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168 - Das fremde Leben

168 - Das fremde Leben

Titel: 168 - Das fremde Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziebula
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Geschmack waren viel zu viele Hydree gestorben, um Genugtuung oder gar Triumph zu empfinden.
    Und nach seiner Einschätzung schienen ihm die Zukunftsaussichten der noch lebenden Hydree viel zu düster, um große Feiern zu veranstalten. Gilam'esh hatte nur eines im Sinn: den Bruch seines vierzig Umläufe alten Schwures, und die Arbeit an der Rettung seiner Gattung.
    Die Genugtuung, die er darüber empfand, stammte nicht von ihm, sondern von dem anderen Geist in seinem Bewusstsein.
    In der Menge der Ditrydree erkannte er den dunkelgrauen Umhang des Kriegsmeisters von Dibr'dryn. Ganz überraschend war Mosh'oyot in Tarb'lhasot aufgetaucht; nur ein Schwarm hatte ihn vom Südmeer hierher eskortiert. Wie es hieß, wollte er an der Amtseinführung Gilam'eshs teilnehmen. Seltsam, dachte frischgebackene Erste Rat, immer an den Wendepunkten meines Lebens taucht dieser finstere Hydree auf. Wollen die Schöpfer mir damit ein Zeichen geben?
    Nach seiner Amtseinführung als Erster Rat von Tarb'lhasot räumte der Kriegsmeister den Korallenstuhl für Leg'wanot. Es wurde sehr still in der Zentralkuppel. Der kleine Ikairydree bedankte sich im Namen der Überlebenden seines Volkes für die Waffenhilfe der Ditrydree-Streitschwärme. Er berichtete vom Untergang der meisten Ikairydree-Städte und von den entsetzlichen Verlusten an Leben. Schließlich kündigte er ein Geschenk an: die Konstruktionspläne für die Geheimwaffe, mit der man den letzten Angriff der Patrydree abgewehrt hatte.
    »Ich lege die Pläne und das geheime Wissen unserer Forscher in die Hände des jungen Kriegsmeisters Gilam'esh«, schloss er.
    Und dann mit Blick auf Gilam'esh: »Gehe so damit um, dass die Schöpfer wieder das Lachen lernen.«
    Gilam'esh verneigte sich und murmelte einen linkischen Dank. Das Geschenk des Ikairydree machte ihn sprachlos. Mit keinem Wort hatte Leg'wanot diese Geste angekündigt. In den Tief en seiner Hirnwindungen spürte Gilam'esh den Maddrax-Geist triumphieren.
    Nach Leg'wanot trat Ardi'bud noch einmal auf. Er gab einen kurzen Bericht über die endgültige Kapitulation der Patrydree und der Hinrichtung ihrer Anführer und lud die Delegation der Ikairydree und die Prominenz von Tarb'lhasot in seine Wohnkuppel ein. »Zu einem vertrauensvollen Gespräch«, wie er sich ausdrückte. Gilam'esh und Leg'wanot hatten dies angeregt.
    In der Zentralkuppel blieb der Gesang der Ditrydree hinter etwa dreißig Hydree zurück, die aus der Verteilerröhre über die Nordbrücke schwammen und in den Spiralgang tauchten, der zu den oberen Wohnebenen der Nordstadt hinaufführte. Nach und nach fanden sie sich alle in der Wohnkuppel des Hochrats ein: die sieben Räte, die Meister der Jagd, der Baukunst, der Strömungen, der Tiere, des Gesangs, der Rotgrundstoffe und der Wissenschaften, die Sippenältesten und die neun Delegierten der Ikairydree. Und natürlich Mosh'oyot, der Erste Hochrat der Ditrydree. Alle hatten sich in Quallensitzkuhlen rund um einen flachen Tische sinken lassen.
    »Du, verehrter Leg'wanot, und du, Gilam'esh, ihr habt um dieses Gespräch gebeten«, eröffnete Ardi'bud die Versammlung. »Nennt uns den Grund dafür.«
    »Das zu sagen, fällt mir nicht leicht«, begann Gilam'esh.
    »Es geht zunächst einmal darum, einen Schwur zu brechen, einen schädlichen Schwur, für den ich mich schäme…«
    »Nein!« Leg'wanot hob die Rechte. »Es geht darum, eine überlebenswichtige Botschaft zu überbringen. Einst hatte ich den jungen Gilam'esh beauftragt, diese Botschaft auszurichten. Das konnte nicht geschehen, aus Gründen, die euch bekannt sind.« Sein Blick streifte die Räte und Ardi'bud. Dessen Blick verfinsterte sich bereits, und er runzelte die Stirnschuppen.
    »Ich will die Botschaft zunächst in einem Satz zusammenfassen«, fuhr Leg'wanot ungerührt fort. »Sie lautet: Wenige hundert Umläufe noch, dann wird es keine Hydree auf dem Rotgrund mehr geben.«
    Ein Raunen ging durch die Runde. Die Vertreter der Stadtelite blickten sich an oder senkten die Köpfe. Manch farbiger Scheitelkamm wurde matt und stumpf. Leg'wanot wies auf Wanil'ama. »Meine Erste Forscherin hat das Wort. Sie wird in die Einzelheiten gehen.«
    »Danke, Hochrat.«
    Wanil'ama nickte in Richtung Leg'wanots. »Ich versuche mich kurz zu fassen und komme gleich zum Punkt: Die Atmosphäre des Rotgrunds verflüchtigt sich zunehmend. Wie ihr vermutlich wisst, unterhalten wir Ikairydree verschiedene Forschungsstationen im Hochgebirge. Dort erheben wir praktisch ununterbrochen die

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