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1665 - In der Totenstadt

1665 - In der Totenstadt

Titel: 1665 - In der Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht an den Seiten, er hatte es hinter sich im Wald wahrgenommen und es gefiel ihm gar nicht.
    Die Verfolger waren noch da. Sie hatten nicht aufgegeben. Er dachte an den ekelhaften Gestank, und ihm war klar, dass er nicht länger hier im Graben hocken bleiben konnte. Wie weit sie noch von ihm entfernt waren, war schlecht einzuschätzen, aber sie würden kommen und keine Gnade kennen.
    Fuller schaute nicht zurück. Er dachte an die Straße und auch an die Lichter, die er gesehen hatte. Noch war kein Wagen vorbeigekommen, aber als er nach links schaute und eine Landschaft sah, die in der Dämmerung aussah wie eine düstere Filmkulisse, da sah er auch das Licht der Scheinwerfer, das sich ihm näherte. Da kam tatsächlich ein Fahrzeug!
    War das die Rettung?
    Plötzlich schlug sein Herz schneller. Das Blut stieg ihm in den Kopf. Noch immer fühlte er sich schwach und er musste sich schon einen heftigen Ruck geben, damit er sich endlich bewegte. Die leichte Schräge hochklettern, die er normalerweise locker mit zwei Schritten überwunden hätte. In seinem Zustand war das nicht zu schaffen, und so fing er an zu kriechen.
    Der Fahrer musste anhalten. Er würde auch anhalten, wenn er das Hindernis auf der Straße sah. Niemand überfuhr ohne Grund einen Menschen, und darauf setzte er. Harold Fuller kroch auf den feuchten Asphalt. Er schaute nicht zurück, er hörte in diesen Augenblicken auch nichts, er war nur froh darüber, dass er auf der Fahrbahn lag. So wollte er auch nicht bleiben. Ein kniender Mensch war besser zu sehen als ein liegender. Um sich ganz aufzurichten, fehlte ihm im Augenblick noch die Kraft. Fuller schob sich bis auf die Mitte der Straße vor. Dann hielt er an. Den Kopf hielt er gesenkt. Er stierte mit offenen Augen auf den Straßenbelag. Wieder drangen keuchende Laute aus seinem Mund. Speichel tropfte zu Boden, und mit einer wahren Gewaltanstrengung riss er sich zusammen.
    Er hob seinen Oberkörper an.
    Ja, der Wagen fuhr auf ihn zu. Er war sogar schon ziemlich nahe gekommen. Schon bald würde ihn das Licht der Scheinwerfer aus dem Dunkel reißen, dann musste gebremst werden. Wenn nicht, war es mit ihm vorbei, aber dann wäre sein Ende nicht so schlimm gewesen wie von der anderen Seite vorgesehen. Das Licht strahlte ihn an!
    Er hob den rechten Arm, auch wenn es ihm schwerfiel. Jetzt kam es darauf an, ob er gesehen wurde oder nicht. Wenn nicht, dann war es ihm auch egal…
    ***
    Man konnte von Lady Gaga sagen, was man wollte, ihre Stimme war klasse. Wer sich nicht an ihren ausgefallenen Outfits störte, der konnte sich an ihren tollen Songs erfreuen.
    Das tat auch Jenny Mason. Sie hatte sich die neue CD gekauft und gleich eingeschoben, als sie in ihren Wagen gestiegen war. Zwischen ihren Jobs brauchte sie einfach die Musik. Da konnte sie wunderbar entspannen, denn sie war fast den ganzen Tag über unterwegs, um ihre Termine zu halten.
    Jenny Mason war das, was man eine fahrende Friseurin nannte. Als sie noch fest angestellt gewesen war, hatte sie sich einen Kundenstamm aufgebaut, und nach ihrer Kündigung hatte sie sich um die älteren Kunden gekümmert, die ihre Wohnungen nicht mehr so gern verließen und sich die Haare lieber in der gewohnten Umgebung machen ließen.
    Jenny hatte die Marktlücke erkannt und kam sehr gut zurecht. Es gab Tage, da hatte sie fünf oder sechs Termine, manchmal in verschiedenen Orten. Vor Kurzem noch war die Fahrerei kein Vergnügen gewesen. Da hatte das Wetter verrückt gespielt, jetzt aber war die große Kälte vorbei und Jenny hoffte, dass sie nicht mehr zurückkehrte.
    Lady Gaga sang, und Jenny sang mit. Dabei bewegte sie sich rhythmisch auf ihrem Fahrersitz und strahlte von einem Ohr zum anderen. Sie war eine junge Frau, die kaum schlechte Laune kannte. Selbst am frühen Morgen war sie schon gut drauf, und das hielt bis zum Feierabend an.
    Sie hatte ein rundes, puppenhaftes Gesicht mit etwas dicken Wangen. Dunkle Augen und eine Haarfarbe, die schlecht zu bestimmen war, weil sie immer wieder wechselte. Im Moment sah Jenny sogar recht normal aus, denn sie hatte sich für einen glänzenden Mahagoniton entschieden. Wie lange der bleiben würde, wusste sie nicht. Sie wollte schauen, was die Modetrends so vorgaben.
    , An diesem frühen Abend hatte sie Schluss gemacht. Es wartete keine Kundin mehr, und Jenny freute sich darauf, zu ihrer kleinen Wohnung zu; fahren, um dort zu entspannen.
    Vor ihr lag eine freie Straße. Keine Kurven, sie führte schnurgerade in die Landschaft

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