1679 - Mandragoros Geisterfrau
Phil Quentin fiel nach vorn. Er streckte die Arme aus, um den Aufprall abzufangen. Es war zu spät. Er bekam sie nicht schnell genug nach vorn, und so stürzte er auf die für ihn zum Glück weiche Erde, in die er auch sein Gesicht vergrub. Zumindest hatte er das Gefühl, denn er spürte das feuchte Gras auf der Haut und im Mund klebten einige Erdkrumen.
Der Aufprall hatte nicht besonders wehgetan. Es war mehr der Schock, der ihm zusetzte. Er blieb trotzdem bäuchlings liegen und fühlte sich irgendwie betäubt. Quentin ärgerte sich, dass er so unvorsichtig gewesen war. Dabei kannte er die Gegend. Er hatte hier oft zu tun, er sah sich als einen wichtigen Menschen an und hatte nun das Pech, in eine Falle geraten zu sein.
Für ihn war es eine Falle. Er wusste nicht, in was er sich verfangen hatte, aber normal war das nicht. Davon ließ er sich nicht abbringen.
Der Sturz hatte ihn aus dem Konzept gebracht. Sogar einen leichten Schock hatte er erlitten und es war ihm im Moment noch nicht möglich, sich wieder zu erheben. Er musste erst seinen Ärger über sich loswerden. Dann würde er aufstehen und zu seinem Auto laufen.
Etwas bewegte sich an seinen Beinen in Höhe der Waden. Quentin wusste nicht, was es war, jedenfalls fand er es nicht als normal. Etwas kroch um seine Beine herum und bildete eine Schlinge.
Quentin versuchte es mit einer Gegenbewegung. Er konnte sein Bein ruckartig anziehen, das war alles. Als er einen erneuten Versuch unternahm, wurde er durch einen Druck gestoppt, den er so noch nie erlebt hatte. Was war das?
Quentin bekam es mit der Angst zu tun. Es war seltsam, was hier geschah. Sein Oberkörper wurde nicht behindert, und so schaffte er es, sich aufzurichten. Er kniete schließlich auf dem weichen Boden, blickte aber nach vorn und nicht zurück, was ihn ärgerte, so bekam er nicht mit, was an oder mit seinen Beinen geschah. Dort verstärkte sich der Druck. Quentin empfand ihn als weich und nachgiebig, was ihn allerdings nicht freute, denn er war zugleich auch zäh, sodass seine Beine von den Knien abwärts gegen den Boden gedrückt wurden, was er einfach als eine Last empfinden musste.
Phil wollte nach vorn kriechen.
Es ging nicht.
Seine Beine steckten in der Klemme, die er als weiche Fesseln ansah. Woher diese Fesseln kamen konnte er noch immer nicht sagen. Sie fühlten sich an wie Pflanzen, aber Pflanzen bewegten sich nicht.
Oder doch?
Bei diesem Gedanken schoss die Furcht in ihm hoch. Er dachte an gewisse Warnungen, die man ihm hatte zukommen lassen. Er hatte sie ignoriert und musste jetzt den Preis dafür zahlen.
Etwas drehte sich um seine Hüften. Zum ersten Mal hatte er die Chance, zu ertasten, was sich da tat. Seine Hand glitt nach unten, er bekam die Schlinge zwischen seine Finger und stellte fest, dass sie sich glatt und sogar leicht glitschig anfühlte. Ein Stängel, eine Liane oder was auch immer. Zumindest etwas Normales hier, was er aber als unnormal ansah, weil es sich bewegt hatte, was eigentlich nicht möglich war. Etwas, das sich bewegte und seinen Körper umschlang. Eine Fessel aus einer Liane, möglicherweise sogar einem dünnen Ast.
Das war verrückt, das war nicht zu erklären, und Quentin merkte, dass sein Herz schneller klopfte. Er zerrte und riss an dieser zähen Fessel. Er wollte sie endlich loswerden, aber sie war einfach zu biegsam und zugleich stark. Seine Finger rutschten immer wieder ab, wenn er es geschafft hatte, sie zu umklammern. Kriechen!
Das war seine einzige Chance. Zwar sehr anstrengend, aber es war besser, als nichts zu tun. Er musste es schaffen, sich über den Boden zu bewegen, um dann seinen Wagen zu erreichen, der leider zu weit von ihm entfernt stand.
Er versuchte es.
Ja, er bewegte sich von der Stelle weg. Aber es war sehr anstrengend. Einen Meter ungefähr kam er weit, dann schaffte er es nicht mehr, den Gegendruck der Pflanzen zu überwinden. Sie hielten ihn fest wie glitschige Krakenarme. Aufgeben oder kämpfen?
Quentin hatte sich immer als Kämpfer angesehen. Allerdings auf einem anderen Feld, wenn es darum ging, Konkurrenten aus dem Weg zu räumen. Einen Kampf gegen die Natur hatte er noch nie ausgefochten.
Und er war allein. Auf Hilfe konnte er in dieser einsamen Gegend nicht hoffen. Das alles stand für ihn fest. Er konnte es auch nicht ändern, und so musste er weiter kämpfen. Sich einfach dem Schicksal zu ergeben war ganz und gar nicht sein Fall. Die Fessel ließ sich nicht abstreifen. Sie riss auch nicht. Sie war mit
Weitere Kostenlose Bücher