1681 - Tödliche Fata Morgana
Männer angewiesen, die Zeugen aus dem Weg zu räumen. Er hatte darauf gewartet, dass sich die Männer bei ihm meldeten, wenn sie den Auftrag ausgeführt hatten. Genau das war nicht eingetreten. Er hatte von seinen drei Männern nichts gehört und war nun mehr als misstrauisch geworden.
Er hatte auch seine Fühler ausgestreckt. Es gab Menschen, die ihn mit Informationen versorgten, aber auch sie wussten nicht Bescheid. Er hatte nur erfahren, dass die Stadlers noch lebten, seine drei Killer aber verschwunden waren. Das bereitete ihm große Sorgen. Er ging nicht davon aus, dass die Männer die Seiten gewechselt hatten. Sie mussten auf etwas gestoßen sein, das stärker war als sie. Er rechnete bereits damit, dass er sie abschreiben konnte, dass sie tot waren, aber bisher hatte er nichts von Toten erfahren.
So wurde die Sache für ihn immer mysteriöser, je mehr Zeit verstrich. Seit dem Morgen befand er sich bereits in seinem Büro, das über dem Lokal lag, in dem gegessen und auch getrunken werden konnte. Es war ein Laden, der nur von Orientalen besucht wurde, und er war sauber, denn es wurde nicht mit Rauschgift gehandelt. Er stand unter Beobachtung, die Terrorfahnder hatten ihre Augen überall, obwohl der Anschlag auf die Busse und die U-Bahn hier in London fast auf den Tag genau fünf Jahre zurücklag. Weniger wachsam war man trotzdem nicht geworden.
Für Sahib Bandur war es egal. Er kümmerte sich nicht um solche Dinge. Ideologie interessierte ihn nicht. Er war Geschäftsmann und wollte Geld verdienen. Und jetzt?
Er wusste, dass er an einem Scheideweg angelangt war. Bisher war für ihn alles perfekt gelaufen, doch nun musste er diesen Rückschlag hinnehmen. In seinem großen Büro saß er allein. Die Einrichtung zeigte keinen orientalischen Plüsch. Sie war sachlich und nüchtern, aber von erlesener Qualität. Nur die Motive einiger Bilder an den Wänden erinnerten daran, dass er aus dem Orient stammte. Sie zeigten Szenen aus einem Harem, wie es früher gewesen war. Man konnte den großen Raum, der fast die gesamte erste Etage einnahm, nicht nur als Büro ansehen. Es gab eine Sitzecke mit großen Möbeln. Eine Bar war ebenfalls vorhanden, bei der jede Menge Flaschen hinter Glas standen. Und es gab noch etwas in diesem Raum. Sein wertvollstes Stück, seine wirklich wichtige Errungenschaft. Mit einem Fahrstuhl war sie in diese Etage geschafft worden, und der einem Kasten gleichende Gegenstand stand nun in der Mitte des Raumes zwischen Büro und Sitzlandschaft.
Bandur war klar, dass er den Sarkophag nicht jedem Menschen zeigen würde. In dieses Büro kamen nur ausgewählte Besucher, denen er vertrauen konnte. Und bisher hatte er seine Errungenschaft noch keinem Menschen gezeigt.
Er sah den Sarkophag immer wieder an. Er war in einer Kiste angeliefert worden, von der Bandur das Prunkstück befreit hatte.
Auf dem kurzen Weg dorthin blieb er vor einem langen Wandspiegel stehen und betrachtete sich darin.
Sahib Bandur war ein Mann in den besten Jahren. Das graue Haar hatte die gleiche Tönung wie der graue Bart. Ansonsten sah die Haut stets blass aus. Die Augen lagen tief in den Höhlen, um die sich dunkle Ringe ausbreiteten. Der Sarkophag war zwar abgedeckt, aber nicht fest verschlossen. Den flachen Steindeckel konnte er mit wenig Kraft zur Seite schieben, was er immer wieder tat, auch jetzt. Er drehte ihn auf dem unteren Teil, sodass er, wenn er in den Sarg schaute, das Gesicht sah.
Wie immer schwindelte ihm leicht, als er sich das Prachtstück anschaute. Es war eine Frau, die dort lag. Sie musste längst mumifiziert sein, doch das hatte er noch nicht feststellen können, weil der alte Körper mit einer dicken Schutzschicht aus Gold bedeckt war. Erst, wenn er die löste, würde er Amara sehen können. Dass sie anders aussah als in ihrem normalen Leben, damit musste er rechnen. Das machte ihm nichts aus, denn er wusste, dass diese weibliche Person andere Qualitäten besaß.
Zu ihrer Zeit war sie eine mächtige Frau gewesen. Eine Beraterin des Pharaos, was damals nur die wenigsten Menschen gewusst hatten. Das war bis zum heutigen Tag geblieben, aber Bandur wusste mehr. Er hatte gelesen, dass es Amara gelungen war, den Tod zu überwinden. Dass nicht alles von ihr gestorben war und sie ihr Wissen nicht preisgegeben hatte. Bis heute nicht. Bandur jedoch, war fest davon überzeugt, dass es ihm gelingen konnte, an diesem Wissen teilzuhaben, nur er und keine anderen Personen. Er würde all die alten Geheimnisse
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