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1663 - Insel der Schatten

Titel: 1663 - Insel der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Owigos. Und sie kannten sich seit vielen Jahren. „Es gibt schweren Ärger!" jammerte Norfertus und schmatzte nervös mit dem Ring. „Komm an Deck, du wirst es selbst sehen. Die See wird schon unruhig."
    „Ein Unwetter?" fragte Klundan mit geringem Interesse. „Ich tippe auf einen höllischen Wirbelsturm", sagte der Steuermann. „Dafür habe ich einen sicheren Blick."
    „Bis jetzt", entgegnete Klundan und rollte die Pergamentbögen zusammen, „hat die ZYNC noch jeden Sturm überstanden. Also wird es diesmal nicht anders sein. Schick zwei Männer nach unten. Sie sollen überprüfen, ob die Fässer, Kisten und Tonnen richtig befestigt sind."
    „Du erinnerst dich an Xiorkezz, den seltsamen Priester aus Droovonton?" fragte der Steuermann, ohne auf. die Befehle seines Kapitäns einzugehen. „Eine schillernde Persönlichkeit."
    „Ein dümmlicher Schwätzer", meinte Klundan abfällig. „Er gehört nicht im entferntesten zu unserem Stamm. Außerdem interpretiert er die Legenden falsch und schreibt unserem Quidor-Symbol Dinge zu, die nicht stimmen."
    „Das sagst du, Kapitän. Ich habe gehört, daß er in Droovonton eine Weissagung gemacht hat.
    Und die lautete, daß die letzte Fahrt der ZYNC unmittelbar bevorsteht. Das war kurz vor der Rückkehr nach Klymannoch, von wo wir jetzt kommen. Diese Weissagung stimmt mich bedenklich."
    „Du bist ein Feigling, Steuermann!" warf Klundan dem alten Seemann vor. „ZYNC bedeutet >Schiff der Ewigkeit^ Und daran mußt du ebenso glauben wie ich. Die ZYNC wird über die Meere kreuzen, wenn du längst zu den Ahnen gegangen bist. Sie wurde für die Ewigkeit gebaut. Ihre Standfestigkeit hat sie oft genug bewiesen. Hast du das etwa alles vergessen?"
    „Xiorkezz hat auch gesagt, daß wir an den Gestaden der >Insel der Schatten zerschellen werden. Hast du das vergessen?"
    „Du solltest diesen Namen nicht benutzen!" Klundans Ton wurde schärfer. „Die >Insel der Schatten< ist das Reich der Toten. Dort halten sich alle Ahnen auf. Deine frevelhaften Worte könnten ihre Ruhe stören. Sie würden dich schneller zu sich holen, als dir recht wäre."
    „Bei anderen Familien und Clans wird über den Ort ganz etwas anderes erzählt", meinte Norfertus vorlaut. „Zum Beispiel, daß schon viele Owigos ihn entdeckten, aber keiner von dort zurückkehrte."
    „Natürlich kann keiner zurückkehren, du Narr. Aus dem Totenreich führt kein Weg zurück ins Leben."
    „Du verstehst mich falsch. Wer das Paradies findet, will auch nicht mehr nach Yllaess oder Klymannoch zurück."
    Klymannoch war der Kontinent, von dem sie kamen. Und der Kontinent Yllaess, durch den der Äquator verlief, war das Ziel der ZYNC. „In Abillerhells Stamm heißt es", plapperte der Steuermann weiter, „die geheimnisvolle Insel sei das Paradies. Und Abillerhell ist Häuptling, Medizinmann und Hoher Priester in einer Person. Es könnte immerhin sein, daß er mehr weiß als die Alten von Klymannoch."
    „Beleidige unsere Heimat Klymannoch nicht! Und schon gar nicht die Weisen und Alten unseres Stammes!" Klundan bildete einen Arm aus und deutete damit unmißverständlich auf den Ausgang. „Und nun verschwinde und folge meinen Befehlen! Wenn wirklich ein Sturm naht, dann hast du wohl Wichtigeres zu tun, als mit deinem Kapitän zu diskutieren."
    „Aber du ..."
    Norfertus verstummte, denn er sah, wie Klundan einen zweiten Arm erzeugte, damit in ein Fach des Pultes griff und eine Axt hervorholte. Mit dem Kapitän war manchmal nicht zu spaßen. „Ich gehe ja schon."
    Norfertus tippelte auf seinen Stummelfüßen zum Ausgang, ohne sich zu drehen. Er ließ dabei sein Multiorgan langsam um den Körper wandern, so daß er schließlich in die Richtung blicken konnte, in die er sich bewegte. Ein vorgegebenes Vorne oder Hinten kannten die Owigos nicht.
    Klundan nahm die Warnung seines Steuermanns ernster, als er es sich hatte anmerken lassen.
    Als Kapitän war es aber seine Pflicht, Ruhe zu bewahren.
    Zunächst verstaute er sorgfältig die Frachtunterlagen. Erst dann verließ er die kleine Kabine nahe dem Frachtraum. Sorgfältig schob er den Riegel in die Halterung und verstaute den klobigen Schlüssel in einer Ledertasche, die er mit einem dünnen Band an einem der zahllosen Haarbüschel seines Körpers befestigt hatte.
    Eine sanfte Schräge führte hinauf ans Deck. Er bewältigte sie, indem er die Maximalzahl von Stummelbeinen erzeugte, zu denen ein Owigo in der Lage war. Und das waren immerhin zweiundzwanzig. Über ihm wölbte sich

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