167 - Der Panther aus dem Nichts
mich jetzt verdrücken.«
»Lassen Sie die Lampe hier«, verlangte ich.
»Können Sie haben. Sollte man Sie hier erwischen…«
»Ich weiß nicht, wer Leonard Ivey ist, habe ihn im Leben noch nie gesehen. Sie können sich auf mich verlassen, ich reiße Sie nicht rein.«
»Das ist sehr anständig von Ihnen.«
»Vielen Dank für die Hilfe.«
»Ich habe zu danken«, erwiderte der arbeitslose Hafenarbeiter und drückte mir die Lampe in die Hand. »Ich finde den Weg auch ohne Licht. Viel Spaß beim Warten. Hoffentlich lohnt sich die Zeit, die Sie in diese Sache investieren.«
»Das kann man vorher nie wissen.«
Ivey entfernte sich. Plötzlich spürte er Kälte und fuhr herum. »Verdammt, Tony, was ist das?«
»Der Panther«, preßte ich hastig hervor. »Er kommt!«
***
Hitze und Durst quälten Yora. Sie schleppte sich über einen von Trockenheit zerrissenen Boden, hörte über sich das hungrige Kreischen von Raubvögeln, die mit wachsender Ungeduld darauf warteten, daß sie zusammenbrach.
Und sie wußte nicht einmal, ob sie die richtige Richtung eingeschlagen hatte. Bei jedem Schritt verfluchte sie Agassmea, die sich an Höllenfaust rächen wollte.
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit gewesen, die Jugend zurückzubekommen: wenn sie zu Höllenfaust ging und ihn warnte. Doch diese Hoffnung ließ Yora gleich wieder fahren, denn sie war zu schwach, um diesen Teil der Hölle zu verlassen. Das aber wäre nötig gewesen, denn die Grausamen 5 lebten in einer Wolkenburg auf der Prä-Welt Coor.
Unmöglich für Yora, dorthin zu gelangen. Sie hatte hier schon große Mühe, kurze Distanzen zurückzulegen, da war an einen Dimensionenwechsel überhaupt nicht zu denken.
Ächzend taumelte sie durch diese heiße Ebene, die kein Ende zu haben schien. Hin und wieder blieb sie stehen und schaute hinauf zu den hungrigen Raubvögeln.
»Ihr müßt noch warten!« zischte sie grimmig. »Noch ist Leben in mir, noch kann ich mich wehren.«
Sie holte den Dolch aus ihrem weiten, kunstvoll bestickten weißen Gewand und war entschlossen, ihre runzelige Haut so teuer wie möglich zu verkaufen.
Yora stolperte, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Aus der Schwärze eines Erdrisses flog ihr im selben Moment ein aggressives Zischen entgegen, und dann zuckten die vier Köpfe eines rot geschuppten, echsenähnlichen Wesens auf sie zu.
Weit klappten die vier mit Zähnen gespickten Mäuler auf, und das Tier griff die erschöpfte Alte augenblicklich an.
***
»Laufen Sie, Leonard!« rief ich. »Bringen Sie sich in Sicherheit!«
Ivey starrte auf einen hellen Punkt in der Luft. Von ihm ging die Kälte aus.
Er schien irgendwie hier hereinprojiziert worden zu sein, und sofort begann die Luft um ihn herum zu flimmern. Der schwarze Panther entstand sehr schnell.
Das weißmagische Symbol, das ich auf den Boden gezeichnet hatte, reizte ihn. Fauchend sprang er zur Seite, und Ivey stieß einen heiseren Schrei aus.
Zum Zeitpunkt seines Entstehens schien der Panther nichts von seiner Umgebung wahrgenommen zu haben, aber nun bemerkte er den Hafenarbeiter und duckte sich sofort zum Sprung.
Ivey tat, was er schon längst hätte tun sollen: Er stürmte los.
Und die knurrende Raubkatze hetzte hinter ihm her. Ich zog meinen Colt Diamondback, konnte aber nicht schießen, weil die Gefahr bestand, daß ich den Hafenarbeiter verletzte.
Mit langen Sätzen folgte ich Ivey und dem Panther. Beide waren nur schemenhaft zu erkennen. Ivey verschwand hinter Kisten, der Panther ebenfalls.
Wieder schrie der Mann, und ich hörte das wütende Gebrüll der schwarzen Bestie. Mein Herz krampfte sich zusammen.
Verdammt, was hatte ich Ivey da eingebrockt. 100 Pfund waren nicht genug für die Angst, die er sich dafür eingehandelt hatte.
Irgendwie schaffte es Ivey, aus dem Lagerhaus zu kommen, und er war noch nicht einmal verletzt. Aber das Raubtier stellte ihn an der Kaimauer und wollte ihn mit einem kraftvollen Prankenhieb zu Boden reißen. Ivey trat zurück – ins Leere.
Schreiend stürzte er ins Wasser. Kaum war er weg, schoß ich aus vollem Lauf. Der Panther brüllte mir seine Wut entgegen und schnellte herum.
Die geweihte Silberkugel mußte ihn verletzt haben. Ich drückte sofort noch einmal ab, aber die Bestie sauste nach links davon und verschwand aus meinem Blickfeld.
Ich stürmte aus dem Lagerhaus, kümmerte mich nicht um Ivey, denn der war zum Glück unversehrt geblieben. Ein Bad im Wasser des Hafens war zwar kein Vergnügen, aber es würde Ivey nicht
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