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1678 - Im Brennpunkt der Spindeln

Titel: 1678 - Im Brennpunkt der Spindeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nahm sie in den Arm. „Du hast nichts davon mitbekommen?" flüsterte er. „Das überrascht mich. Bisher kam es immer wieder vor, daß du im Schlaf oder unter starker Anspannung Worte dieser fremden Sprache von dir gegeben hast. Aber daß du dabei schlafwandelst, ist mir neu."
    Gemeinsam hörten sie sich die Aufzeichnung aller Worte und Wortfetzen an, die Kallia in der vergangenen Viertelstunde von sich gegeben hatte. Als die Aufzeichnung endete, brachte die Frau des Wissenschaftlers ein gequältes Lächeln zustande. „Frag mich ruhig, was ich gesagt habe", sagte sie. „Es ist wie immer. Ich habe keine Ahnung.
    Die Sprache ist mir nicht bekannt. Sie gehört offensichtlich zu mir, aber ich verstehe sie nicht."
    „Glaub mir, es handelt sich um eine Erinnerung an deine früheste Kindheit. Die Worte hast du als Säugling aufgeschnappt, und dein Gehirn hat sie sich eingeprägt. Du wirst sie nie verlieren."
    Kallia sah ihn aufmerksam an und schüttelte dann den Kopf. „Du willst mich damit nur beruhigen und glaubst nicht wirklich daran, was du sagst", meinte sie. „Es sind schon über hundert verschiedene Worte oder Silbenfolgen, die in all den Jahren über meine Lippen kamen. Ein bißchen viel, was sich das Gehirn eines Säuglings da eingeprägt haben soll."
    Er zog sie eng an sich. „Erschrick nicht über das, was ich jetzt sage, Kallia. Nach menschlichem Ermessen hast du mit deinen Argumenten völlig recht. Aber nur dann."
    Sie reagierte, wie er es erwartet hatte. Sie entzog sich und musterte ihn von oben bis unten. „Syntrons und Wissenschaftler haben mich mehrmals untersucht. Mein Körper und mein Geist unterscheiden sich nicht von dem, was einen Menschen ausmacht."
    „Und doch bist du eine Fremde und weißt nichts über deine Herkunft. Du kannst deinen Geburtsort nicht nennen oder deine Eltern, deine Heimat und deine Nachbarn. Du warst einfach da. Als ich dich kennenlernte, hattest du eine Identitätskarte und einen Namen, aber deine Karte trug einen Magnetvermerk, daß beides nur vorläufig sei, solange, bis deine wahre Identität aufgedeckt ist. Inzwischen wurde dieser Vermerk längst gelöscht, weil es sinnlos ist, das gesamte Universum zu durchforsten."
    Kallia löschte die Projektion, und sie kehrten ins Schlafzimmer zurück. Eng kuschelten sie sich nebeneinander unter die Bettdecke. Kallia hauchte Myles einen Kuß auf die Lippen. „Es gibt wichtigere Dinge", flüsterte sie.
    Sie meinte die zwanzig Spindeln und die Ergebnisse der Strangeness-Messungen bei den drei Wissenschaftlern sowie bei Voltago und den beiden Zwillingen. Sie hatten keine Abweichung ergeben. Alle sechs Personen wiesen den üblichen Wert auf. Keine negative Strangeness, wie Myles zunächst vermutet hatte. Die zwanzig Spindeln allerdings besaßen eine solche; sie unterschieden sich darin nicht von dem Kristallprisma, das vor Jahren auf Arkon II materialisiert war.
    Das gab erneut Rätsel auf. Voltago, Mila und Nadja hatten zwanzigmal den Weg von einem Sampler zum nächsten beschritten. Die drei ein Jahr lang verschollenen Wissenschaftler hatten die Übergänge zwischen den merkwürdigen Planeten insgesamt zweimal benutzt. Sie waren nicht von dem Phänomen betroffen, das die Ertruser unter Lyndaras Führung heimgesucht hatte. Sie hatten sich auf Noman in den Gravo-Kubus begeben und waren, wie man auf der BASIS später durch Ennox-Boten erfahren hatte, unmittelbar auf Mystery herausgekommen.
    Mit einer negativen Strangeness und einer zunehmenden geistigen Verdrehtheit.
    Hypothesen und Theorien gab es etliche, zum Beispiel, daß die Anzahl der Übergänge damit zu tun hatte. Daß bei mehr als einer Benutzung die Strangeness wieder den Wert Null annahm, also denjenigen des Standarduniversums. Oder daß bei einer geraden Zahl benutzter Übergänge der Wert gleich blieb, während er bei einer ungeraden Zahl negativ wurde.
    Das waren Überlegungen, denen Myles Kantor keine Bedeutung beimaß. Es wäre zu einfach gewesen. Strangeness stellte eine universelle Konstante dar, deren Änderung sich nicht einfach in eine derart simple mathematische Reihe fassen ließ. Zählte man Äpfel und Birnen zusammen, kamen schließlich auch keine Bananen heraus.
    Die Hintergründe lagen tiefer, und es würde viel Zeit und viel Arbeit brauchen, vielleicht auch eine ganze Menge neuen Wissens, um eine sinnvolle Erklärung zu finden. Oder sie war so einfach, daß man sie übersah.
    Als die beiden Menschen in ihrem Bett endlich einschliefen, zeigten die Ziffern

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