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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Primärrassenvertreter in der Nähe!) (Was soll mit ihnen geschehen, Herr?) (Ich sagte: sofort!) Grao'sil'aana riss den Stirnreif herunter.
    Er hatte bemerkt, dass die Bauern aus dem Dorf herübersahen.
    Vermutlich hatte Sonnenlicht den Kristall aufblitzen lassen! Es gab nichts in diesen fahlbraunen Bergen, das so leuchten konnte, deshalb war es verständlich, dass sie sich neugierig auf den Weg machten.
    Verständlich, aber nicht opportun! Grao'sil'aana prüfte die Gegend. Da war ein quer verlaufender Pfad am Hang, der vom Dorf zum Pass führte. Die Primärrassenvertreter würden also nicht lange brauchen, bis sie hier waren. Und sie brachten Waffen mit!
    Grao'sil'aana legte sich den halb bewusstlosen Jungen über die Schulter und marschierte mit ihm zügig die Passstraße hoch. Laufen konnte er nicht, ohne Argwohn zu erwecken.
    Doch die Bauern schienen auch so plötzlich misstrauisch zu werden. Da waren Stimmen hinter dem Daa'muren, die ihm zuriefen, er solle stehen bleiben.
    Er warf einen Blick auf den Sommerhimmel.
    Nichts.
    Wäre er allein gewesen, hätte Grao'sil'aana das Problem durch seine telepathischen Fähigkeiten gelöst. In jeder menschlichen Siedlung gab es willensschwache Objekte, die sich beeinflussen ließen. Hatte man die erst mental unter Kontrolle, kam die Lava ins Fließen: Ein Mann attackierte einen anderen, ein Dritter kam hinzu und ergriff Partei, ein Vierter fühlte sich bemüßigt, dem Benachteiligten zu helfen…
    Das ging immer so weiter. Im Handumdrehen war das ganze Dorf beschäftigt, und man konnte unbehelligt seiner Wege ziehen.
    Allerdings nicht, wenn die aufgebrachte Meute schon hinter einem her war.
    Der Daa'mure rannte los. Er hörte Waffenklirren und die schrillen Stimmen weiblicher Primärrassenvertreter, die ihre Männer zur Jagd aufhetzten. Sie hatten keine Ahnung, wer Grao'sil'aana war und was er da tat, dennoch kreischten sie Entführung!, und Haltet ihn! und Rettet das Kind!
    Langsam wurde es eng. Die Bergbauern waren routiniert im Überwinden steiler Pässe und holten immer weiter auf.
    Grao'sil'aana lief um sein Leben – und nicht nur um seines! Der Junge musste versorgt werden! Die Phase begann, und es war zwingend erforderlich, dass er an einen sicheren Ort kam.
    Jetzt! Sofort!
    Jemand warf Steine nach Grao'sil'aana. Der erste flog vorbei. Der zweite traf. Dem Daa'muren war es ein Rätsel, was sich die Primärrassenvertreter dabei dachten. Er trug doch den Jungen auf der Schulter – hatten sie keine Angst, ihn zu verletzen?
    Aber die Jagd auf der Passstraße hatte längst ihre Eigendynamik entwickelt. Plötzlich waren die Männer nicht mehr unterwegs, um ein Kind zu retten, sondern um Beute zu schlagen.
    Grao'sil'aana strauchelte. Duu'da glitt ihm herunter. Der Daa'mure fing ihn ab, zog ihn schützend nach vorn an seine Brust und stolperte weiter. Wieder flogen Steine. Irgendwo außer Sicht war ein Geräusch zu hören. Wie von großen Schwingen.
    »Ich hab ihn gleich!«, brüllte ein Bauer triumphierend.
    Grao'sil'aana sah, wie der Schatten des Mannes ihn auf dem Weg überholte. Samt dem Abbild einer Axt. Der Daa'mure drückte Duu'da an sich.
    Und plötzlich wurde es dunkel.
    Rechts und links tauchten riesige Flügel auf. Tastende Tentakel kamen in sein Blickfeld. Grao'sil'aana hob Duu'da in die Höhe, und die Fangarme schlangen sich um dessen Körper und rissen ihn hoch in die Lüfte.
    Ein zweiter Schatten senkte sich über Grao'sil'aana, und diesmal umschlangen die Tentakel ihn. Der mächtige Todesrochen schwang sich empor. Sein Stachelschwanz peitschte die vorderen Reihen der Bauern nieder, die restlichen Dorfbewohner rannten schreiend davon. Vergebens – denn sie hatten etwas gesehen, das nicht für ihre Augen bestimmt gewesen war.
    Die beiden Lesh'iye würden noch einmal zurückkehren.
    Doch das wussten die Menschen nicht…
    ***
    Als die Pein in Quart'ols Kopf nachließ, war seine Sicht stark verzerrt.
    Er lag auf dem Rücken. Neben ihm stöhnte Buki'pa.
    Das sich über ihn beugende Gesicht hatte Ähnlichkeit mit einem Plattfisch. Die an sein Gehör dringenden Stimmen klangen so schrill wie der Gesang der Winterkorallen.
    Als Wissenschaftler hatte Quart'ol sich abgewöhnt, in Kategorien wie schön und hässlich zu denken: Er wusste aber, dass er und Buki'pa in den Augen der Landbewohner hässlich waren. Fast alle Menschen, die zum ersten Mal einen Hydriten sahen, schrien auf und sahen in ihm ein gefährliches Reptil. In der Regel griffen sie dann zur

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