Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
Vom Netzwerk:
bionetische Rechner noch unter seiner Kutte steckte, »gehe ich allein weiter!«
    »Das wagst du nicht!« Buki'pas Augen blitzten.
    »Oh, doch. Ich wage es.«
    »Es wäre Meuterei«, fauchte Buki'pa. »Vergiss nicht, dass ich dein Vorgesetzter bin!«
    »Ja, aber nur für diese Mission.« Quart'ol spielte seinen Status nicht gern aus, aber nun ging es, wie die Menschen immer sagten, um die Wurst. »Ich bin ein Quan'rill ( Kaste von Seelenüberträgern ) und einer der höchsten Wissenschaftler.«
    »Du würdest es nicht wagen, deine Stellung auszunutzen, um dich an mir zu rächen!«
    »Ich hab schon Pferde kotzen sehen«, sagte Quart'ol lässig.
    »Und zwar genau vor einer Apotheke.«
    Jetzt ging Matts Schnodderschnauze mit ihm durch. Quart'ol rief sich selbst zur Ordnung. Was nichts daran änderte, dass er mit Commander Drax in Verbindung treten musste! Der Mann war sein Seelenbruder. Außerdem wollte er Gewissheit haben, was vor den Explosionen am Kratersee passiert war.
    »Was ist das: Pferde?«, fragte Buki'pa.
    ***
    August 2521
    Irgendwo auf einer Anhöhe in Bulgarien stand eine winzige Kapelle. Sie war bereits vor dem Kometeneinschlag uralt gewesen und heute kaum noch als Bauwerk zu erkennen. Moos und Flechten hatten die rissigen Mauern überwachsen, der Eingang war zerfallen, und aus dem Giebel ragte ein junger Baum. Mächtige, hundertjährige Sommereichen hielten ihr Blätterdach schützend über ihn.
    Grao'sil'aana hockte auf den wettergeschwärzten Stufen der Kapelle. Es goss in Strömen. Tropfen rannen über sein Echsengesicht und fielen mit lautem Plitsch! in die Pfütze, die sich um seine Stiefel gebildet hatte.
    Vier Wochen waren vergangen, seit die von Thgáan geschickten Lesh'iye in letzter Sekunde aufgetaucht waren. Die rochenartigen Kreaturen hatten Duu'da und seinen Beschützer über den Balkan geflogen, tief ins dünn besiedelte Innere des Landes, und dort auf einem Hügel abgesetzt. Jeden Moment nun musste die Phase vorüber sein und der Wachstumsschub des Jungen enden.
    Es wurde auch Zeit! Grao'sil'aana erhob sich. Der Magen seines Wirtskörpers gab ein Knurren von sich, das den Daa'muren schon seit seinem Eintreffen begleitete. Es gab zwar Fallensteller in den bulgarischen Wäldern, und Grao'sil'aana hatte einen von ihnen mental an den Haken genommen, um seine Versorgung zu sichern, aber das Wild war knapp. Er spürte Erschöpfung, als er in den Unterschlupf ging, um nach dem Jungen zu sehen.
    Wenigstens brauchte sein Schützling keine Nahrung!
    Grao'sil'aana hockte sich neben den Laubhaufen am Boden der Kapelle. Für Menschenaugen hätte das lange schmale Gebilde wie ein Grabhügel ausgesehen, für Grao'sil'aana jedoch war es nichts weiter als die schützende Hülle dessen, was unter den Blättern lag. Er schob sie beiseite, bis das stille Gesicht des Jungen zum Vorschein kam. Ein dichtes Geflecht grüner Äderchen überzog die fahle Haut. Duu'da sah aus wie eine faulende Leiche.
    Grao'sil'aana prüfte den reglosen, nackten Körper von oben bis unten. Gab es Fehlbildungen? Nein! Der Junge hatte sich erwartungsgemäß entwickelt. Seine alte Kleidung lag verknüllt in einer Ecke, sie passte nicht mehr und verdiente keine weitere Beachtung. Wenn der Junge erwachte, würde er einen Anzug aus Echsenhaut bekommen, den Grao'sil'aana im Gepäck hatte.
    Es war ein Geschenk des Sol und sollte ihm zusammen mit dem Zeichen daa'murischer Akzeptanz überreicht werden.
    Einem Namen.
    Aber noch war es nicht so weit. Grao'sil'aana häufte die Blätter wieder auf, setzte sich neben seinen Schützling und stellte die mentale Verbindung her.
    (Bist du bereit?)
    (Ich kann meinen Körper nicht fühlen, Grao'sil'aana!) (Das ist normal. Ich hatte es bereits erklärt.) (Aber es ängstigt mich, Grao'sil'aana! Ich sehe nichts, ich fühle nichts, und ich kann nichts hören außer deiner Stimme!
    Woher weiß ich, ob mein Körper überhaupt noch da ist?) (Du weißt es, weil ich es dir sage! Konzentriere dich jetzt!
    Du sollst eine weitere Sprache lernen! Es ist nützlich auf deinem Weg.)
    Einer der Vorteile des daa'murischen Kollektivs bestand darin, dass gesammelte Informationen via Mentaltransfer einfach weiter gegeben werden konnten, samt dazugehöriger Synapsenverbindung. Das bedeutete in Bezug auf einen Dialekt der Primärrassenvertreter: Wenn ein Daa'mure ihn beherrschte, konnte er an weitere übermittelt werden.
    Grao'sil'aana machte sich an die Arbeit. Der Junge würde nie ein großer, kräftiger Mann sein. Seine

Weitere Kostenlose Bücher