The Vampire Diaries - Stefan's Diaries - Fluch der Finsternis: Band 6 (German Edition)
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Prolog
Das Einzige, worauf man sich in dieser Welt immer verlassen kann, ist der Krieg , raunte man sich in jenem stickigen Sommer des Jahres 1864 zu, als der Bürgerkrieg Amerika zerriss. Wie viel Wahrheit tatsächlich in dieser Phrase steckt, habe ich erst in den über zwanzig Jahren meines Vampirdaseins begriffen: Die Zeitungen sind stets voll von Artikeln über Menschen, die gegen Menschen kämpfen – Schlägereien auf den Straßen von San Francisco, Aufstände in Indien, Rebellionen in ganz Europa. Und kaum ist das Blut getrocknet, kaum sind die Toten begraben, beginnt das Ganze wieder von Neuem.
Aber der Krieg, den mein Bruder Damon und ich gegen Samuel Mortimer führen, ist etwas ganz anderes. Ein Kampf jenseits aller Grenzen. Soldaten fürchten instinktiv den Tod. Aber Vampire haben den Tod längst bezwungen. Und so fürchten wir nur eines: die Schreckensherrschaft, die Samuel nach seinem Sieg über London errichten wird. Das Böse, das dann freie Bahn haben wird.
In den Augen der Londoner Bürger ist Samuel Mortimer ein großer, wohltätiger Mann, der zur politischen Elite der Stadt gehört. Aber wir kennen seine wahre Natur: Samuel Mortimer ist ein grausamer Vampir. Wochenlang haben wir versucht, ihn zu vernichten. Diese Bestie hat nicht nur das Blut unschuldiger Frauen getrunken, sie wollte auch mich töten und hat meinen Bruder als Jack the Ripper verleumdet – ein inzwischen berühmt-berüchtigter Name für den wahnsinnigen Killer, der die Morde in Whitechapel auf dem Gewissen hat. Die Morde, die von Samuel Mortimer höchstpersönlich begangen wurden.
Samuel war außerdem Katherines Liebhaber. Katherine, das verführerische Vampirmädchen, das Damon und mir den Kopf verdreht und vor über zwei Jahrzehnten die Flamme der Zwietracht zwischen uns entfacht hatte. Ohne sie hätten wir uns niemals in jene Kreaturen der Nacht verwandelt, als die wir jetzt unser ewiges Dasein fristen. Samuel ist davon überzeugt, dass wir seine Geliebte getötet haben, und er will Rache. Dabei spielt es keine Rolle, dass nicht Damon und ich es waren, die sie damals in der Kirche in Mystic Falls gefangen genommen und verbrannt hatten. Er würde uns niemals glauben, dass wir sogar versucht hatten, sie zu retten. Denn Samuel braucht jemanden, der für ihren Tod bezahlt, und seine Wahl ist auf uns gefallen. Was auch geschieht, es scheint, als könnten weder zwanzig Jahre noch Tausende von Meilen noch ganze Ozeane mich von Katherines Vermächtnis trennen.
Eines aber ist neu. Die Erinnerung an sie hat meinen Bruder und mich nicht mehr entzweit. Sie hat uns vielmehr im Krieg gegen Samuel vereint. Immerhin haben wir es geschafft, Henry zu töten, Samuels Bruder, bevor der Kampf eine schreckliche Wendung nahm. Seither befindet sich Damon in Samuels Fängen. Samuel hätte ihn binnen einer Sekunde töten können. Aber dank seiner ungeheuerlichen Freude an Folter und Qual ist Damon am Leben. Noch. Ich muss meinen Bruder von seinem Leid erlösen, bevor diese Bestie seiner überdrüssig wird.
Ich habe keine Angst zu sterben. Aber – so seltsam das nach all unseren Auseinandersetzungen auch klingen mag – ich habe Angst, in einer Welt ohne Damon zu leben. Mein Bruder ist gefühllos, kalt und voller Zerstörungswut. Doch während unserer gemeinsamen Zeit in London hat er mir mehr als einmal das Leben gerettet. Auf ihn kann ich selbst dann noch zählen, wenn ich sonst niemandem mehr vertrauen kann. Er ist alles, was ich habe.
Letztlich fließt das gleiche Blut in unseren Adern. Und eines habe ich als Vampir gelernt: Blut ist Leben. Ohne Damon wird meine Lebenskraft verebben. Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um ihn zurückzubekommen …
Kapitel Eins
Nachdem Samuel mit Damon über der Schulter verschwunden war, fühlte ich mich für einen Moment so, als habe mein Geist meinen Körper verlassen. Ich kannte dieses Gefühl bereits – es war das gleiche wie vor über zwanzig Jahren in Mystic Falls, als mir eine Kugel aus dem Gewehr meines Vaters die Brust zerfetzt hatte: ein Sekundenbruchteil der Qual, gefolgt von einer tiefen inneren Leere.
Aber ich war nicht tot. Und ich würde Samuel nicht mit Damon entkommen lassen. Sobald ich mich vergewissert hatte, dass mit Cora alles in Ordnung war, atmete ich tief durch und sprang mit einem Satz durch das nächstbeste Fenster. Das Glas der Scheibe splitterte um mich herum, eine Scherbe grub sich in meine Wange. Blut rann mir übers Gesicht. Aber es
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