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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Jahren so grausam noch vor der Geburt geraubt hatte.
    Gegen jede Wahrscheinlichkeit beharrte Aruula noch immer darauf, dass ihr kleiner Junge lebte. Niemand konnte es widerlegen – denn niemand hatte ihn je zu Gesicht bekommen.
    Die Freunde erreichten das Karpatenschloss in der Abenddämmerung. Nebelschleier zogen durch den Wald, Fledermäuse erwachten zu ihrem Leben in der Dunkelheit. Sie flatterten in Scharen aus dem maroden Bauwerk, als Matt und die blonde Jenny über die Ringmauer kletterten. Aruula schlich derweil zum Schlosstor.
    In den Räumen neben der Zugbrücke wohnten Karpatenjäger, die Ann versorgen mussten. Diese Familie wurde von zwei Schergen bewacht. Die wiederum gehorchten dem Daa'muren Grao'sil'aana, der sich mit einem Jungen namens Duu'da im Südturm aufhielt. Als die Freunde näher kamen, gab der Daa'mure den Befehl, Ann zu töten. Dann verließ er das Schloss auf geheimen Wegen. Die Sicherheit seines Schützlings hatte oberste Priorität.
    Duu'da ging mit Grao'sil'aana in weitem Bogen an der Zugbrücke und der Behausung der Jäger vorbei. Es hatte geschneit letzte Nacht, und das Licht in den Fenstern ließ die Pulverschicht auf dem Boden ringsum glitzern. Eine schlanke Gestalt war zu sehen, die mit gezogenem Bihänder näher schlich.
    (Wer ist die Frau mit dem Schwert, Grao'sil'aana?) (Wir haben keine Zeit zur Betrachtung weiblicher Primärrassenvertreter. Du da! Wo läufst du hin? Es ist erforderlich, dass du sofort zurückkommst! Dieser Ort ist nicht mehr sicher, das hatte ich doch bereits gesagt.)
    »Ja, ich weiß: Meine Sicherheit hat oberste Priori-«
    Eine Echsenhand unterbrach den Satz. Duu'da spürte ihre Schuppen an seinen Kinderlippen und erstarrte. Sein Blick ruhte auf der Barbarin, die soeben die Zugbrücke erreicht hatte und sich misstrauisch umsah. Wer war sie?
    Ohne loszulassen zog der Daa'mure den Jungen zurück ins Gebüsch. (Wir haben dich gelehrt, mental zu kommunizieren.
    Es ist von Vorteil, besonders in Gefahrensituationen. Also sprich zu mir auf dieser Ebene, wenn du schon dein Redebedürfnis nicht unterdrücken kannst!) Duu'da schmollte. (Ich mag nicht mit dem Kopf reden!) (Das ist erkennbar!) Grao'sil'aanas Echsengesicht war auf den Boden gerichtet, als er losging. Unter den Bäumen lagen morsche Äste, auf die man besser nicht trat, wenn man unbemerkt bleiben wollte.
    (Dein prozentualer Anteil überflüssiger Wortmeldungen liegt zurzeit bei dreiundsechzig Prozent!)
    (Was heißt das, Grao'sil'aana?)
    (Benutze deinen Verstand! Dann findest du die Antwort.) (Aber du kannst es mir doch auch erklären!) Der Junge streckte die Hand aus und strich im Vorbeigehen sacht über einen tief hängenden Zweig. Schnee fiel herunter.
    (Warum sollte ich das tun?), fragte der Daa'mure.
    (Weil ich noch nicht alles verstehe! Ich bin erst zwei Jahre alt!)
    (Nur faktisch.) Grao'sil'aana führte Duu'da in die Sicherheit des nachtdunklen Waldes.
    (Dein Körper hat die Wachstumsreife eines fünfjährigen Primärrassenvertreters erreicht! Dein Wissensstand ist geringer als erhofft, was man der Nachgiebigkeit deiner früheren Hüterin Ka'lin'eeri anlasten muss. Dennoch sollte er ausreichen, um dir klar zu machen, dass nutzlose Gespräche eine Zeitverschwendung sind.)
    Der Junge senkte den Kopf. Er dachte an Ann, die im Schloss gefangen war. Sie hatte ihm lauter nutzlose Dinge erzählt, Piratengeschichten zum Beispiel, und das hatte er als angenehm empfunden. Er selbst kannte keine Geschichten.
    Aber immerhin hatte er sich einen eigenen Namen ausgedacht: Duu'da. Der war ihm eingefallen, weil Grao'sil'aana immer zu ihm sagte: Du da, komm her! oder Du da, lass das!
    Ann hatte darüber gelacht, und jetzt musste sie sterben.
    Duu'da nickte versonnen. Es war logisch und konsequent, denn Ann war die Tochter von Mefju'drex, dem Erzfeind. Der Primärrassenvertreter hatte ein Daa'muren-Ei zerstört, also den Nachwuchs seiner Gegner nicht geschont. Deshalb wurde sein Nachwuchs nun ebenfalls getötet.
    Duu'da verspürte kein Mitleid für irgendwelche Kinder. Die waren ihm egal. Aber Ann war es nicht! Zwischen Ann und ihm hatte vom ersten Moment an eine seltsame Vertrautheit geherrscht, obwohl das Mädchen ganz anders war als er, innerlich und äußerlich. Ann hatte blonde Haare, Duu'da schwarze. Ihre Augen waren blau wie der Himmel, seine so grün wie ein junges Blatt. Sie konnte malen und Schneemänner bauen, er kannte Wörter wie Verhaltensmuster und Primärrassenvertreter. Duu'da fand keine Erklärung

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