seiner Partnerin Shao wohnte. Lange hatte ich mich bei den beiden nicht aufgehalten, denn sie waren nicht allein. Eine Frau aus Shaos Computer-Club war mit ihrem Mann zum Essen gekommen, und da wollte ich nicht stören.
Am anderen Morgen würde ich mit Sir James noch ein längeres Gespräch führen. Jetzt war ich erst mal froh, mich entspannen und die Beine ausstrecken zu können. Gegessen hatte ich am Flughafen etwas, nun würde mir ein Bier gut tun. Der letzte Fall wollte mir nicht aus dem Kopf. Ich hatte ihn zwar gelöst, aber zu viele Fragen waren offen geblieben. So wusste ich bis jetzt noch nicht, woher das Gold gekommen war, das eine so teuflische Wirkung gezeigt hatte. Ich wollte die Gedanken aus meinem Kopf vertreiben, denn aus Erfahrung wusste ich, dass ich nicht lange Ruhe haben würde. Der nächste Fall wartete nicht. Irgendwas passierte immer. Selbst in diesem strengen und schneereichen Winter. Für die Stadt war er wie ein Fluch. Auf dem Land sah es anders aus. Da bot diese Jahreszeit prächtige Bilder.
Meine Wohnung war zwar nicht mit einem tollen Loft zu vergleichen, aber ich fühlte mich darin wohl, denn sie war für mich in den Jahren zu
Weitere Kostenlose Bücher